Katharina von Medici (German Edition)
Mann.«
Und er deutete auf Christoph hin.
Der Arzt trat auf den Gefangenen zu, löste seine Hände, klopfte ihm auf die Brust und auf den Rücken. Die Wissenschaft befaßte sich ernsthaft mit des Henkers heimlichem Examen. Während dieser Zeit brachte ein Diener in der Livrée des Guiseschen Hauses mehrere Sessel, einen Tisch und alles, was zum Schreiben nötig war.
»Beginnt mit dem Protokoll«, sagte der Herr von Montrésor, indem er die zweite schwarzgekleidete Person, die ein Kanzlist war, an den Tisch verwies. Dann kam er und setzte sich wieder zu Christoph, zu dem er mit honigsüßer Stimme sagte: »Als der Kanzler hörte, mein Freund, daß Ihr nicht in befriedigender Weise auf meine Fragen antworten wollt, hat er beschlossen, daß Ihr die gewöhnliche und außergewöhnliche peinliche Frage erleiden sollt.«
»Ist er bei guter Gesundheit und kann er sie aushalten?« fragte der Schreiber den Arzt.
»Jawohl«, antwortete der Gelehrte, welcher einer der Ärzte des lothringischen Hauses war. »Nun schön denn, zieht Euch in den Saal hier nebenan zurück, jedesmal, wenn es nötig sein sollte, Euch zu konsultieren, werden wir Euch rufen lassen.«
Der Arzt ging hinaus.
Als sein erster Schrecken vorüber war, faßte Christoph wieder Mut: seines Martyriums Stunde war gekommen. Von nun an schaute er mit kühler Neugier den Anordnungen zu, welche der Henker und seine Knechte trafen. Nachdem sie in Eile ein Bett aufgeschlagen, richteten die beiden Männer jene Maschinen her, die man spanische Stiefel nennt und die aus mehreren Brettern bestehen, zwischen die man jedes der Beine des zu Folternden legt, das sich dort in kleinen Polstern festgehalten findet. Die so hergerichteten Beine werden einander genähert.
Der Apparat, welcher von den Buchbindern angewendet wird, um ihre Bücher zwischen zwei Bretter zu klemmen, die sie mit Stricken handhaben, kann einen sehr genauen Begriff von der Art und Weise geben, in welcher Lage sich jedes Bein des zu Folternden befand. Jedweder wird sich nun die Wirkung ausdenken können, welche ein Keil hervorrief, den man mit Hammerschlägen zwischen die beiden Teile des Apparates trieb, durch die das Bein festgehalten wurde, und die, selber durch Taue zusammengepreßt, nicht nachgaben. Man trieb die Keile in der Knie- und Knöchelhöhe ein, wie wenn es sich darum handelte, ein Holzstück zu zerspalten. Die Wahl dieser beiden, des Fleisches baren Stellen, wo der Keil sich infolgedessen auf Kosten der Knochen Raum schaffte, machte diese Folter schrecklich schmerzhaft. Bei der gewöhnlichen peinlichen Frage trieb man vier Keile ein, zwei bei den Knöcheln und zwei bei den Knien; bei der außergewöhnlichen aber ging man bis zu acht, vorausgesetzt, daß die Ärzte das Empfindungsvermögen des Angeklagten für nicht erschöpft erachteten. Zu jener Zeit wandte man spanische Stiefel auch in gleicher Weise für die Hände an; da aber die Zeit drängte, hatten der Kardinal, der Reichsverweser und der Kanzler Christoph davon dispensiert.
Das Protokoll ward aufgenommen, der Großprofoß hatte, mit nachdenklicher Miene auf und ab gehend, einige Phrasen diktiert und Christoph auch seinen Namen und Vornamen, sein Alter und seinen Beruf angeben lassen. Dann fragte er ihn, von welcher Person er die Papiere erhalten hätte, die er der Königin eingehändigt.
»Vom Prediger Chaudieu!«
»Wo hat er sie Euch gegeben?«
»Bei mir zu Hause, in Paris.«
»Als er sie Euch übergab, hat er Euch erklären müssen, ob die Königin-Mutter Euch mit Freuden aufnehmen würde.«
»Nichts dergleichen hat er mir gesagt«, antwortete Christoph. »Er hat mich einzig und allein gebeten, sie der Königin Katharina heimlich zuzustecken.«
»Ihr habt also Chaudieu oft gesehen, daß er von Eurer Reise unterrichtet war?«
»Der Prediger hat nicht von mir erfahren, daß ich, wenn ich die Pelzwerke der beiden Königinnen ablieferte, von meines Vaters Seiten die Summe einfordern sollte, die ihm die Königin-Mutter schuldet; und ich habe keine Zeit gehabt ihn zu fragen, wer ihm das gesagt.«
»Jene Papiere aber, die man Euch weder eingeschlossen noch versiegelt übergab, enthielten einen Vertrag zwischen den Rebellen und der Königin Katharina. Ihr habt sehen müssen, daß Ihr Euch der Todesstrafe aussetztet, die Leute erleiden müssen, die an einer Rebellion teilhaben.«
»Ja.«
»Die Personen, welche Euch zu einem solchen Hochverratsakte verleiteten, haben Euch Belohnungen und der Königin-Mutter Schutz versprechen
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