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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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selber aufs Spiel ...« antwortete der Prinz.
    Am Ende dieses ziemlich feierlichen Mittagmahles hatte die Königin Maria den traurigen Mut, öffentlich die Unterhaltung auf den Prozeß zu lenken, den man in diesem Momente den Edelleuten machte, die mit den Waffen in der Hand festgenommen worden waren. Sie sprach, wie nötig es wäre, ihre Hinrichtung mit größtem Gepränge vornehmen zu lassen.
    »Genügt es dem Könige von Frankreich nicht, Madame,« äußerte Franz der Zweite, »zu wissen, daß so vieler tapferer Edelleute Blut dahinfließen wird? Muß man einen Triumph daraus machen?«
    »Nein, Sire, aber ein Beispiel«, antwortete Katharina.
    »Euer Großvater und Euer Vater hatten die Gewohnheit, der Verbrennung der Ketzer beizuwohnen«, erklärte Maria Stuart.
    »Die Könige, die vor mir regierten, handelten nach ihrem Belieben, und ich will nach meinem handeln«, antwortete der König.
    »Philipp der Zweite,« fuhr Katharina fort, »der gewißlich ein großer Monarch ist, ließ neulich, als er in den Niederlanden weilte, einen Glaubensakt bis auf seine Rückkehr nach Valladolid verschieben.«
    »Was haltet Ihr davon, mein Vetter?« sagte der König zum Prinzen von Condé.
    »Sire, Ihr werdet Euch nicht davon dispensieren können, der Nuntius des Papstes und die Gesandten sind zugegen. In dem Augenblicke, wo Damen dabei sind, werd' ich selber gern daran teilnehmen ...« Auf Katharina von Medicis Blick hin hatte der Prinz von Condé tapfer seinen Entschluß gefaßt.
    Während der Prinz von Condé ins Schloß von Amboise einritt, langte der Kürschner der beiden Königinnen dort ebenfalls aus Paris an; herbeigelockt hatte ihn die Unruhe, in welche die Ereignisse des Tumultes seine und Lalliers Familie versetzten. Als der Alte sich am Schloßtore zeigte, antwortete ihm der Hauptmann bei dem Worte: Kürschner der Königin:
    »Wenn du gehängt werden willst, wackerer Mann, brauchst du nur den Fuß in den Hof zu setzen.«
    Als er solche Worte hörte, ließ sich der verzweifelte Vater einige Schritte davon auf einer Schranke nieder und wartete, daß ein Diener einer der beiden Königinnen oder irgendeine Frau vorübergehen würde, um etwelche Nachricht über seinen Sohn zu erhaschen. Den ganzen langen Tag aber harrte er dort, ohne einen Bekannten zu erblicken; dann sah er sich genötigt, in die Stadt hinunterzugehen, wo er sich, nicht ohne Mühe, in einem Gasthofe an dem Platze einmietete, wo die Hinrichtungen vor sich gehen sollten. Er sah sich gezwungen täglich einen Taler zu bezahlen, um ein Zimmer zu bewohnen, dessen Fenster auf den Platz ging. Folgenden Tags besaß er den Mut, von seinem Fenster aus der Hinrichtung der Begünstiger der Rebellion beizuwohnen, welche als Leute geringen Standes verurteilt worden waren, gerädert oder gehängt zu werden. Der Syndikus der Kürschnerbruderschaft war sehr glücklich, seinen Sohn nicht unter den Delinquenten zu sehen. Als die Hinrichtung zu Ende war, stellte er sich dem Gerichtsschreiber in den Weg. Nachdem er seinen Namen genannt und ihm eine Börse voller Goldstücke in die Hand gedrückt hatte, bat er ihn, nachzuforschen, ob bei den drei vorhergehenden Hinrichtungen einer namens Christoph Lecamus dabeigewesen wäre. Gerührt durch das Gebaren und den Tonfall dieses verzweifelten Vaters nahm der Schreiber ihn mit sich in seine Behausung. Nach sorgfältiger Nachforschung gab er dem Greise die Versicherung, daß besagter Christoph sich weder unter den bisher vom Leben zum Tode Gebrachten, noch unter denen befände, die an den folgenden Tagen den Tod erleiden sollten.
    »Mein lieber Meister,« sagte der Gerichtsschreiber zum Syndikus, »das Parlament ist jetzt mit dem Prozesse der in die Angelegenheit verwickelten Edelleute und der hauptsächlichen Anführer beschäftigt. So wird Euer Sohn vielleicht in den Schloßgefängnissen festgehalten und für die glänzende Hinrichtung aufgespart, welche unsere gnädigen Herren, der Herzog von Guise und der Kardinal von Lothringen, vorbereiten. Siebenundzwanzig Baronen, elf Grafen und sieben Markgrafen, im ganzen fünfzig Edelleuten oder Häuptern der Reformation muß man den Kopf abschneiden. Da das Gericht der Grafschaft Tourraine nichts mit dem Pariser Parlamente zu schaffen hat, so sucht, wenn Ihr durchaus Nachrichten über Euren Sohn haben wollt, zu dem gnädigen Herrn Kanzler Olivier zu gelangen, der bei dem Prozesse auf des Reichsverwesers Geheiß in hervorragender Weise die Hand im Spiele hat.«
    Dreimal ging der arme

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