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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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nimmt?«
    »Ja«, nickte Chicot.
    Er näherte sich dem Prinzen und machte ihm begreiflich, daß sie beobachtet und belauscht würden.
    »Was hast du mir also zu sagen?« forschte der Prinz von Condé.
    »Mut allein kann Euch aus der Affäre ziehen, und das läßt Euch die Königin-Mutter sagen«, erklärte der Narr, der dem Prinzen seine Worte unvermerkt ins Ohr flüsterte.
    »Sag denen, die dich schicken«, antwortete der Prinz, »daß ich, wenn ich mir irgend etwas vorzuwerfen oder irgend etwas zu befürchten hätte, nicht ins Schloß gekommen wäre.«
    »Diese wackre Antwort will ich schnell überbringen«, schrie der Narr.
    Zwei Stunden später, um ein Uhr nachmittags, vor des Königs Mittagsmahle erschienen der Kanzler und der Kardinal von Tournon und holten den Prinzen ab, um ihn Franz dem Zweiten in der großen Galerie vorzustellen, wo man Conseil abgehalten hatte. Dort, vor versammeltem Hofe spielte der Prinz von Condé den Erstaunten. Er wunderte sich über die Kälte, welche ihm der kleine König bezeigte, und fragte ihn nach der Ursache.
    »Man klagt Euch an, mein Vetter,« sagte die Königin-Mutter streng, »Euch an der Verschwörung der Reformierten beteiligt zu haben, und Ihr müßt Euch als einen treuen Untertanen und guten Katholiken bezeigen, wenn Ihr des Königs Zorn nicht auf Euer Haupt lenken wollt.«
    Inmitten tiefsten Schweigens hatte Katharina diese Worte gesagt; dann reichte sie dem König, ihrem Sohn, den Arm. Der Herzog von Orleans stand ihr zur Linken. Als der Prinz diese Worte hörte, fuhr er drei Schritte zurück, legte mit einer Bewegung voller Kühnheit die Hand an seinen Degen und sah alle Personen, die um ihn herum standen, an.
    »Die das gesagt haben, Madame,« schrie er mit erregter Stimme, »haben frech gelogen.«
    Er schleuderte seinen Handschuh vor des Königs Füße und sagte:
    »Wer solcher Verleumdung das Wort reden will, möge sich hervorwagen!«
    Der ganze Hof bebte, als man den Herzog von Guise seinen Platz verlassen sah.
    Doch statt, wie man meinte, den Handschuh aufzuraffen, trat er auf den unerschrockenen Buckligen zu.
    »Wenn Ihr eines Sekundanten bedürft, mein Prinz, so erweist mir die Ehre und nehmt mich als solchen an«, sagte er; »ich stehe für Euch ein, und Ihr werdet den Reformierten beweisen, wie sehr sie sich täuschen, wenn sie Euch zum Führer nehmen wollen ...«
    Der Prinz war gezwungen, dem Reichsverweser die Hand hinzustrecken. Chicot hob den Handschuh auf und gab ihn Herrn von Condé zurück.
    »Lieber Vetter,« erklärte der kleine König, »Euren Degen sollt Ihr nur zur Verteidigung der Krone ziehen; kommet zum Essen.«
    Ganz überrascht über seines Bruders Tun führte der Kardinal von Lothringen Franz von Guise in ihre Gemächer.
    Der Prinz von Condé war der schwersten Gefahr entronnen; er reichte der Königin Maria Stuart die Hand, um sich in den Speisesaal zu begeben; indem er der jungen Königin Schmeicheleien sagte, forschte er nach, welche Falle ihm in diesem Augenblicke des Balafré Politik stellte. Der Prinz mochte sich noch so sehr den Kopf darüber zerbrechen, des Lothringers Plan erriet er erst, als die Königin Maria ihn ihm entdeckte.
    »Schade war es gewesen«, sagte sie lachend zu ihm, »einen so geistreichen Kopf fallen zu sehen. Gesteht, mein Oheim ist doch sehr edelmütig.«
    »Ja, Madame, mein Kopf ist nur etwas wert, solange er auf meinen Schultern sitzt, wenn auch die eine merklich viel dicker ist als die andere. Edelmut bei Eurem Oheim? War das nicht ein allzu wohlfeil gekauftes Verdienst? Meint Ihr, es sei so leicht, einem Prinzen von Geblüt den Prozeß zu machen?«
    »Es ist noch nicht alles zu Ende«, erwiderte sie. »Erst wollen wir sehen, wie Ihr Euch bei der Hinrichtung der mit Euch befreundeten Edelleute benehmen werdet. Der Conseil hat beschlossen, das größte Gepränge dabei zu entfalten.«
    »Ich werde tun,« sagte der Prinz, »was der König tun wird.«
    »Der König, die Königin-Mutter und ich selber werden ihr mit dem gesamten Hofe und den Gesandten allen beiwohnen ...«
    »Ein Fest also? ...« sagte der Prinz ironisch.
    »Mehr als das,« erwiderte die junge Königin, »ein Glaubensakt, eine Handlung von hoher Politik. Es handelt sich darum, die Edelleute Frankreichs der Krone zu unterwerfen und ihnen ein für allemal den Geschmack an Aufruhr und Kabalen zu nehmen.«
    »Indem Ihr ihnen solche Gefahren zeigt, werdet Ihr ihnen den kriegerischen Mut nicht rauben, Madame; bei solchem Spiele setzt Ihr die Krone

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