Katharsia (German Edition)
wirst du schon noch bleiben müssen.“
Sando seufzte enttäuscht. Doch als Fatima mit den Zeitungen auftauchte, leuchteten seine Augen.
„Hallo, Fatima“, begrüßte er sie.
„Guten Tag, mein ruhmreicher Held“, erwiderte Fatima spöttisch und legte ihm die Zeitungen aufs Bett. „Ich bin ganz stolz, dich zu kennen.“
Sandos Gefühl der Freude paarte sich mit dem der Verlegenheit. Rasch griff er nach den Zeitungen. Blättern konnte er sich sparen. Fotos von ihm und seinen Freunden prangten auf den Titelseiten. Sie zeigten den Moment ihrer Befreiung. Ihre Gesichter waren gezeichnet von Entsetzen und Erschöpfung.
Ganz vorn ging Gregor, die Hand erhoben, sodass Schatten auf seine Augen fiel. Ben schaute den Betrachter der Zeitung mit trotzigem Blick an und seine, Sandos, Augen wirkten verkniffen, geblendet durch das Blitzlichtgewitter. Im Hintergrund stützte Denise ihren Vater, dessen Gesicht nicht zu erkennen war, weil sein Kopf vornüber auf der Brust hing. Daneben, mit finsterer Miene, Nabil, der den Arm des alten Mannes über seine Schulter gelegt hatte, um ihn am Stürzen zu hindern. Andere Fotos zeigten KORE-Leute in Handschellen, deren Augen mit schwarzen Balken unkenntlich gemacht waren.
Dazu Schlagzeilen wie: „Das KORE – Battonis Privatarmee?“ – „Die geheimnisvollen Informanten – Sie brachten Battoni zu Fall!“ – „Battoni tot – Seiner Seele droht der Hades!“
Die letzte Schlagzeile erfüllte Sando mit Erleichterung.
„Sie haben sie also eingefangen“, murmelte er für sich.
Doktor Fasin horchte auf. „Wen haben sie eingefangen?“, wollte er wissen.
„Ich habe gesehen, wie seine …“ Sando biss sich auf die Lippen. Sollte er wirklich sagen, dass er Battonis Seele gesehen hatte? Sollte er sich als Auvisor zu erkennen geben?
„Was hast du gesehen?“ Doktor Fasin drängte auf eine Antwort.
„Also … na ja … ich habe den toten Battoni gesehen und gehofft, dass sie seine Seele einfangen …“ Er deutete auf die Schlagzeile. „Das scheint ja gelungen zu sein.“
Er hatte sich entschieden, erst mit seinen Freunden zu sprechen, ehe er bekannt gab, ein Auvisor zu sein.
Doktor Fasin nickte. „Ja, sie haben ganze Arbeit geleistet.“
Sando wechselte rasch das Thema. „Doktor Fasin, wie kommt es eigentlich, dass man Sie aus Makala geholt hat? Gibt es in Paris keine guten Ärzte?“
Doktor Fasin lachte. „Das klingt ja, als wäre es dir nicht recht, dass ich hier bin.“
„Doch, ich finde es wunderbar! Aber woher wussten sie, dass wir uns kennen?“
Der Doktor zog ein kleines Kärtchen aus seinem Arztkittel. „Du hattest meine Visitenkarte bei dir. Erinnerst du dich? Bei einem solch prominenten Fall wollte man keinen Fehler machen und den Arzt zu Rate ziehen, der die Vorgeschichte des Patienten kennt. Also hat man weder Kosten noch Mühen gescheut, mich nach Paris zu holen.“
„Großartig!“, freute sich Sando. „Gut, dass Sie mir die Karte gegeben haben.“
Plötzlich aber verdüsterte sich seine Miene wieder.
„Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Doktor Fasin besorgt.
„Nein, nein. Ich fühle mich bestens“, versicherte Sando rasch. „Aber …“
Er zögerte. Sollte er nach Maria fragen? Er wusste, dass Doktor Fasin bei ihr gewesen war, doch die Furcht vor einer schlechten Nachricht lähmte ihm die Zunge.
„Aber?“ Doktor Fasin nahm Sandos Kinn in seine warme Hand und sah ihm forschend ins Gesicht.
„Na ja … es ist nur …“, sagte Sando unschlüssig. Dann fasste er sich ein Herz. „Maria … Wie geht es Maria? Sie waren doch bei ihr?“
Doktor Fasin ließ Sandos Kinn los und blickte nun sehr ernst.
„Bist du dir sicher, dass es Maria war, mit der du gesprochen hast? Die junge Frau, die ich angetroffen habe, hat sich mir als Callista Masaad vorgestellt und, ehrlich gesagt, habe ich keinen Grund gefunden, daran zu zweifeln. Sie erschien mir als ganz normale und gefestigte Persönlichkeit. Sie hat sich bei mir entschuldigt, dass ihr Personal wegen eines kleinen Unwohlseins gleich den Arzt hatte rufen lassen.“
Das war die Antwort, die Sando befürchtet hatte.
Niedergeschlagen senkte er den Blick. „Ich weiß genau, dass es Maria ist“, sagte er leise.
In Doktor Fasins Miene trat ein Zug des Bedauerns. „Es tut mir leid, dass ich dir nichts anderes sagen kann. Glaub mir, du wirst Maria noch finden.“
Sando nickte mechanisch. Doktor Fasins Worte konnten ihn nicht trösten.
Während sich der Arzt vom Bett des Jungen erhob und
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