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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Fähigkeiten gut gebrauchen. Also, wenn du einmal nach Makala kommst, besuche mich. Du bist immer herzlich willkommen.“
    „Danke“, sagte Sando erfreut. „Grüßen Sie Fatima und richten Sie ihr aus, ich wünsche ihr Nächte ohne den Albtraum.“
    „Sie hat dir davon erzählt?“ Doktor Fasin war überrascht. „Außer mir hat sie bisher noch niemanden ins Vertrauen gezogen.“ Er musterte Sando wie ein Vater, der zum ersten Mal einem Verehrer seiner Tochter begegnete. Ein heikles Schweigen entstand. Sando spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Warum eigentlich? Er suchte die Flucht nach vorn.
    „Haben Sie eine Ahnung, woher Fatimas Traum kommen könnte?“ Doktor Fasin zog seine Brauen hoch, als erschiene es ihm unangebracht, ein solches Thema mit einem Halbwüchsigen zu erörtern. Dann sagte er gedehnt: „Also, wenn Fatima mit dir darüber schon gesprochen hat, dann hat sie sicher nichts dagegen, wenn ich dir diese Frage beantworte. Ich denke, es ist der tägliche Druck, dem sie als Mitarbeiterin an meiner Seite ausgesetzt ist. Die Anforderungen sind hoch und Fatima möchte perfekt sein. Ich finde, sie ist es auch. Sie macht ihre Sache ausgezeichnet. Dennoch stürzt sie der kleinste Fehler in Selbstzweifel. Tja – und wenn man sich selbst nicht vertraut und meint, für andere eine Last zu sein, dann sind Ängste und Albträume nicht weit. Das Schlimmste für Fatima ist Ablehnung, Zurückweisung – und genau das widerfährt ihr in dem Traum.“
    Sando war dankbar, dass ihn der Doktor ernst nahm. Dennoch erkannte er in seiner Erklärung Fatima nicht wieder. Er hatte von ihr ein anderes Bild.
    „Ich hatte immer den Eindruck, dass Fatima sehr stark ist“, wandte er ein. „Könnte es nicht sein, dass sie das, was sie träumt, tatsächlich erlebt hat?“
    „Das ist absurd, Sando. Eine Horde hasserfüllter Männer in einem armseligen Dorf ist ihr nie begegnet. Fatima hat immer sehr behütet gelebt. Keiner weiß das besser als ich.“
    Doktor Fasin schien ein wenig verstimmt zu sein.
    „Ich meine ja nur … weil dieser Traum so … konkret ist“, rechtfertigte sich Sando und zog sich sein Hemd über.
    „Auch das ist nicht ungewöhnlich. Träume können äußerst real wirken, wie du sicher selbst schon erfahren hast.“
    Sando nickte und Doktor Fasin reichte ihm die Hand.
    „Ich muss nun leider gehen. Alles Gute also und hoffentlich bis bald.“ Er wendete sich zur Tür. „Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Ich soll dich vom alten Jannis grüßen. Er ist heute früh entlassen worden.“
    „Entlassen?“
    „Genauer gesagt, hat er darauf bestanden, gehen zu dürfen. Es gab auch keinen Grund, ihn zu halten. Es ist ein Rätsel: Zwei Mal klinisch tot an einem Tag, doch die Analyse in der Nacht hat ergeben, dass er kerngesund ist.“
    „Halten Sie ihn auch für einen Spinner?“, fragte Sando geradezu.
    Doktor Fasin blickte auf seine Uhr und kehrte noch einmal zu Sando zurück.
    „Ich habe jetzt keine Zeit für Grundsatzgespräche. Nur so viel: Der Alte vertritt sehr fragwürdige Positionen, die er mit einer außergewöhnlichen Suggestivkraft vorträgt. Ich hoffe, du bist ihr nicht schon erlegen. Ich rate zur Vorsicht, Sando!“
    Während er dies sagte, näherte sich auf dem Gang eiliges Schuhgetrappel. Aufgeregte Rufe wurden laut. Mit einem Knall sprang die Tür auf und ein Mann stand im Raum. Doktor Fasin und Sando rissen erschrocken ihre Köpfe herum und starrten ihn entgeistert an. Plötzlich zuckte Blitzlicht auf.
    Der Doktor begriff als Erster, was geschah. Er brüllte: „Was erlauben Sie sich?! Raus hier! Auf der Stelle!“
    Leute der Gefahrenabwehr fluteten herein, zwangen den Eindringling zu Boden.
    Sando sah den Fotoapparat. Er lag neben dem Reporter. Ein kleiner roter Lichtpunkt blinkte über dem Objektiv. Doktor Fasin, außer sich vor Zorn, riss den Apparat an sich. Er schlug ihn gegen die Wand, dass der Putz bröckelte, immer wieder, bar jeder Selbstbeherrschung.
    Verwundert beobachtete Sando das Wüten des sonst so gefassten Seelendoktors. Der warf nun den Apparat zu Boden, trampelte darauf herum. Einzelteile flogen durch den Raum. Der rote Lichtpunkt war längst erloschen, doch erst als einer der Beamten einschritt, stellte er keuchend sein Zerstörungswerk ein.
    Der Eindringling, den die Männer in die Zange genommen hatten, sah die verstreuten Trümmer seiner teuren Gerätschaft und sagte hochnäsig: „Das werden Sie mir bezahlen, Doktor. Das dürfen Sie nicht.“
    Mit einem

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