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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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zuckten. Beim Aussteigen winkte sie noch einmal, ohne sich umzudrehen. Dann schloss sich die Tür.
    „Dresden!“, sagte Enzo Vitelli. Der Ton war sachlich. Maschinen brauchten kein Gefühl.
    Das Schwebemobil stieg senkrecht auf wie ein Hubschrauber. Der Junge sah aus dem Fenster. Unter ihnen lag Paris. In der Ferne blitzte der Eiffelturm. Plötzlich presste ihn ein starker Vortrieb in den Sessel. Der Fluggleiter gewann an Geschwindigkeit und die Stadt verschwand allmählich aus seinem Blickfeld.
    „Na, Überraschung gelungen?“
    Enzo Vitelli, eben noch bei der Kontrolle der Steuerungsautomatik, hatte sich mit seinem Sessel zu Sando umgedreht und blickte ihn erwartungsvoll an.
    „Ja“, sagte der Junge. „Aber warum tun Sie das für mich?“
    „Für dich? Es ist eher ein Geschäft, das auf Gegenseitigkeit beruht“, gab Enzo Vitelli zu. „Ich bringe euch nach Dresden, dafür steht ihr mir in meiner Sendung Rede und Antwort.“
    „Wir sollen in Ihrer Sendung auftreten?“ Sando schaute den Moderator ungläubig an. Dann wandte er sich an Ben, Gregor und Nabil: „Habt ihr das mit ihm besprochen?“
    „Nun, immerhin hat uns Herr Vitelli mit der Veröffentlichung unseres Materials einen großen Dienst erwiesen“, sagte Ben. „Da konnten wir schwerlich seine Bitte um ein Interview abschlagen.“
    Enzo Vitelli schmunzelte.
    „Mein Problem ist jetzt, ein geeignetes Studio in Dresden zu finden. Aber was tut man nicht alles für eine gute Sendung …“
    Sando verspürte ein banges Ziehen in der Magengegend. „Aber wenn wir bei Ihnen auftreten … Ist das nicht zu gefährlich? Battoni ist zwar tot, aber das KORE existiert noch.“
    „Das haben wir uns auch gefragt“, sagte Gregor, dem es nach Bens Entschuldigung sichtlich besser ging. „Aber ich glaube, Herr Vitelli hat Recht, wenn er sagt, dass die Öffentlichkeit den besten Schutz bietet.“
    „Also, meine Herrschaften …“ Enzo Vitelli klappte ein winziges Notebook auf, dessen Tasten viel zu klein für seine Finger wirkten. „Nutzen wir die Zeit für die Vorbereitung der Sendung. Ich bin gespannt auf die ganze Geschichte.“ Mit seinen blauen Augen blitzte er die Gefährten an.
    Als Dresden nach knapp einer Stunde in Sicht kam, hatten sie ihre Geschichte in Kürze erzählt. Vitelli war im Bilde. Zufrieden klappte er sein elektronisches Gedächtnis zu.
    Sando setzte sich dicht ans Fenster, um ja keinen Blick auf seine Heimatstadt zu verpassen.

DRESDEN
    Als die barocke Silhouette der historischen Altstadt von Dresden vor den Fenstern des niedergehenden Gleiters auftauchte, entfuhr Sando ein Laut des Staunens und der Überraschung. Die Frauenkirche mit ihrer wuchtigen Kuppel aus Stein erhob sich aus dem Stadtbild, wie er es von der Erde kannte. Auch die nadeldünne Spitze des Schlossturmes, die grazile Hofkirche und davor der Fluss, über den in geschwungenen Bögen eine Brücke aus Sandstein führte, waren ihm vertraut.
    „Erkennst du deine Stadt wieder, Sando?“
    Enzo Vitelli sah ihn aufmerksam an.
    „Und ob! Sie ist noch schöner, als ich sie in Erinnerung habe.“
    Das Flugmobil verharrte in etwa fünf Metern Höhe über den Wiesen des Flusses, der die Stadt durchzog. Sando entdeckte eine Schar Neugieriger, die zu ihnen heraufblickte.
    „Wollen Sie etwa hier landen?“, fragte er.
    Enzo Vitelli lächelte.
    „Das dürfen wir nicht. Ich wollte meinen Gästen nur einmal die schönste Aussicht auf die Stadt präsentieren und nebenbei ein wenig für meine Zeitung werben.“
    „Und wohin fliegen wir jetzt?“, wollte Sando wissen, während ihr Mobil rasch wieder an Höhe gewann.
    „Die ,Katharsia TIMES‘ unterhält in Dresden eine Außenstelle. Dort können wir landen, ohne gleich von Neugierigen belagert zu werden“, erklärte Vitelli.
    Kurze Zeit später näherten sie sich dem Dach eines Hochhauses, dessen Fassade mit den Namen renommierter Zeitungen bedeckt war. Abgesehen von zwei kleinen Flugmobilen, die am Rand der Landefläche parkten, war das Dach frei und bot genügend Platz für ihr etwas überdimensioniertes Projektil.
    „So, meine Herrschaften“, sagte Vitelli gut gelaunt, als der Gleiter niedergegangen war. „Dresden gehört Ihnen! Dennoch werden Sie sich nicht völlig frei bewegen können. Die Gefahrenabwehr hat darauf bestanden, Sie im Auge zu behalten. Zu Ihrer eigenen Sicherheit. Sie wissen ja selbst: Das KORE ist unberechenbar wie ein angeschlagenes Raubtier.“
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und Männer in Zivil

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