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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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damit auslösen würde.
    „Kakao?“
    Professor Gellert schaute mit einem verunsicherten Vogelblick in die Runde.
    „Sie werden verzeihen, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass dieser Junge tatsächlich noch ein Kind ist.“
    Sando, Ben und Gregor hatten Mühe, nicht loszuprusten, während Nabil sachlich informierte: „Er ist ein Neuankömmling.“
    „Mit einem Kakao können wir leider nicht dienen“, sagte Frau Lindgrün fahrig. Das peinliche Eingeständnis trieb ihr wieder die Röte ins Gesicht.
    „Macht nichts, ein Orangensaft tut es auch“, sagte Sando großzügig.
    Ihr gleichmäßiges Gesichtsrot gerann nun zu Hektikflecken. Hilflos schaute sie zu ihrem Chef, dessen Hakennase unruhig die Richtung wechselte, mal zu ihr und mal zu Sando zeigte. Eine Lösung für das Problem fiel ihm offenbar auch nicht ein.
    „Leitungswasser“, stieß Frau Lindgrün kurzatmig hervor. „Normales Leitungswasser kann ich noch anbieten. Leider …“
    Sando nahm an und Frau Lindgrün entwich ein Schnaufen der Erleichterung.
    Als das Wasser auf dem Tisch stand, kamen sie endlich zur Sache.
    „Nun, meine Herrschaften …“
    Wieder geriet ein wenig Irritation in den Blick des Professors und er zog es vor, sich an Nabil zu wenden, dem einzigen seiner Gäste, von dem er sicher sein konnte, dass er das Erwachsenenalter erreicht hatte.
    „Nun bin ich gespannt auf das Material, das Sie uns mitgebracht haben.“
    „Ich habe es nicht gefunden“, brummte Nabil bescheiden. „Die Ehre gebührt diesem Jungen, Sando Wendelin.“
    Die Hakennase fuhr herum. „Du? Du bist der Finder?“ Er kratzte sich am Kopf, lächelte schuldbewusst. „Und nicht einmal einen Kakao haben wir für dich. Ich hoffe, du kannst uns verzeihen.“
    Er sah Sando erwartungsvoll an. Der Zeitpunkt der Übergabe des Fundes war gekommen.
    Sando nahm noch einen Schluck Wasser, was der Professor mit einem schmerzlichen Lächeln quittierte, und holte dann das Medaillon hervor.
    „Wie hübsch!“, sagte Professor Gellert und die Enttäuschung darüber, dass er immer noch nicht den begehrten Gegenstand bekam, war ihm anzumerken. Doch er bewahrte Haltung und heftete seinen Blick auf das Bildnis. „Die Sixtinische Madonna.“
    In seinem Ton klang Anerkennung, doch er konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen. „Dass ein Junge wie du so etwas trägt …“
    Sando gefroren die Gesichtszüge. Sollte er diesem komischen Kauz erklären, was ihn mit dem Schmuck verband? Er dachte nicht daran.
    „Es war ein gutes Versteck“, sagte er nur und klappte das Bildnis nach oben. Als der Hühnergott sichtbar wurde, entfuhr Professor Gellert ein Laut, der an das Krächzen einer Krähe erinnerte. Frau Doktor Hellbrink nestelte aufgeregt am Ärmel ihres lindgrünen Kleides.
    „Es ist … unglaublich …“, hauchte sie. „Der Key … wir haben ihn wieder …“
    Professor Gellert beugte sich über den Tisch und klaubte mit seinen langgliedrigen Fingern den Hühnergott aus dem Geheimfach des Medaillons. Er führte ihn dicht an seine Augen und begutachtete ihn.
    „Er ist es tatsächlich, unser Key!“
    Andächtig legte er das glänzende Stück vor sich auf den Tisch.
    „Key?“, fragte Sando. „Warum heißt das Ding Key ?“
    Den Blick nicht vom Hühnergott abwendend, erklärte Professor Gellert: „Nun, es ist der Schlüssel zu allem, was wir in den letzten Jahren erarbeitet haben.“
    „Wie meinen Sie das?“
    Statt einer Antwort nahm der Professor mit spitzen Fingern den Hühnergott und trug ihn zu seinem Schreibtisch.
    „Komm mal her … äh … Sando?“
    Sando nickte.
    „Hab ich mir den Namen tatsächlich gemerkt. Ich bin ganz stolz auf mich.“
    Der Professor kicherte, wobei seine Nase auf und nieder stieß, und klackerte währenddessen auf der Tastatur herum. Sando stand hinter ihm und schaute auf den Monitor.
    „Ich versuche jetzt, den Speicher zu öffnen, der unsere Forschungsergebnisse enthält. Was siehst du?“
    „Eine Meldung, die nach einem Key verlangt.“
    „Genau.“ Der Professor klackerte erneut mit den Tasten. „Ich wiederhole den Versuch. Was sagt der Computer jetzt?“
    Sando las laut vor, damit seine Gefährten auch etwas mitbekamen. „Kein gültiger Key! Achtung! Beim nächsten Versuch ohne gültigen Key werden die Daten gelöscht!“
    Der Professor nickte.
    „Siehst du? Wir hätten freilich versuchen können, den Computer zu überlisten, den Schlüssel zu knacken, aber das Risiko, damit alles zu verlieren, war zu groß. Seit

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