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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Es geht vielmehr um die Sicherheit des Präsidenten. Inmitten einer solchen Gleiterkolonne“, der Mann wies mit der Hand nach unten, „könnten Insassen vorausfliegender oder nachfolgender Mobile auf dumme Gedanken kommen und …“
    Er sprach nicht zu Ende, doch Sando wusste auch so, was er meinte.
    Plötzlich schlug Sonnenlicht durch die Scheiben. Ihr Gleiter war herausgeschossen aus den Häuserschluchten und unversehens befanden sie sich über einer schier endlosen, strahlend gelben Ebene, die Sando für ein wogendes Kornfeld gehalten hätte, wäre da nicht ein auffälliges Raster gewesen, das das Gelände in unzählige Rechtecke unterteilte.
    Wenn es kein Kornfeld ist, was dann , fragte sich Sando.
    Er entdeckte kleine Punkte, die sich entlang der Rasterlinien bewegten, und erkannte, dass es Menschen waren.
    Sie laufen durch ein Labyrinth, in der Hoffnung, herauszufinden , dachte er. Hier und da ragten golden schimmernde Bögen, die wie gewaltige Pforten anmuteten, aus dem Gelände auf. Waren das die Ausgänge, nach denen die Menschen suchten? Rätselhaft erschienen Sando auch zahlreiche scherenschnittartige Schattenfiguren, die weite Teile der Ebene verdunkelten. Ihrer Größe nach mussten die Körper, von denen die Schatten ausgingen, riesenhaft sein. Doch Sando entdeckte weit und breit nichts, was die Herkunft dieser Figuren plausibel machte.
    „Der Schattenhain“, sagte Ben.
    Der Gleiter ging nieder. Gelbes Licht flutete herein.
    Als sie ins Freie traten, erkannte Sando, dass die goldene Fläche aus hüfthohen metallisch glänzenden Halmen bestand, künstliche Getreidepflanzen, an deren Spitzen – stilisierten Ähren gleich – goldgelbe Metallröhrchen hingen. Sie wogten im Wind und Sando wusste nun, warum er die Anlage beim Überflug für ein Kornfeld gehalten hatte. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass er hier unten auf der Erde niemals einer solchen Illusion erlegen wäre, denn der Klang, den die Millionen und Abermillionen filigraner Gebilde im Wind erzeugten, hatte nichts vom Rauschen eines Kornfeldes. In der Luft lag ein helles, glockenklares Klingen von unvergleichlicher Zartheit. Sando lauschte ihm nach. Nie hatte er etwas derart Anrührendes gehört. Die zahlreichen goldenen Torbögen, die er schon vom Gleiter aus gesehen hatte, erhoben sich wie Mahnmale aus der Ebene. Sie trugen Schriftzeichen, die Sando aus der Ferne jedoch nicht entziffern konnte.
    „Kommen Sie, meine Herren, Mr. Wanderer erwartet sie dort auf dem kleinen Hügel.“
    Die dunkle Stimme Heide Brandaus riss Sando aus seinen Gedanken. Er bemerkte an den Blicken seiner Gefährten, dass sie von der Anlage ebenso gefangen waren wie er.
    Der kleine Hügel, zu dem die Referentin des Präsidenten sie nun führte, wurde gekrönt durch ein elegant geschwungenes Sonnensegel. Bei dessen Anblick erst spürte Sando die Hitze, mit welcher die Sonne brannte, und er beeilte sich, Mrs. Brandau zu folgen.
    Kaum waren sie am Fuße der Erhebung angelangt, eilte ihnen ein kleiner, quirliger Mann entgegen, dessen Kopf im Vergleich zu seinem schmächtigen Körper ein wenig zu groß geraten war.
    Ballonkopf , dachte Sando belustigt und schalt sich sofort selbst dafür, denn Wanderers feine Gesichtszüge, seine lebendigen Augen drängten die kleine Unvollkommenheit für den unvoreingenommenen Betrachter schnell in den Hintergrund.
    Sando staunte, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser mächtige Mann auf sie zukam, die Arme vorgestreckt wie zur Begrüßung alter Bekannter.
    „Herzlich willkommen! Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung so schnell gefolgt sind“, rief er noch im Gehen und achtete nicht auf Mrs. Brandaus Bemühungen, eine protokollgerechte Vorstellungszeremonie in Gang zu bringen. Ihr förmliches „Mr. Samuel Wanderer, Präsident!“ ging unter in der Frage, die der Gastgeber sofort an Nabil richtete: „Herr Rachid, wenn ich nicht irre?“
    Auf Nabils verblüfftes Nicken hin sagte er: „Ich habe Ihren Mut bewundert.“ Er schenkte ihm ein freundliches Lächeln und wandte sich Gregor zu.
    „Herr Gordon, nicht wahr? Willkommen!“
    Gregor lief rot an vor Verlegenheit, als der Präsident seine Hand drückte.
    „Ah – und da haben wir unseren neuen Auvisor, Sando Wendelin!“ Er schüttelte dem Jungen die Hand. „Schön, dich kennenzulernen, Sando!“
    Und auch Ben sprach er mit Namen an: „Herr Hakim von der Einwanderungsbehörde in Makala! Ein Job mit großer Verantwortung. Es ist mir eine Ehre!“
    Als er die vier Gefährten

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