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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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zur verbotenen Zone“, erklärte Doktor Fasin. „Wir müssen jetzt umsteigen. Mit unserem Gleiter dürfen wir nicht hinein.“
    Sie fuhren auf einen weiträumigen Parkplatz, auf dem schon etliche Mobile standen. Der Doktor suchte nach einer Stellfläche im Schatten des Betonbaus, doch dort waren alle Plätze belegt.
    „Na dann nicht …“, murmelte er genervt und parkte das Fahrzeug in der prallen Sonne.
    Er stieg aus und ging zu den überdachten Drehtüren, die den Eingang des Gebäudes bildeten. Sando trottete ihm nach, vorbei an einem Schild, das einen Fingerabdruck zeigte.
    „Was bedeutet das?“, fragte er.
    „Mach es wie ich“, erwiderte Doktor Fasin. „Dein Fingerabdruck ist hier als Legitimation bereits eingespeichert.“
    Er legte seinen Zeigefinger auf einen Sensor an der Tür, die sich daraufhin zu drehen begann. Sobald er sie durchschritten hatte, blieb sie wieder stehen. Auf Sandos Fingerkontakt hin setzte sie sich erneut in Bewegung und er folgte dem Doktor ins Innere des Gebäudes.
    „Zwischen den Drehflügeln sitzt ein hochsensibler Scanner“, erklärte Doktor Fasin. „Er sucht dich nach Kokonmaterial und fremden Seelen ab, natürlich auch nach Waffen und Sprengstoff.“
    Unter den Blicken mehrerer bewaffneter Wachleute betraten sie ein Transportband, das sie in die Tiefe zu einem unterirdischen Bahnsteig brachte. Dort standen bereits einige Männer in blauer Montur und warteten.
    „Hadeswärter“, flüsterte Doktor Fasin. „Gleich kommt die Bahn, die uns in die schwarzen Berge bringt.“
    Sando beugte sich vor und blickte in das dunkle Loch am Ende des Steiges. Er spürte einen Luftzug, der stärker und stärker wurde. Plötzlich schoss ein Zug aus der Öffnung und raste auf ihn zu. Erschrocken fuhr er zurück. Türen öffneten sich mit einem Zischen und Sando spürte, wie er in den Waggon geschoben wurde. Kaum dass er saß, nahm die Bahn wieder Fahrt auf. Das einförmige Schwarz vor den Fenstern machte es unmöglich, das Tempo abzuschätzen. Einziger Hinweis, dass es tatsächlich voranging, war das weiche Schlingern, das Sando nahe an den Brechreiz brachte. Er atmete auf, als unvermittelt Tageslicht hereinfiel. Die Bahn hatte den Tunnel verlassen und jagte nun auf einer Brückenkonstruktion über die wellige Dünenlandschaft dahin. Die Berge waren schon sehr nahe gerückt. Sando fiel eine silberne Wolke auf, die über dem höchsten Gipfel schwebte.
    „Was ist das?“, fragte er Doktor Fasin.
    „Ein Kokonnetz. Unterhalb des Gipfels liegt der Einstieg in den Hades.“
    Sando staunte über die gewaltige Dimension dieser Konstruktion, die offenbar dazu diente, entweichende Seelen abzufangen.
    Unterhalb des Gipfels zog sich um den Berg ein Kranz aus glänzenden Kugeln. Es sah aus, als hätte ein Riese dem schwarzen Fels eine Perlenkette umgelegt.
    „Und wozu hat der Berg einen Halsschmuck?“, fragte Sando.
    Der Doktor lächelte.
    „Die Kugeln sind große Inhalatoren. Sie können fliehende Seelen wieder in den Berg hineinsaugen. In letzter Zeit sind sie auf Dauerbetrieb gestellt.“
    „Warum das? Gelingt es denn Seelen, aus dem Hades zu entkommen?“
    „Ich halte das für ausgeschlossen, aber die Wachmannschaft ist verunsichert. In letzter Zeit sind unerklärliche Phänomene aufgetreten. Besser gesagt, erklärlich sind sie schon, aber es hätte sie nicht geben dürfen.“
    „Was für Phänomene?“, fragte Sando beunruhigt.
    „Nun, es hat in letzter Zeit einige Fälle von Halluzinationen unter den Wachleuten in den Hadesgängen gegeben. Nach Aussage der Betroffenen hätten sie sich plötzlich von einer Sekunde zur anderen an Orten befunden, die sie gar nicht kannten. Eigentlich ist die Sache völlig klar. Es handelt sich unzweifelhaft um die Folge von Freiseelenkontakt – so nennt man es hier, wenn eine freie Seele einen Körper durchschwebt. Dann durchlebt der Betreffende das, woran sich die Seele gerade erinnert.“
    „Das Gefühl kenne ich“, warf Sando ein. „Auf diese Art und Weise war ich schon einmal in Jerusalem.“
    Doktor Fasin schaute Sando prüfend an. „Tatsächlich?“, fragte er. „Mit solchen Kontakten ist nicht zu spaßen, sie können Persönlichkeitsveränderungen zur Folge haben.“
    Sando dachte an sein Zusammentreffen mit Bens Seele, rieb sich unwillkürlich mit dem Finger der rechten Hand über die Augenbraue und fragte schließlich: „Was war denn nun das Unerklärliche an diesen Halluzinationen?“
    „Na ja, das Problem ist, dass die Ortungsgeräte

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