Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
Vom Netzwerk:
kam auf zehn. Erst jetzt bekam er eine ungefähre Vorstellung von der Dimension dieser Anlage.
    „Hier unten ist Platz wie in einem zehngeschossigen Hochhaus von insgesamt einhundert Kilometern Länge.“
    „Und der Raum reicht nicht aus“, sagte Doktor Fasin. „Seit Jahren schon wird gebohrt und gesprengt, um zwei der Gänge auf dreißig Kilometer zu verlängern. Du hast ja die Fördertürme für den anfallenden Schutt gesehen …“
    Die Gondel war am Grund der Halle angekommen und bewegte sich nun langsam auf einer Schiene entlang. Die Tür sprang auf. Die beiden Insassen stiegen aus, während die Gondel langsam weiterfuhr, um Fahrgäste für die Gegenrichtung aufzunehmen. Doch niemand stand bereit, der einsteigen wollte. So machte sich das Gefährt leer auf den Rückweg. Sando blickte ihm nach, bis es durch die Hallendecke verschwunden war. Bald würde es der Felsenschlund wieder ausspeien.
    „Na, Sando? Siehst du hier irgendwo eine Seele herumschwirren?“, fragte Doktor Fasin.
    Sando schaute sich um. Ihr gegenwärtiger Standort, die Gondelstation, lag in einer der Ecken der Halle, sodass er den riesigen Raum vor sich hatte.
    Die Mitte nahm ein Gebäude ein, das fast bis zur Kuppel reichte und über Brücken mit den fünf Zellentrakten verbunden war. Doch weder an diesem Gebäude noch zwischen den vielen Brücken und Stegen schwebte etwas Verdächtiges.
    „Die Luft ist rein“, sagte Sando. „Aber von hier aus kann ich nicht alles überblicken.“
    Doktor Fasin stapfte in Richtung des Zentralbaus. Ein Mann mit rotem Gesicht kam ihnen entgegen. In seinem Schutzanzug war es ihm sichtlich zu warm.
    Doktor Fasin grüßte ihn mit Handzeichen und sagte lächelnd zu Sando: „Du kannst dich hier sehr beliebt machen. Wenn du Entwarnung gibst, dürfen sie ihre Anzüge ablegen.“
    Wieder musterte Sando aufmerksam die Umgebung, doch Doktor Fasin drängte: „Komm, es ist Zeit! Herr Kamlan, der Direktor des Hades, erwartet dich sicher schon.“
    Der Boden, auf dem sie gingen, bestand aus einer robusten roten Textilbahn.
    Sie haben uns den roten Teppich ausgelegt , dachte Sando belustigt, begriff aber sofort, dass es sich nicht um Luxus handelte: Die gesamte Halle, der Boden inbegriffen, war sorgfältig ausgekleidet mit Kokon. Beim Laufen musste man sich an die rot ausgekleideten Pfade halten, um die Kokonschicht nicht zu verletzen. Der Belag wies jedoch viele eigenartige weißlich schimmernde Flecken auf. Ihrer Form nach waren es Stiefelspuren. Sando konnte sich ihre Herkunft nicht erklären.
    Doktor Fasin war einige Meter vorausgegangen und hatte bereits das Zentralgebäude betreten. Sando lief ihm nach und fand ihn im Gang des Hauses im Gespräch mit einem Herrn, der mit seinem eleganten maßgeschneiderten Anzug nicht in diese Welt zu passen schien. Er mutete an wie ein höherer Regierungsbeamter.
    „Ach, da kommt ja unser Auvisor!“, begrüßte er Sando freundlich. „Ich habe gegen meine eigene Anweisung verstoßen und mich ohne Schutzanzug aus meinem kokonverkleideten Büro herausgewagt, weil ich mich in der Nähe eines Menschen mit solch außergewöhnlichen Fähigkeiten sicher fühle. Herzlich willkommen im Hades, Sando!“
    „Herr Kamlan, der Chef persönlich“, sagte Doktor Fasin lächelnd. „Betrachte es als große Ehre, dass er dir entgegenkommt. Sonst ist er nie im Gang anzutreffen.“
    Die Männer lachten.
    „Komm, Junge, ich zeige dir dein Zimmer!“, lud Kamlan Sando ein. „Leider war oben in der Chefetage kein Platz mehr frei. Aber hier unten im Erdgeschoss bist du näher an der Gondelstation – will sagen: Von hier aus ist der Heimweg nicht so lang.“
    Die Männer lachten erneut. Sando empfand ihre gute Laune als ein wenig aufgesetzt und blickte befangen drein.
    Sie betraten das, was sein Zimmer sein sollte: ein nüchternes Kabuff mit Spind und Schreibtisch. Auch das große Fenster war kein Trost, denn es bot lediglich einen Blick quer durch die Halle auf den Eingang eines Zellentrakts, der schnurgerade in den Fels hineinführte, so weit das Auge reichte. Die Tür des Zimmerchens bestand aus Glas.
    Auch das noch , dachte Sando. Ich werde hier sitzen wie auf dem Präsentierteller! Wozu brauche ich das Zimmer eigentlich? Vielleicht als Pausenraum zum Computerspielen …
    Das einzig Interessante für ihn waren die Tastatur auf dem Schreibtisch und der großflächige Bildschirm an der Wand.
    „Im Rechner findest du alle Daten über den Hades“, erläuterte Direktor Kamlan, der Sandos

Weitere Kostenlose Bücher