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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Bestes gegeben. Das Fischfilet schmeichelte dem Gaumen, der Reis war locker und das Gemüse zart. Dennoch kauten sie mit wenig Appetit.
    „Wie war das, Sando? Diese Seelenfolter löscht die Erinnerungen?“, fing Gregor wieder an.
    „So hat es der Doktor gesagt. Warum fragst du?“
    „Nun ja … vielleicht ist das der Grund dafür, dass im Hades so viel gefoltert wird.“
    „Wie kommst du denn darauf? Wozu sollen Seelen ohne Erinnerung gut sein?“
    „Man kann sie leichter beherrschen.“
    „Blödsinn!“, entfuhr es Sando. „Sie werden im Hades auch so sehr gut beherrscht. Dazu braucht es keine Folter.“
    Wieder stopften sie sich still einige Bissen der vorzüglich zubereiteten Speisen in den Mund.
    „Die Mütter der KORE-Kämpfer kamen aus dem Hades“, warf Ben wie einen Brocken in die Runde.
    „Na und?“ Sando witterte einen neuen Angriff auf Doktor Fasin.
    „Vielleicht hatten sie ja auch keine Erinnerung mehr.“
    Gregor horchte auf. „Du meinst, deshalb war es möglich, sie nach der Entlassung zu willfährigen Dienerinnen des KORE zu machen?“
    „Bis hin zu einem Bombenanschlag …“, brummte Nabil.
    „Diese Folter könnte der Schlüssel sein“, überlegte Ben.
    „Aber Doktor Fasin ist gegen die Folter“, warf Sando ein. „Er versucht, das Schlimmste zu verhindern.“
    „Keiner behauptet, dass Doktor Fasin der Übeltäter ist“, beruhigte ihn Gregor.
    „Ich habe ihn gebeten, dafür zu sorgen, dass es aufhört“, sagte Sando. „Er will mit dem Direktor darüber sprechen.“
    „Sehr gut, Sando! Es wäre interessant zu wissen, wer sich am meisten gegen ein Folterverbot wehrt.“
    „Vielleicht der Direktor selbst“, sagte Nabil sarkastisch.
    Kazim kam herbei, schaute mit hochgezogener Braue auf den Tisch und fragte: „Schmeckt es den Herrschaften nicht?“
    „Danke, Kazim, es ist nur der Appetit. Wir machen uns Sorgen um Djamila“, antwortete Ben.
    „Djamila?“ Kazim wirkte irritiert.
    „Er meint Fatima“, erklärte Sando rasch, woraufhin der Diener versuchte, Ben zu beruhigen.
    „Ich bitte Sie, Doktor Fasin ist ein guter Arzt. Er wird es schon richten. Darf ich dann den Nachtisch bringen?“
    „Ja, bitte. Süßes ist gut“, sagte Sando.
    Kazim fing an, mit einer Miene des Bedauerns die fast vollen Teller und Schüsseln abzuräumen.
    „Woher stammen Sie eigentlich, Kazim?“, fragte Ben.
    Ohne das Stapeln des Geschirrs zu unterbrechen, antwortete der Diener: „Ich bin ein Wunschwesen des Herrn Doktor.“
    In seiner Stimme klang Stolz.
    „So wie Fatima?“ Bens Frage hatte einen lauernden Unterton.
    „So wie Fatima“, sagte Kazim arglos und schritt mit schwer beladenem Unterarm davon.
    Sando schüttelte den Kopf. „Das war nicht witzig, Ben! Du hörst überall schon die Flöhe husten.“
    „Dazu sind wir nach Makala gekommen, Sando. Ohne gesundes Misstrauen finden wir weder die Seelenretter noch den Key.“
    „Gesundes Misstrauen nennst du das? Das ist ja schon …“
    „Was denn?“ Ben schaute Sando herausfordernd an.
    Der hielt dem Blick stand und sagte: „Verfolgungswahn.“
    Bens Augen wurden schmal. „Das muss ich mir nicht sagen lassen! Wie viele Anschläge und Mordversuche muss es noch geben, damit dir klar wird, dass wir verfolgt werden, Kleiner?“
    „Kleiner?“ Sandos Körper spannte sich.
    „Also bitte, keinen Streit jetzt!“, mischte sich Gregor ein.
    Sando fühlte sich gekränkt. Wenn Ben in diesem herablassenden Ton sprach, konnte er ihn nicht ausstehen.
    „Wenn ich euch daran erinnern darf: Doktor Fasin ist unser Gastgeber“, sagte er bitter. „Wir wohnen hier. Wir essen hier. Der Präsident vertraut ihm. Und ihr? Ich finde es schäbig, wie ihr euch ihm gegenüber benehmt!“
    Ben wollte aufbrausen, doch in diesem Moment tauchte Kazim auf, ein mit Süßspeisen beladenes Tablett auf dem Arm. Ben lehnte sich zurück und wartete stumm, bis der Diener das Eis mit heißen Himbeeren vor sie hingestellt hatte und gemessenen Schrittes hinausgegangen war. Dann sagte er in überraschend versöhnlichem Ton: „Ich glaube, du hast Recht, Sando. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir allem und jedem misstrauen.“
    Nach dieser Erklärung schmeckte es ihnen besser. Nabil leckte bei jedem Happen den Löffel sorgfältig ab und schnaufte vor Genuss.
    „Weißt du, Sando, was ich mir überlegt habe?“, sagte Gregor, nachdem er sein Schälchen fein säuberlich ausgekratzt hatte. „Ich sollte dich in den Hades begleiten. Doktor Fasin wird nicht immer Zeit für

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