Katharsia (German Edition)
auf das Display überrascht: „Es ist Denise!“ Er hob das Telefon ans Ohr.
„Hallo, Denise! Wir haben lange nichts von dir gehört. Was ist? … Ich kann dich so schlecht verstehen!“
Sando, Gregor und Nabil hingen gespannt an Bens Lippen, um Neuigkeiten von Denise zu erfahren. Auch Doktor Fasin, der auf seinen Stuhl gestützt dastand, hörte aufmerksam zu.
„Wie geht es deinem Vater, Denise?“, rief Ben jetzt. „Besser? Das freut mich. Wie bitte? … Oh, dieser verfluchte Empfang! Was hast du gesagt, Denise? Dein Vater hat ihn wiedererkannt? … Auf einem Zeitungsfoto? … Wen hat er wiedererkannt? … Zum Kuckuck, ich verstehe dich nicht! … Wie? … Professor Himmelsang? Wer soll das sein? … Der Arzt, der deinen Vater für Versuche missbraucht hat? Ach, ich verstehe: Du meinst Sindelfang! Professor Sindelfang! … Wie bitte? Er lebt unter einem anderen Namen in Katharsia?“
Jetzt spitzten alle die Ohren.
„Sie ist ganz aufgeregt“, raunte Ben seinen Gefährten zu und rief dann ins Telefon: „Beruhige dich, Denise! … Ja, ich habe begriffen, dass du uns warnen willst … Aber der Name des Mannes … Sag endlich, wie dieser Sindelfang heute heißt! … Oh, nein!“
Die Verbindung schien unterbrochen zu sein. Ben blickte prüfend aufs Display, legte das Gerät wieder an die Ohrmuschel und fragte: „Bist du noch da, Denise? Hörst du mich? … Nichts. Unterbrochen.“
Enttäuscht steckte er das Telefon ein und kündigte an: „Ich werde es draußen noch einmal versuchen. Ich habe den Namen nicht mitbekommen.“
„Wollen Sie das Telefonat sogleich fortsetzen oder gehen wir zunächst einmal essen?“, fragte Doktor Fasin. „Ich muss gestehen, mich plagt schrecklicher Hunger.“
Ben schwankte.
„Es schien ihr sehr wichtig zu sein … Aber … Na gut, wie sagten Sie eben, Herr Doktor? So viel Zeit muss sein.“
„Das ist doch ein Wort!“
Doktor Fasin war zufrieden und brach mit Ben zum Buffet auf.
„Vielleicht sollten wir uns auch eine Stärkung gönnen“, sagte Vitelli und eilte den beiden nach.
„Er hat Recht. Es ist keinem geholfen, wenn wir Kohldampf schieben.“
Sando erhob sich und endlich schloss sich auch Gregor an. Nur der Hüne blieb standhaft bei seiner Weigerung.
Auf dem Weg zum Buffet sah sich Sando verstohlen nach Maria um. Er wusste, dass sie gemeinsam mit dem Unternehmer Jamal al Din zu diesem Ball eingeladen war. Doch er konnte sie nirgends entdecken. Und Massef konnte er auch nicht nach ihr fragen, denn er war immer noch nicht aufgetaucht. Es war wie verhext.
Einige Meter voraus entdeckte er Ben im Gespräch mit einem Uniformierten. Sie standen in der Nähe des Buffets, sein Gefährte mit leeren Händen. Offenbar hatte ihn der Offizier abgefangen, ehe er zu etwas Essbarem hatte greifen können. Von Doktor Fasin keine Spur. Es sah ganz so aus, als hätte der Doktor mit dem Essen nicht länger warten wollen. Der Uniformierte, in dessen Begleitung sich eine auffallend schöne Frau befand, redete gestikulierend auf Ben ein, während sie mit einem abwesenden Lächeln neben den beiden stand. Den Ausschnitt ihres schlichten, aber sehr eleganten Abendkleides zierte eine Kette mit goldenem Anhänger, nach dem sie hin und wieder fasste, ohne jedoch den Blick von ihrem stattlichen Begleiter zu wenden.
„Ist das nicht General Assadi, der Chef der Gefahrenabwehr?“, fragte Sando.
Gregor, der ihm auf dem Weg zum Buffet dicht auf den Fersen geblieben war, nickte finster.
„Genau der. Unser alter Freund Achmed aus Jerusalem – mit seiner neuen Frau.“
Sando erinnerte sich an die Szene im Büro des Generals, kurz bevor Ben vom Hochhaus gestürzt wurde. Assadi hatte von seiner verstorbenen Frau gesprochen, deren Seele in einem Warteheim ausharrte. Er war verzweifelt gewesen, weil es kaum Hoffnung auf Retamin gab.
„Wie es aussieht, hat er die Seele seiner Frau im Warteheim ziemlich schnell vergessen“, sagte Sando.
„Ein attraktiver Tausch“, bemerkte Gregor abfällig. „Dass Ben überhaupt noch mit ihm redet …“
„Warum sollte er es nicht tun? Wegen der Frau?“
„Nein, weil Achmed ihn ans Messer geliefert hat.“
„Meinst du wirklich, dass Achmed mit dem KORE gemeinsame Sache gemacht hat?“
„Genau das meine ich. Er hat gewusst, dass sie Ben ermorden wollen.“
„Ich weiß nicht …“, sagte Sando skeptisch und schaute zu der kleinen Gruppe am Buffet. „Komm, lass uns zu ihnen gehen! Wir sollten den General bitten, Massef suchen zu
Weitere Kostenlose Bücher