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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Alarmzustand, in dem sich Sando ohnehin befand. Er meinte zu spüren, wie sein Blutdruck in die Höhe schoss. Befangen trat er ins Licht der Lüster, sah den Doktor hinter dem Schreibtisch mit den Löwenfüßen hocken und hörte, wie er aufgebracht ins Telefon schrie: „Stellen Sie das sicher! Anderenfalls sehe ich das als einen Fall von Befehlsverweigerung an! … Na also! … Ich gebe Ihnen zwei Stunden, Herr General!“
    Empört schnaufend warf er den Hörer hin. Als er Sando bemerkte, hellte sich seine Miene auf. „Keine Störung jetzt!“, sprach er in ein Tischmikrofon.
    Freundlich ging er auf den Jungen zu und lud ihn ein, auf einem der Sessel, die zu einer mondänen Sitzgruppe gehörten, Platz zu nehmen. Als Sando herantrat, fiel sein Blick auf ein kleines Tischchen, das vollbeladen mit Speisen war: Trauben, Orangen und Ananas, Platten, auf denen zartes Fleisch und Käsewürfel mundgerecht mit Spießen angerichtet waren, ein Korb, in dem sich weißes Brot und anderes Gebäck türmten. Sando lief das Wasser im Munde zusammen.
    „Greif zu! Mit hungrigem Magen spricht es sich schlecht“, forderte ihn Doktor Fasin auf.
    Sando ließ sich nicht lange bitten. Für das kommende Gespräch musste er gewappnet sein. Heißhungrig machte er sich über die Speisen her. Der Doktor sah ihm aufmerksam zu und ließ nebenbei fallen: „Ich soll dir einen Gruß von Herrn Wanderer ausrichten.“ Sando stellte das Kauen ein.
    „Danke“, sagte er reserviert.
    „Er war sehr besorgt, weil du dich nicht bei ihm meldest.“
    Diese Mitteilung hob Sandos Stimmung ein wenig. Samuel Wanderer würde ihn und seine Gefährten nicht im Stich lassen. Irgendwie würde er es schaffen, sie hier herauszuholen.
    „Und was haben Sie ihm gesagt?“, fragte Sando gespannt.
    „Ich habe ihn auf morgen vertröstet.“
    Sandos Herz hüpfte. „Heißt das, Sie lassen mich morgen frei?“
    Doktor Fasin verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln.
    „Morgen wird Herr Wanderer nicht mehr in der Lage sein, einen Rückruf zu empfangen.“
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    Sando schob den Teller von sich. Ihm war der Appetit vergangen.
    „Es dürfte dir nicht entgangen sein, Sando, dass ich die Absicht habe, das Schicksal Katharsias in die Hand zu nehmen. Nun, heute ist es so weit. Der entscheidende Angriff steht unmittelbar bevor.“
    „Aber …“, setzte Sando an, doch der Doktor ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    „Die Ereignisse überschlagen sich, Sando. Ich müsste jetzt an hundert Orten gleichzeitig sein. Dennoch nehme ich mir die Zeit, mit dir zu sprechen. Daran kannst du ermessen, wie wichtig es mir ist. Wie du dir denken kannst, geht es mir darum, dich, den Auvisor, für meine Sache zu gewinnen.“
    „Ihre Sache?“
    „Ja. Katharsia soll sein, wonach sich alle sehnen: das Paradies!“
    „Ein Paradies unter Ihrer Führung.“
    „Gewiss, es ist meine Vision und ich möchte sie auch verwirklichen.“
    „Und wozu brauchen Sie mich dabei?“
    „Meine Macht stützt sich auf Seelen, Sando, jetzt und in der Zukunft. Hilf mir, mit ihnen zu sprechen!“
    „Ihre Macht stützt sich auf Waffen“, widersprach Sando. „Ich habe gesehen, was Sie in Ihrer Festung haben auffahren lassen.“
    „Dieses lächerliche Getöse dort oben? Das ist doch nur äußerlicher Schein. Damit liefere ich ihnen etwas Sichtbares, etwas, was sie begreifen und bekämpfen können. Die wahre Macht kommt von den Seelen, Sando. Die Schlacht um sie habe ich in der Vergangenheit allein geführt. Diese Narren haben mir das Feld kampflos überlassen. Es gab nur einen, der mir hätte gefährlich werden können. Ich nehme an, du hast schon von ihm gehört: Jannis.“
    „Jannis?“
    „Ja, aber sie haben ihn verlacht und verfolgt, weil sie nichts begriffen haben. Die Verwirklichung seines Traumes, den Hades aufzulösen, hätte mich meiner Machtgrundlage beraubt. Womit, glaubst du, habe ich es so weit bringen können?“
    Mit einer ausladenden Geste wies er auf die Pracht des Saales.
    „Mit Waffen? Nein. Es waren die Seelen des Hades. Vor Jahren schon habe ich festgestellt, dass sich die bejammernswerten Kreaturen ohne Weiteres meinem Willen unterwarfen. Je größer das Elend, umso leichter fiel es mir, sie zu lenken.“
    „Die übliche Folterpraxis kam Ihnen also sehr gelegen“, warf Sando ein.
    „Ja, sicher“, sagte Doktor Fasin und lehnte sich im Sessel zurück. „Eines Tages begann ich darüber nachzudenken, wie ich diese Machtposition über den Hades hinaus ausweiten

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