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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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könnte. Ich kam auf die Idee, Entlassungskandidaten einzusetzen. Einmal auf mich geprägt, dachte ich, würden sie draußen in Katharsia meiner Sache treu dienen. Der Erste war Battoni.“
    „Battoni hat im Hades gesessen?“
    „Ja, er wurde rehabilitiert. Welche Geschichte dahintersteckt, weiß ich nicht. Er selbst hat seine Biografie durch die Sonderbehandlungen vergessen. Battoni entwickelte sich hervorragend in der Freiheit und stieg auf zum Präsidentenberater. Eine echte Spitzenkraft in meinem Geheimbund, den ich unterdessen ins Leben gerufen hatte. Battoni brachte es fertig, dem Präsidenten die Gründung des KORE einzureden.“
    Mit stiller Genugtuung schob sich Doktor Fasin eine Weinbeere zwischen die Zähne und zerbiss sie mit einem dumpfen Geräusch.
    „Die vielen Frauen, die entlassen wurden, habe ich zu meinen treuen Anhängerinnen gemacht. Ergeben vertrauten sie ihre Söhne dem KORE an. Die geflügelten Kampfmaschinen wurden zum harten Kern der Truppe, die nun allein meinem Willen gehorcht. Doch damit gab ich mich nicht zufrieden.“
    Eine weitere Weinbeere platzte im Mund des Doktors.
    „Bei dem katastrophalen Zustand, in dem sich Katharsia befindet, war es meinen treuen Seelen ein Leichtes, in der Bevölkerung Anhänger für meine Sache zu gewinnen, die ihrerseits wiederum Mitstreiter rekrutierten. Es funktionierte wie ein Schneeballsystem. Unzufriedene bildeten Bürgervereine, Jugendbanden, Stammtischrunden oder sie rotteten sich zu spontanen Protesten gegen die Politik Wanderers zusammen. Ja – und innerhalb des Hades konnte ich mit Hilfe Wolfenhagens Hunderttausende Seelen zu einer Truppe formen, deren Disziplin und Moral kaum zu überbieten sind.“
    Der Doktor langte sich eine dritte Beere und betrachtete sie aufmerksam.
    „Und nun, Sando, ist die Frucht reif. Zeit, sie zu ernten.“
    „Was haben Sie vor?“
    „Wie ich schon andeutete: Noch heute werde ich den Befehl erteilen, den Präsidenten zu stürzen. Ich hätte es zwar vorgezogen, damit noch zu warten, bis wir den Keycode kennen, doch da der Präsident durch dein Verschwinden misstrauisch geworden ist, sehe ich mich gezwungen, sofort zu handeln.“
    Sando schluckte. Und als könnte er den Doktor von seinem Entschluss abbringen, wandte er ein: „Aber gegen die Armee Katharsias und die Gefahrenabwehr ist doch das KORE viel zu schwach.“
    „Du hast das Problem erkannt. Gratuliere, Sando! Aber es gibt auch noch andere Formen des Kampfes – will sagen: Die Waffenstärke allein wird nicht den Ausschlag geben.“
    „Welche Mittel wollen Sie denn einsetzen?“
    „Das kann ich dir im Moment nicht verraten, das wirst du sicher verstehen. Wichtig ist, dass wir gleich zu Beginn des Umsturzes Professor Strondheim fassen. Wir brauchen dringend den Code, damit wir über ausreichend Retamin für den Kampf verfügen. Aber das Glück wird auf unserer Seite sein. Ich glaube fest daran, seit du mir den Key auf dem Präsentierteller geliefert hast.“
    Mit Zorn im Bauch erinnerte sich Sando an die Pleite im Retamininstitut, während der Doktor schmunzelnd nachlegte: „Überhaupt bin ich dir und deinen Freunden zu Dank verpflichtet.“
    „Ich wüsste nicht, wobei wir Ihnen noch geholfen haben sollten.“
    „Ganz einfach: Ihr habt mir Battoni vom Halse geschafft. Er ist mir lästig geworden, weil er sich einbildete, als Präsidentenberater könne er die erste Geige beim KORE und bei den Seelenrettern spielen. Die kompromittierenden Fotos der Beerdigung, die ich euch habe zuspielen lassen, habt ihr ja dann auch mit bewunderungswürdiger Zivilcourage an die Presse gegeben.“
    Der Doktor hatte großen Spaß an dem Gesicht, das Sando nun machte. Vergnügt erzählte er weiter: „Battoni hat euch daraufhin verfolgen lassen. Ich wollte ihm jedoch die Suppe versalzen und habe dir im Gegenzug einen Freifahrtschein gegeben. Erinnerst du dich an meine Visitenkarte? Sie war der Grund, weshalb dich der KORE-Mann am Flughafen hat passieren lassen.“
    Er lachte aus vollem Halse bei der Vorstellung, wie er seinem Konkurrenten ein Schnippchen geschlagen hatte.
    Allmählich beruhigte er sich wieder.
    „Zugegeben, beim Brainscreening in Paris bestand große Gefahr für euch, weil Battoni persönlich anwesend war. Aber auch das habt ihr bravourös gemeistert.“
    „Und zum Dank lassen Sie meine Gefährten im Kerker verhungern.“
    Der Doktor quittierte Sandos Vorwurf mit einem Kopfnicken. „Da wären wir ja wieder beim Thema. Du stellst das geschickt an,

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