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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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ein Jammer mit dem Personal. Aber ich kann nicht überall sein.“
    „Werden Sie etwas unternehmen?“
    „Tja, weißt du, Sando, im Gegensatz zu den Gefangenen stehen die Kerkerwachen auf meiner Seite. Ich habe nicht vor, sie gegen mich aufzubringen.“
    „Dann lassen Sie mich zurückbringen!“, sagte Sando trotzig.
    Der Doktor blieb ruhig.
    „Meinst du, es hilft deinen Zellengenossen, wenn du dich mir verweigerst?“
    Sando schwieg und rührte sich nicht vom Fleck.
    Kazim, der noch immer an der Spiegeltür stand, räusperte sich, woraufhin ihm der Doktor ein Zeichen gab, noch zu warten. Dann wandte er sich an Sando: „Du bist aufgebracht wegen Ben, nicht wahr? Aber was sollten wir machen? Wir brauchen den Code.“
    Jetzt war der Doktor bei dem Thema, das Sando am meisten fürchtete.
    „Aber Ben kennt ihn nicht!“, sagte er und sein Herz klopfte.
    „Wir alle nicht!“, setzte er ziemlich laut hinzu und spürte, dass es ihn nicht glaubwürdiger machte.
    „Wirklich nicht?“, fragte Doktor Fasin, der Sandos zunehmende Nervosität mit einem dünnen Lächeln quittierte. „Wie kommt es dann, dass euch der Key jedes Mal gerettet hat, wenn ihr in Schwierigkeiten wart? Im Hubschrauber hat er Retamin produziert, ebenso beim Brainscreening in Paris. Du musst zugeben, Sando, alles deutet darauf hin, dass ihr wisst, was den Key aktiviert.“
    Jetzt bin ich an der Reihe , dachte Sando und fragte sich, wozu er noch hinter dem Berg halten sollte mit dem, was er wusste. Wenn sie ihn misshandelten, würde er ohnehin alles verraten. So weit musste er es nicht erst kommen lassen.
    „Also … es war … der Nebel kam“, stammelte er, „… er kam … einfach so … wir wussten nicht warum …“
    Er lauschte seinen Worten nach. Hatte er nun alles verraten? Nein, es klang eher wie ein schwacher Versuch zu leugnen. Schweißgebadet stand er auf dem roten Läufer mit dem Gefühl, im eigenen Blut zu waten.
    „Du kannst dich beruhigen, Sando, ich glaube dir“, sagte Doktor Fasin unvermittelt und schaute Sando beinahe väterlich an. „Ben kann nichts gewusst haben, sonst hätten wir es herausbekommen. Unseren Methoden hat noch niemand widerstanden. Wir werden uns an Professor Strondheim halten, wenn er uns in die Hände fällt.“
    Sando riss die Augen auf. Er konnte nicht fassen, dass er so einfach davongekommen war. Ohne Folter, ohne Schmerz.
    Erleichtert aufatmend hörte er Doktor Fasin sagen: „Dieser Code, Sando, ist nicht der Grund, weshalb ich dich habe kommen lassen.“
    Sandos Innerstes stellte sich sofort wieder auf Verteidigung ein. „Warum bin ich dann hier?“, fragte er mit belegter Stimme.
    Der Doktor schüttelte den Kopf. „Die Antwort bekommst du, wenn du wieder wie ein Mensch aussiehst.“
    „Es ist nicht meine Schuld, dass ich so aussehe.“
    Der Doktor atmete tief und sagte betont ruhig: „Wir werden über alles sprechen. Also bitte, folge Kazim!“
    Die Bitte klang wie eine Drohung. Doktor Fasins Geduld war sichtlich am Ende. Sando gab nach. Wer weiß, was der Doktor wollte. Vielleicht konnte er, Sando, doch etwas für seine Freunde tun …
    Kazim führte ihn in ein fürstlich ausgestattetes Bad. Doch der noble Schnickschnack, den Gutbetuchte in solchen Etablissements zum Wohlfühlen brauchten, interessierte ihn nicht. Allein das Gurgeln des Wassers im Whirlpool zog ihn magisch an.
    Wasser! Er riss sich seine Kleidung vom Leib. Nur noch das Medaillon am Hals sprang er ins Becken und trank. Er spürte, wie der ausgetrocknete Körper das Nass aufsog, von innen und außen. Es drang ein in Muskeln und Eingeweide, straffte die eingefallene Haut. Und als er prustend aus dem Wasser sprang, kam er sich vor wie ein prall gefüllter Schlauch, wie ein sattes Kamel kurz vor dem Ritt durch die Wüste.
    Kazim schritt würdevoll heran, reichte ihm nagelneue Kleidung: Hemd und Hose, keinen Kaftan wie am ersten Tag. Sando erinnerte sich an seine Scham, weil ihm, dem nackten Burschen, damals unversehens ein Mädchen gegenübergetreten war und ihm beim Anlegen der ungewohnten Kleidung hatte helfen wollen: Fatima … Djamila … Wie mochte es ihr gehen in Gewahrsam des Doktors?
    Mechanisch zog sich Sando an. Wenn nur der Hunger nicht wäre!
    Als er fertig war, begleitete ihn Kazim wieder zurück zum Saal, wo Doktor Fasin ihn erwartete.
    „Bitte, Sando, sei vorsichtig!“, bat der Bedienstete, bevor er die Spiegeltür öffnete. „Überspann den Bogen nicht.“
    Diese vorsichtige Warnung des treuen Kazim steigerte den

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