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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Franzosen zurückzuschlagen“, fuhr Napoleon fort. „Meine Mutter ist eine große Heldin der Revolution. Sie ritt ohne Sattel bei Nacht durch die wilden korsischen Berge, während ihr die Kugeln der Franzosen um die Ohren schwirrten, um meinem Vater und den Soldaten, die bei Il Corte - dem Adlerhorst - kämpften, Munition und Nachschub zu bringen. Sie war damals im siebten Monat schwanger mit mir! Sie sagt immer, ich sei geboren, um Soldat zu sein. Aber als ich zur Welt kam, lag mein Land im Sterben.“
„Ihre Mutter ist eine sehr tapfere Frau“, murmelte Mireille und versuchte, sich diese wilde Revolutionärin als enge Freundin ihrer Äbtissin vorzustellen.
„Sie haben Ähnlichkeit mit ihr“, sagte Napoleon lächelnd. „Aber hören Sie weiter. Nachdem der Aufstand sich als erfolglos erwies und Paoli in die Verbannung nach England ging, wählte der alte korsische Adel meinen Vater als Repräsentanten unserer Insel in der Versammlung der Generalstände inVersailles. Das war 1789 - in diesem Jahr lernte unsere Mutter Letizia in Versailles die Äbtissin von Montglane kennen. Ich werde nie vergessen, wie elegant unsere Mutter aussah, wie alle meine Kameraden ihre Schönheit bewunderten, als sie uns auf der Rückreise von Versailles in Autun besuchte..."
„Autun!“ rief Mireille und warf beinahe den Bierkrug um. „Waren Sie in Autun, als Monseigneur Talleyrand auch dort war? Damals, als er Bischof wurde?“
„Nein, das war nach meiner Zeit, denn ich wechselte kurze Zeit später zur Militärschule in Brienne über“, erwiderte Napoleon. „Aber er ist ein großer Staatsmann, dem ich eines Tages zu begegnen hoffe. Ich habe oft die Schrift gelesen, die er zusammen mit Thomas Paine verfaßt hat: die Erklärung der Menschenrechte - eines der besten Werke der Französischen Revolution...“
„Erzähl weiter“, murrte Elisa und gab ihrem Bruder einen Stoß in die Rippen, „Mademoiselle und ich wollen ganz bestimmt nicht die ganze Nacht nur über Politik reden.“
„Also gut“, sagte Napoleon und sah seine Schwester nachsichtig lächelnd an. „Wir kennen die genauen Umstände der Begegnung unserer Mutter mit der Äbtissin nicht. Wir wissen nur, sie fand in St-Cyr statt und muß auf die Äbtissin Eindruck gemacht haben, denn seit dieser Zeit hat sie unsere Familie nie im Stich gelassen.“
„Wir sind arm, Mademoiselle“, erklärte Elisa. „Auch als mein Vater noch lebte, rann ihm das Geld wie Wasser durch die Finger. Die Äbtissin von Montglane hat meine Ausbildung vom ersten Tag an bezahlt, als ich in die Klosterschule in St-Cyr kam - das war vor acht Jahren.“
„Ein starkes Band muß die Äbtissin und Ihre Mutter verbinden“, sagte Mireille.
„Mehr als ein Band“, erwiderte Elisa, „es verging keine Woche, in der meine Mutter und sie sich nicht verständigten. Das hat sich erst geändert, seit die Äbtissin Frankreich verlassen hat. Sie werden es vermutlich besser verstehen, wenn ich Ihnen von der Aufgabe berichte, mit der mich die Äbtissin betraut hat.“
Zehn Jahre sind vergangen, dachte Mireille, zehn Jahre, seit sich diese beiden Frauen von so unterschiedlicher Herkunft und Lebensweise kennengelernt haben. Die eine lebt auf einer wilden, unzugänglichen Insel, kämpft an der Seite ihres Mannes in den Bergen - die andere lebt als eine Frau Gottes im Kloster, ist adliger Abstammung und sehr gebildet. Was mochte der Grund dafür sein, der die Äbtissin veranlaßt hatte, dem Mädchen, das Mireille gegenübersaß, ein Geheimnis anzuvertrauen? Immerhin konnte Elisa nicht viel älter als zwölf oder dreizehn gewesen sein, als die Äbtissin sie zum letzten Mal gesehen hatte.
Elisa erzählte weiter.
„Die Äbtissin hat mir eine Nachricht für meine Mutter anvertraut, die ein so schwerwiegendes Geheimnis enthält, daß Madame de Roque sie nicht durch einen Brief mitteilen wollte. Ich soll sie meiner Mutter Wort für Wort wiederholen, wenn ich sie sehe. Natürlich ahnte weder die Äbtissin noch ich, daß das zwei Jahre dauern würde. Wer konnte wissen, daß die Revolution in unser Leben einbrechen und Reisen beinahe unmöglich machen wurde? Es bedrückt mich, daß ich die Nachricht noch nicht übermittelt habe, denn vielleicht ist sie von großer Wichtigkeit. Die Äbtissin sagte, gewisse Leute versuchten, ihr einen geheimen Schatz zu entreißen. Von diesem Schatz wissen nur wenige, und er war in Montglane versteckt!“ Elisa flüsterte jetzt, obwohl sie ganz allein im Zimmer waren. Mireille versuchte, keine

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