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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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hoch und untersuchte das schmerzende Bein. „Die Kreatur könnte ja tollwütig sein“, stöhnte er, als wir das Minarett erreicht hatten. „Tollwütige Tiere greifen oft grundlos Menschen an.“
„Er ist nicht tollwütig, sondern ein Menschenkenner“, erwiderte ich.
Wir stießen die angelehnte Tür auf und stiegen die dunkle Treppe des Turms hinauf. Wir kamen in einen großen Raum mit Sitzkissen an den Fenstern. Lily thronte wie ein Pascha in den Kissen, hatte die Füße hochgelegt und zwischen die Zehen Watte gesteckt und lackierte in aller Seelenruhe ihre Fußnägel. Sie trug ein Miniminikleid, und die wuscheligen blonden Haare fielen ihr über die Augen. Sie starrte mich eisig an. Carioca verlangte lautstark, wieder losgelassen zu werden, aber ich bedeutete ihm nachdrücklich zu schweigen.
„Es wird aber auch Zeit“, fauchte Lily, „du kannst dir nicht vorstellen, was ich für Probleme hatte, bis ich hier war!“ Dann entdeckte sie Scharrif hinter mir.
„Du hattest Probleme?“ sagte ich. „Darf ich dir meinen Begleiter vorstellen - Scharrif, Chef der Geheimpolizei.“
Lily stöhnte.
„Wie oft soll ich dir noch sagen“, rief sie, „daß wir die Polizei nicht brauchen. Wir können das allein -“
„Er ist nicht von der Polizei“, unterbrach ich sie, „ich sagte Geheimpolizei.“
„Und was soll das bedeuten - doch wohl nur, daß niemand wissen soll, daß er ein Polizist ist. Ach verdammt! Jetzt habe ich den Lack verschmiert“, rief Lily und beugte sich über ihren Fuß. Ich warf ihr Carioca in den Schoß, und sie sah mich wieder vorwurfsvoll an.
„Wie ich sehe, kennen Sie diese Frau“, sagte Scharrif zu mir. Er stand neben mir und streckte die Hand aus. „Darf ich bitte Ihre Papiere sehen? Ihre Einreise in dieses Land ist nicht registriert. Sie haben einen teuren Wagen unter einem falschen Namen eingeführt und besitzen einen Hund, der zweifellos eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellt.“
„Ach, rutschen Sie mir den Buckel runter“, schimpfte Lily, schob Carioca beiseite, setzte die Füße auf den Boden und stand auf. „Ich habe genug bezahlt, um diesen Wagen in das Land zu bringen. Und woher wollen Sie wissen, daß ich illegal eingereist bin? Sie wissen ja noch nicht einmal, wer ich bin!“ Sie hüpfte auf den Fersen durch das Zimmer, damit die Watte zwischen den Zehen nicht verrutschte, und zog aus einem Stapel teurer Ledertaschen einen Ausweis und Papiere hervor, die sie Scharrif unter die Nase hielt.
„Ich bin auf der Durchreise nach Tunesien“, erklärte sie. „Ich bin zufällig Schachmeisterin und habe dort ein wichtiges Turnier zu spielen.“
„Das nächste Schachturnier in Tunesien findet erst im September statt“, erwiderte Scharrif und blätterte in dem Paß. Dann sah er sie mißtrauisch an. „Sie heißen Rad - sind Sie zufällig verwandt mit dem -“
„Ja“, fauchte sie. Scharrif als Schachexperte hatte zweifellos auch von Mordecai gehört, vielleicht sogar seine Bücher gelesen.
„Ihr Visum hat keinen Einreisestempel“, bemerkte er, „ich nehme den Paß an mich und gehe der Sache auf den Grund. Mademoiselle, Sie dürfen das Hotel bis auf weiteres nicht verlassen.“
Ich wartete, bis die Tür unten ins Schloß fiel.
„Du machst dir wirklich schnell Freunde in einem fremden Land“, sagte ich, als Lily sich zu mir ans Fenster setzte. „Was willst du jetzt machen? Er hat deinen Paß mitgenommen!“
„Ich habe noch einen“, erwiderte sie mürrisch und zog die Watte zwischen den Zehen heraus. „Ich bin in England von einer englischen Mutter geboren worden. Britische Staatsbürger können eine doppelte Staatsbürgerschaft haben, wie du vielleicht weißt.“
„Warum hast du deinen blöden Wagen auf meinen Namen eingeführt? Und wie bist du ohne Paßkontrolle ins Land gekommen?“
„Ich habe in Palma ein Wasserflugzeug gechartert“, erwiderte sie, „sie haben mich hier am Strand abgesetzt. Ich habe den Wagen per Schiff vorausgeschickt und mußte einen Namen und eine Adresse hier angeben, um ihn importieren zu können. Mordecai hat mir aufgetragen, so unauffällig wie möglich in Algerien einzureisen.“
„Das ist dir ganz bestimmt gelungen“, sagte ich trocken. „Ich bin sicher, niemand im ganzen Land weiß, daß du hier bist - abgesehen vom Grenzschutz, der Geheimpolizei und wahrscheinlich dem Präsidenten! Und was willst du überhaupt hier? Oder hat Mordecai vergessen, dir das zu sagen?“
„Er hat mir gesagt, ich soll dich retten - und er hat mir gesagt,

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