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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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gibt.“
„Für mich ist es zu spät“, erwiderte Rousseau und schüttelte traurig den Kopf. „Ich vertraue Ihnen diesen Plan an, denn ich glaube, er ist der einzige Hinweis, den wir haben. Der Legende nach ist das Schachspiel entweder im Palast von Karl dem Großen in Aachen versteckt oder im Kloster von Montglane. Es ist Ihre Aufgabe, es zu finden.“
    Robespierre brach plötzlich ab und sah sich rasch um. Vor ihm im Schein der Lampe lag die Skizze des geheimnisvollen venezianischen Rituals, die er aus der Erinnerung gezeichnet hatte. David hatte sie lange betrachtet und hob nun den Kopf.
    „Haben Sie das Geräusch gehört?“ fragte Robespierre, und in seinen Augen spiegelte sich der Funkenschauer des Feuerwerks draußen.
„Das ist nur Einbildung“, sagte David knapp, „bei der Erinnerung an diese Geschichte ist es kein Wunder, daß Sie schreckhaft sind. Ich möchte wohl wissen, wieviel von dem, was Sie mir erzählt haben, auf Senilität des alten Philosophen zurückzuführen war...“
"Sie haben Philidors Geschichte gehört und jetzt die von Rousseau“, erwiderte Robespierre gereizt. „Ihr Schützling Mireille besaß sogar einige der Schachfiguren, das hat sie in L'Abbaye zugegeben. Sie müssen mich unbedingt in die Bastille begleiten und sie zu einem Geständnis bringen, nur dann kann ich Ihnen helfen.“
David verstand die kaum verschleierte Drohung hinter diesen Worten sehr wohl. Ohne Robespierres Hilfe war Mireille so gut wie tot - und er, David, ebenfalls. Robespierre besaß Macht, die sich sehr schnell gegen sie wenden konnte, und David war bereits weiter in die Sache hineinverwickelt, als er sich in seinen schlimmsten Träumen vorgestellt hätte. Zum ersten Mal erkannte er, wie recht Mireille gehabt hatte, als sie ihn vor seinem ‚Freund’ warnte.
„Sie haben mit Marat zusammengearbeitet!“ rief er. „Genau das hat Mireille befürchtet! Die Nonnen, deren Briefe ich Ihnen gegeben habe - was ist aus ihnen geworden?“
„Sie verstehen noch immer nicht“, sagte Robespierre ungeduldig. „Dieses Spiel hat eine viel größere Dimension, als Sie sich vorstellen können. Es geht dabei um mehr als um Sie oder mich - oder um Ihren Schützling oder diese dummen Nonnen. Ich diene einer Frau, die man sich besser zur Verbündeten macht als zur Gegnerin. Vergessen Sie das nicht, wenn Sie Ihren Kopf auf den Schultern behalten wollen. Was aus den Nonnen geworden ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß sie wie Rousseau danach strebt, die Figuren des Montglane-Schachspiels zum Wohl der Menschheit in die Hand zu bekommen.“
„Sie? Wer ist sie?“ fragte David, aber Robespierre war bereits aufgestanden und wollte gehen.
„Die weiße Dame“, antwortete er geheimnisvoll und lächelte tückisch. „Sie nimmt sich wie eine Göttin, was ihr zusteht, und gibt, wie es ihr gefallt. Denken Sie an meine Worte - wenn Sie meiner Bitte nachkommen, werden Sie reichlich dafür belohnt. Sie wird dafür sorgen.“
„Ich möchte keine Verbündete und keine Belohnung“, erwiderte David bitter und stand ebenfalls auf. Was für ein Judas war er doch! Doch ihm blieb keine Wahl. Er mußte sich fügen - aber er tat es aus Angst.
Er griff nach der Lampe und folgte Robespierre zur Tür. David begleitete ihn zum Tor, da seine Diener Ausgang hatten.
„Was Sie möchten, ist gleichgültig“, erklärte Robespierre, „wenn Sie es nur tun. Mein lieber David, wenn sie aus London zurückkommt, werde ich Sie ihr vorstellen. Ich darf ihren Namen noch nicht verraten, aber man nennt sie die Dame aus Indien ...“
Ihre Stimmen hallten durch den Gang. Als der Raum in völliger Dunkelheit lag, öffnete sich die hintere Tür zum Atelier einen Spalt. Im zuckenden Schein der Feuerwerkskörper schlich eine Gestalt zum Eßtisch, an dem die beiden Männer gesessen hatten. Ein Goldregen vor dem Fenster erhellte den Raum. Charlotte Corday beugte sich über den Tisch. Unter dem Arm trug sie Palette und Farben und ein Bündel Kleider, die sie im Atelier gestohlen hatte.
Sie betrachtete die Skizze, faltete sie behutsam und steckte sie in ihr Mieder. Dann eilte sie vorsichtig durch den dunklen Gang und verschwand in der Nacht.
17.JULI 1793
    In der Zelle war es düster. Durch ein kleines, vergittertes Fenster - es war zu hoch, um hinauszublicken - fiel etwas Licht, das die Zelle aber nur noch trostloser wirken ließ. Wasser tropfte von den grünlichen Steinen; am Boden bildeten sich Pfützen, die nach Urin und Moder rochen. Das war die Bastille, deren

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