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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Frankreich in der Vergangenheit erwiesen hast. Herzlichst, Germaine.
    Mit unverhohlener Freude sah Courtiade seinen Herrn an. Sie erreichten den Wagen. Das müde alte Pferd kaute langsam das frische grüne Gras. Talleyrand klopfte ihm den Hals und fragte dann leise Courtiade:
    „Hast du die Figuren?“ 
    „Sie sind hier“, erwiderte der Diener und klopfte auf den Lederbeutel. „Und die Springer Tour von Monsieur Benjamin Franklin, die Minister Hamilton für Sie kopiert hat.“ „Die Kopie können wir behalten, denn sie ist nur für uns von Bedeutung, aber es ist zu gefährlich, die Schachfiguren nach Frankreich zurückzubringen. Deshalb wollte ich, daß du die Figuren hierher in die Wildnis mitnimmst, wo sie niemand vermutet. Vermont - klingt französisch ... Grüne Berge...“ Er deutete mit dem Spazierstock auf die grünen, langgestreckten Hügel, die sich vor ihnen erhoben. „Dort oben auf diesen grünen Gipfeln, die ihm so nahe sind, kann Gott an meiner Statt ein Auge auf sie haben.“ Talleyrands Augen strahlten, als er Courtiade wieder ansah. Aber sein Diener blickte ernst. „Was ist?“ fragte Talleyrand. „Gefällt dir die Idee nicht?“
    „Sie haben für diese Figuren soviel riskiert, Sire“, erwiderte der Diener höflich, „und so viele Menschen haben ihr Leben deshalb verloren. Sie hierzulassen, scheint...“ Er suchte nach den richtigen Worten. „Du meinst, dann sei alles umsonst gewesen“, sagte Talleyrand bitter. „Entschuldigen Sie bitte meine Kühnheit, Monseigneur, wenn Mademoiselle Mireille noch am Leben wäre, dann würden Sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die Figuren zu schützen und nicht aus den Augen zu lassen, denn Mademoiselle Mireille hat sie Ihnen anvertraut, aber nicht, um sie in der Wildnis zu vergraben.“ Er sah Talleyrand besorgt an. „Beinahe vier Jahre sind inzwischen vergangen - und von ihr kein Wort, kein Lebenszeichen“, sagte Talleyrand heiser. „Auch ohne daß ich mich an etwas klammern konnte, habe ich die Hoffnung nie aufgegeben - bis jetzt nicht. Aber Germaine ist wieder in Frankreich, und bei dem großen Kreis ihrer Informanten hätte sie bestimmt etwas erfahren, wenn es eine Spur gäbe. Ihr Schweigen zu diesem Thema bedeutet das Schlimmste. Wenn ich
die Figuren in der Erde vergrabe, wird meine Hoffnung vielleicht wieder Wurzeln treiben.“ Einige Stunden später legten die beiden Männer den letzten großen Stein auf den Erdhügel hoch oben in den grünen Bergen. Talleyrand sah Courtiade an. „Vielleicht“, sagte er mit einem Blick auf das Versteck, „dürfen wir hoffen, daß sie für die nächsten tausend Jahre nicht ans Licht kommen.“
Courtiade zog Zweige und stachlige Ranken über die Stelle und erwiderte ernst: „Aber Sie werden wenigstens überleben.“

PETERSBURG November 1796
    Ein halbes Jahr später standen Valerian Zubow und sein hübscher Bruder Plato in einem Vorzimmer des kaiserlichen Palasts in Petersburg. Sie flüsterten miteinander, während Damen und Herren des Hofs - etwas voreilig in schwarzen Trauerkleidern - durch die offenen Türen zu den kaiserlichen Gemächern gingen.
    „Wir werden nicht überleben“, flüsterte Valerian. Auch er trug wie sein Bruder einen schwarzen Samtrock mit Orden. „Wir müssen etwas unternehmen, sonst ist alles verloren!“
„Ich kann nicht gehen, ehe sie gestorben ist“, flüsterte Plato erregt, als wieder eine Gruppe vorübergegangen war. „Wie würde das aussehen? Vielleicht erholt sie sich, und dann wäre alles verloren!“
„Sie wird sich nicht wieder erholen!“ erwiderte Valerian und bemühte sich krampfhaft, Ruhe zu bewahren. „Der Arzt hat mir gesagt, niemand überlebt einen Gehirnschlag. Und wenn sie tot ist, dann wird Paul Zar.“
„Er hat mir ein Angebot gemacht“, erwiderte Plato unsicher, „heute morgen. Er hat mir einen Titel und einen Landsitz angeboten. Nichts Prachtvolles wie den Taurida-Palast, sondern etwas auf dem Land.“
„Und du traust ihm?“
„Nein“, gestand Plato, „aber was kann ich tun? Selbst wenn ich fliehen würde, ich käme nie zur Grenze ...“
    Die Äbtissin saß neben dem Bett der Zarin von Rußland. Katharinas Gesicht war weiß. Sie war bewußtlos. Die Äbtissin hielt Katharinas Hand und warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf die blasse Haut, die rot wurde, wenn sie im Todeskampf nach Luft rang.
    Es war schrecklich, sie hier liegen zu sehen. Ihre Freundin war immer so temperamentvoll und voller Leben gewesen. Aber all

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