Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
würde, und außerdem seien sterilisierte Weibchen meist auch ausgeglichener.
»Also keine Babys für Katie?«, fragte ich.
»Es liegt bei Ihnen, aber ich halte es nicht für notwendig.« Ich pflichtete ihm bei und wechselte zum Thema Stubenreinheit.
»Heute Morgen«, erklärte ich, »schien Katie nicht besonders interessiert, ihr Geschäft draußen zu erledigen. Wie bekomme ich sie denn am ehesten stubenrein?« Katie streckte sich gelangweilt auf dem Untersuchungstisch aus und schnüffelte nach Leckerlis.
Ich erzählte ihm, dass der Züchter mir geraten hatte, zu Babyzäpfchen zu greifen, das sei der schnellste Weg, einen Welpen stubenrein zu bekommen. »Er hat mir gesagt, so ein Zäpfchen wirkt Wunder, man bekommt sofort das gewünschte Ergebnis, und nach einigen Tagen braucht es der Hund nicht mehr.«
»Wir machen das manchmal bei älteren Hunden«, erwiderte Dr. Simon lachend. »Aber es sollte auch bei Welpen funktionieren, und es tut bestimmt nicht weh.«
Es kam mir zwar einigermaßen absurd vor, und ich war wirklich nicht scharf darauf, zu diesem Mittel zu greifen, aber am nächsten Tag probierte ich es doch. Als ich das Zäpfchen einführte, wirkte Katie einen Moment lang empört. Sie drehte den Kopf und starrte mich mit großen Augen an, als wollte sie sagen: Was geht denn dort hinten ab? Doch es klappte tatsächlich wunderbar. Nach zwei Tagen hatte Katie den Dreh raus und warf keinen Blick mehr zurück. Von da an waren keine weiteren Enddarmapplikationen nötig.
Zum Abschluss unseres Besuchs hatte Dr. Simon mir noch einen guten Rat gegeben: »Katie sollte mal ausgiebig gebadet und geschoren werden.«
Tatsächlich war bei Katie mit zwölf Wochen die Wachstumsphase, bei der die körperlichen Proportionen einfach nicht recht stimmen wollen, deutlicher ausgeprägt als bei den meisten anderen Welpen. Vor allem die Beine waren viel zu lang: sie sah aus, als liefe sie auf Stelzen, und das auch noch ein bisschen unkoordiniert.
Der Tierarzt hatte mir erklärt, Welpen wachsen so schnell, dass sich der Kopf vom Körper zu trennen scheint und sich alles unterschiedlich schnell entwickelt. »Oft sehen junge Hunde erst mit sechs bis acht Monaten richtig gut aus. Aber das hier kann helfen«, meinte er und reichte mir eine Visitenkarte von De De’s Dogarama. »Das ist einer der besten Hundesalons in der Stadt.«
Also begaben wir uns auf der Seventh Avenue nach Greenwich Village und betraten ein Reich der Hundeschönheit. Die Wände waren vollgestellt mit Boxen, und in jeder Box saß eine verwöhnte Töle, die darauf wartete, gebadet und dann mit Haarspülungen, einem Haarschnitt und einer Pedi- und Maniküre bedacht zu werden. Bei all dem Baden war es feucht wie in einem Regenwald.
Auf dem Frisiertisch stand reglos ein weißer Königspudel und ließ sich geduldig den komplizierten Haarschnitt föhnen. Über allem herrschte die junge Besitzerin, eine Blondine namens De De, die sich freute, eine neue Kundin kennenzulernen.
Für Katie empfahl De De eine Friseurin namens Betty, »eine wahre Zauberin bei jungen Hunden«, wie sie erklärte. Betty war eine burschikose junge Frau in einem Overall. Sie trug eine Schildpattbrille und hatte knallrote, kurze Haare wie ein Kobold. Von Kopf bis Fuß war sie mit Hundehaaren bedeckt. Eigentlich hatte sie es genauso nötig wie Katie, gründlich von überflüssigen Hundehaaren befreit zu werden.
Betty war sehr temperamentvoll und unterhielt sich bei der Arbeit nonstop mit ihren Klienten. Die Hunde schienen Bettys Plaudereien zu genießen und hoben gehorsam die Pfote, wenn sie dazu aufgefordert wurden.
»Hey, du da.« Breit grinsend nahm Betty mir Katie ab und umarmte sie herzlich. »Ach du meine Güte«, meinte sie. »Dieses kleine Mädchen braucht wirklich eine gründliche Kur. Überlassen Sie sie ruhig mir und kommen Sie in drei Stunden wieder – na ja, sagen wir lieber dreieinhalb.«
Ich zögerte, weil ich Katie nur ungern allein lassen wollte, aber die sehr selbstbewusste De De schob mich mehr oder weniger zur Tür hinaus. »Besitzer dürfen nicht bleiben.«
Als ich noch einmal einen Blick zurückwarf, sah ich, dass sich Betty zu Katie hinabbeugte und munter mit ihr plauderte. »Also, Schwester«, sagte sie gerade, »du bist ein kleines Mädchen, das ziemlich viel Hilfe braucht. Mama wird dir den Look verpassen, den du verdienst.«
Bei meiner Rückkehr musste ich zwei Mal hinsehen. Auf der Theke stand, ja, posierte, eine wahre Schönheit.
Katie war wirklich kaum
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