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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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friedlicher Tagesbeginn.
    Sie hatte mich aufgeweckt, weil sie in einem Hundetraum heftig mit dem Schwanz gewedelt hatte, wobei ihre braunen Augen mit den langen blonden Wimpern fest geschlossen waren.
    Ihr friedliches Schnarchen erlaubte mir, mich noch eine Weile vor dem Gassigehen zu drücken. Selbst an einem Tag wie diesem, der für die Jahreszeit ungewöhnlich warm war, widersetzte sich Katie dem Unausweichlichen, obwohl sie zweifellos den Wind wehen hörte.
    »Na komm schon, Blondie, gehen wir«, sagte ich schließlich und weckte sie mit einem Küsschen auf die Nase. Sie schlug ein Auge auf, machte es jedoch gleich wieder zu.
    Es ist zu früh , schien sie zu sagen und vergrub sich tiefer unter der Decke. Ich brauche noch ein bisschen Schönheitsschlaf .
    Doch ich ließ nicht locker. Schließlich hatte ich sie so weit, dass sie ihre Kräfte sammelte, und es dauerte nur fünf Minuten, bis wir am Hudson waren und flott dahinmarschierten.
    Die Zeit meiner Gebrechlichkeit schien endlich vorüber, obwohl ich noch immer mit morgendlichen Depressionen zu kämpfen hatte.
    So auch an diesem Märztag – es schien ein schweres Gewicht auf mir zu lasten.
    Trotz der vielen Freuden in meinem Leben dachte ich manchmal nur an das, was ich nicht hatte – vor allem einen Job. Ich hatte mich noch immer nicht richtig davon erholt, meine Arbeit verloren zu haben, und meine körperlichen Probleme hatten mein Selbstbewusstsein weiter schrumpfen lassen, sodass ich mich fehlbar und unzulänglich fühlte.
    Ich hatte mich früher zwar häufig über den täglichen Druck beschwert, den mir mein Vollzeitjob bescherte, doch die Struktur, die er mir vorgab, war mir immer enorm wichtig gewesen. Ich vermisste es bitter, meinen Kollegen keinen guten Morgen wünschen, keine Witze austauschen, mich nicht zum Mittagessen verabreden, zu Interviews hasten und mich an keinen strikten Terminkalender halten zu können.
    Was war ich ohne das alles? Was für einen Lebensinhalt hatte ich eigentlich?
    »Kopf hoch!«, rief Granny an jenem Morgen beim Frühstück. Das war einer ihrer Lieblingssätze aus dem Film Mondsüchtig mit Cher. »Du hast dein Mädchen, du hast John, mich und das Kid. Es könnte alles viel schlimmer sein.«
    In manchem waren die Heldin in diesem Film und Pearl sich ziemlich ähnlich: Beide waren pragmatisch und energisch, stoisch und stur. Egal, was sie sagte, sie schaffte es immer, die Dinge zu relativieren.
    »Und jetzt reich mir die Butter.«
    Am Nachmittag fuhr ich zu meiner wöchentlichen Therapiestunde. Der Wind hatte nachgelassen, sodass ich beschloss, die drei Meilen mit dem Fahrrad zurückzulegen. Nur eines hatte ich absichtlich zu Hause gelassen – den Fahrradhelm. Ich hasste es, einen Helm zu tragen, denn ich bekam immer klaustrophobe Gefühle, wenn mein Kopf eingeschlossen war.
    Die Therapie wirkte stets nur kurz, schon wenige Stunden nach Verlassen der Praxis spürte ich nichts mehr davon. Sie brachte weit weniger als ein Gespräch mit Granny. Dieser Tag war keine Ausnahme.
    Ich weiß noch, dass mir auf dem Heimweg ein bisschen schwindlig war – eine Erkältung kündigte sich an –, und ich überlegte, ob ich mein Fahrrad in ein Taxi verfrachten sollte, doch dann verwarf ich diese Idee.
    Ich kannte den Weg so gut, dass ich kaum auf ihn achtete. Ich radelte nach Süden auf der Seventh Avenue, dann auf der Christopher Street nach Westen Richtung Fluss. Um dem Stadtverkehr zu entkommen, nahm ich dann immer den Fahrradweg am Ufer, auf dem nicht viel los war.
    Das Pflaster war uneben und übersät mit Glassplittern. Ich fuhr ziemlich schnell und bog dann scharf nach links ab. Beinahe wäre ich dem Verkehr entkommen und hätte den Fahrradweg erreicht, doch plötzlich blieb ich in einem tiefen Riss im Boden stecken.
    Ich flog über die Lenkstange. Es ging alles so schnell, dass ich den Sturz nicht mit den Händen abfedern konnte. Mir schien, als würde ich aus einer Kanone abgefeuert, und gleichzeitig nahm ich alles in Zeitlupe wahr. Ich merkte genau, wie ich flog, ohne es aufhalten zu können.
    Eine Sekunde später landete ich auf dem Beton, genau auf meinem Gesicht – meine Nase, meine Lippen, meine Stirn, meine Sonnenbrille prallten auf den rissigen Beton und die Glassplitter.
    Dann kehrte völlige Stille ein. Ich konnte mich nicht rühren, ich versuchte es nicht einmal. Es war, als wäre ich in eine Glaswand gerannt. Aus den Augenwinkeln sah ich mein umgestürztes Fahrrad neben mir liegen. Mein Gesicht fühlte sich taub und

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