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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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und sie geduldig wegführten. Ohne zu schubsen, zog die Menge, Jung und Alt, mit Babys und Hunden nach Süden, wo Polizeiboote darauf warteten, alle nach New Jersey zu evakuieren.
    Feuerwehrmänner teilten Staubschutzmasken an Alte und Kinder aus, doch es reichte nicht für alle. Eine ältere Frau neben mir hustete so schlimm, dass ich mein Hemd auszog, es mit Wasser übergoss und ihr reichte. »Legen Sie sich das aufs Gesicht und atmen Sie durch den Stoff«, riet ich ihr. Ich trug nun nur noch mein T-Shirt, doch es fühlte sich angenehm kühl an.
    Und dann, um 10:28 Uhr, war eine weitere Explosion zu hören, derselbe grauenhafte Lärm, und der Nordturm stürzte ein.
    »Runter, runter, runter«, schrie ein Polizist aus Leibeskräften. »Legen Sie sich auf den Boden, alle auf den Boden, auf den Bauch!« Wir warfen uns auf den Beton, legten schützend die Hände über den Kopf und wurden unter Staub begraben. Katie lag unter meiner Brust, sie atmete schwer und zitterte. »Ganz ruhig«, sagte ich und hielt sie fest. »Alles wird gut.«
    Aber nichts war gut. Die Welt um uns herum brach zusammen, unser wundervolles Viertel stürzte ein, Bewohner starben, und unser Leben, ja, das der ganzen Welt veränderte sich für alle Zeiten.

19
    Entkommen
    E inige Minuten später stand ich auf und klopfte mir den Staub vom Leib. Die meisten Menschen um mich herum hatten schwarze Gesichter, alle wirkten verwirrt und bestürzt. Ich dachte jetzt nur noch an Granny.
    Wo war sie? Sie in dieser schwarzen Staubwolke zu finden war aussichtslos, aber der Gedanke, dass sie irgendwo im Dunkeln festsaß, allein und verängstigt, war mir unerträglich.
    Später fand ich heraus, dass Pearl von einer unglaublich freundlichen, hübschen Frau namens Lee angesprochen worden war, die in unserem Haus lebte. Sie arbeitete als Finanzberaterin, war Mitte fünfzig und hatte blondes Haar, leuchtend blaue Augen und ein sehr herzliches, solidarisches Wesen. Sie hatte einige ältere Freundinnen unter ihre Fittiche genommen und erkannte Pearl, auch wenn die beiden bislang nichts miteinander zu tun gehabt hatten.
    »Pearl«, erinnerte sich Lee später, »lief benommen im Kreis herum und starrte immer wieder auf die Türme.«
    »Wollen Sie sich zu uns setzen?«, fragte Lee und deutete auf eine Bank, auf der sich ihre Freundinnen zusammendrängten.
    »Gern, danke«, erwiderte Pearl. Obwohl es recht warm war an diesem Tag, zitterte sie. Dankbar nahm sie einen Pullover an, den ihr eine der Frauen anbot.
    Hunderte von Menschen rannten auf der Esplanade nach Süden. Bald wies ein Polizist auch die Frauen um Pearl und Lee an, sich zur Südspitze von Battery Park zu begeben, wo Polizeiboote bereitstanden. Doch Pearl war völlig erschöpft und verängstigt. Sie wollte nirgendwohin, sie suchte die Gegend krampfhaft nach mir und Katie ab.
    »Bitte gehen Sie ohne mich«, sagte sie zu Lee. »Ich kann nicht weg, ich warte auf jemanden.«
    Doch Lee überredete Pearl sanft, aufzustehen und sich in Bewegung zu setzen. »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, meinte sie, denn sie sah, dass Pearl ziemlich schwach war.
    Als der erste Turm einstürzte, schrie Pearl laut auf und umklammerte panisch Lees Arm. Sie bekam im Staub kaum noch Luft. »Schließen Sie die Augen und halten Sie sich das hier vor die Nase«, sagte Lee ruhig und drückte Pearl ein herrenloses Jackett in die Hand, das sie unterwegs aufgelesen hatte. Dann führte sie Pearl an die Uferbrüstung, damit sie sich dort festhalten konnte.
    »Runter, runter, runter«, riefen die Polizisten und befahlen allen, sich neben einer Mauer flach auf den Bauch zu legen und mit den Händen den Kopf zu schützen. Offenbar befürchtete man einen weiteren Angriff, vielleicht auch den Einsturz eines benachbarten Gebäudes oder eine Gasexplosion.
    Pearl konnte und wollte sich nicht auf den Boden legen, doch sie hatte nicht mit der beharrlichen Lee gerechnet, die einen jungen Mann um Hilfe bat. Er hob Pearl einfach hoch und legte sie sanft neben Lee.
    So lagen sie also nebeneinander auf dem Beton, neue Freundinnen, die sich eng aneinanderdrängten. »Ihre zerbrechlichen kleinen Hände waren eiskalt«, erinnerte sich Lee. »Und sie ließ ihren Schlüsselbund nicht los, sie hatte ihn in der Rechten, und mit der Linken klammerte sie sich an meine Hand. Ich redete ununterbrochen, um sie abzulenken.«
    Dann stürzte der zweite Turm ein. »Es fühlte sich an wie ein Erdbeben. Ich drückte Pearl an mich und legte die Arme um sie. Um sie auf andere

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