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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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an, und in ihrem Blick lag die Traurigkeit, die wir beide fühlten.
    Dennoch ging Katie sogar in jenem Sommer bei Sonnenuntergang gern nach draußen, um sich am Ufer zu entspannen. An den meisten Abenden suchte ich uns eine Bank mit Blick auf die Freiheitsstatue, und Katie saß zufrieden auf meinem Schoß und kuschelte sich an mich.
    Wenn der Wind wehte, flatterten ihre Ohren, und sie drehte den Kopf Richtung Wasser und schnupperte neugierig wie eh und je. Die Segelboote nahmen Fahrt auf und glitten an uns vorbei, und Katie freute sich über die Brise und wedelte mit dem Schwanz, wenn ihre Freundinnen vorbeikamen und ihr den Kopf tätschelten.
    Wenn die Sonne schließlich unterging und es kühler wurde, fing sie an zu zittern und vergrub den Kopf unter meinem Arm, oder sie suchte Schutz unter meiner Jacke, sodass nur noch ihre Schnauze herausspitzte.
    Ich sagte ihr, dass sie ein braves Mädchen sei. Wenn sie wieder einmal eines ihrer Lieblingsworte aufgeschnappt hatte, drehte sie sich um und schleckte mir das Gesicht ab, als wolle sie sagen: Dad, ich liebe dich . Es war ein herrliches Gefühl – besser noch als die Aussicht.
    Wenn wir bei Sonnenuntergang auf der Bank saßen und ich sie neben mir fühlte, überkam mich ein tiefer Frieden. Es war die schönste Zeit des Tages. Ich liebte meinen Hund unglaublich und verspürte den Drang, sie wie ein Baby zu beschützen, vor allem jetzt, da sie so gebrechlich und oft von Schmerzen gequält war.
    Nach beinahe fünfzehn gemeinsam verbrachten Jahren bestand eine Verbindung zwischen uns, die man nicht in Worte fassen konnte. Während dieser magischen Sonnenuntergänge genoss ich unser Zusammensein unter den Linden und wünschte, es würde nie aufhören.
    In jenem Sommer begann auch die Älteste, deren Gesundheit recht stabil gewesen war, sich plötzlich seltsam zu benehmen. Sie wirkte oft desorientiert und zunehmend verwirrt.
    In ihrem Schlafzimmer sprach sie manchmal mit einer alten, handbemalten Porzellanpuppe, die sie als Kind sehr geliebt hatte. Sie erzählte der Puppe all ihre Geheimnisse, sie beichtete ihr, dass sie Angst vor dem Dunkeln hatte, und teilte ihr auch sonst ihre Gedanken mit – vom Wetter bis zum Aktienmarkt.
    An anderen Tagen unterhielt sie sich mit ihrer Mutter oder mit Arthur und erklärte mir, dass die zwei sich in ihrem Schlafzimmerschrank versteckt hätten.
    Zum Glück war sie manchmal auch wieder völlig klar. Man wusste allerdings nie, in welchem Zustand man sie antreffen würde. Litt sie unter Altersdemenz, oder war es etwas anderes?
    Schließlich stellte sich heraus, dass es wohl beides war. Wir erfuhren, dass Pearl einen gutartigen, langsam wachsenden Gehirntumor hatte. Der Tumor musste nicht unbedingt entfernt werden, doch die Ärzte erklärten mir, dass sich ihre geistigen Funktionen mit der Zeit wohl zunehmend verschlechtern würden. »O mein Gott!«, seufzte Lee. »Als ob die arme Frau nicht schon genug durchgemacht hätte.«
    Wir erzählten Pearl nichts von dem Tumor, weil wir es für sinnlos hielten. Es fiel ihr so schon schwer genug, ihren Alltag zu meistern. Doch selbstverständlich sprach ich mit ihrer Familie darüber. Auch wenn sich Pearl ihrer Nichte Edith, die sie nach dem 11. September eine Weile aufgenommen hatte, nicht besonders verbunden fühlte, meldete sie sich gelegentlich bei ihr und wusste es natürlich zu schätzen, was sie in jenen schwierigen Zeiten für sie getan hatte.
    Ich war froh, dass Pearl an ihrer Großnichte Susan und ihrem Großneffen James nach wie vor große Freude hatte. Die beiden waren zwar nicht greifbar – Susan lebte in London, James in Boston –, doch Pearl war jedes Mal entzückt, wenn sie einen Anruf oder einen Brief bekam oder sogar von ihnen besucht wurde. Sie erzählte uns oft, wie reizend die beiden seien und was sie alles leisteten. James und seine Mutter Edith hatten Pearl zu ihrem fünfundachtzigsten Geburtstag besucht, den wir in meiner Wohnung gefeiert hatten, und ich erstattete ihnen regelmäßig Bericht über Pearls Gesundheit.
    Als es Pearl zunehmend schlechter ging, wandte ich mich meist an James, um ihm über ihre Behandlung Bescheid zu geben. Doch letztlich mussten sich Pearls Verwandte auf mich und Naia verlassen, da sie sich nicht selbst um Pearl kümmern konnten. Wir waren uns jedenfalls einig, dass es das Beste war, Pearl zu Hause in Battery Park City zu pflegen und nicht in ein Pflegeheim zu stecken.
    Ihre Stimmung schwankte inzwischen stark und war völlig unvorhersehbar. Ein

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