Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
Kenntnis, dass sie Pearls Blutdruck und Puls messen, sie bei der Physiotherapie unterstützen, ihre Medikation überwachen und sie ohne Hilfe ins Bett bringen und wieder herausheben konnte. Auch das Kochen und Putzen war kein Problem für sie. Sie war ein Geschenk des Himmels.
In den nächsten Jahren wurde Naia zu einem geschätzten Mitglied unserer Familie – Katies neue Versorgerin und die Enkelin, die Granny nie gehabt hatte.
Doch anfangs war es eine ziemliche Zitterpartie. Um es höflich auszudrücken, war Pearl arrogant und nicht sehr empfänglich für Naias Hilfe.
»Ich habe versucht, es nicht persönlich zu nehmen«, erklärte mir Naia später. »Auf alle Fälle war Pearl keine Heuchlerin. Bei ihr wusste man immer, woran man war.«
Und auch der Umgang mit mir war anfangs nicht leicht, wie ich zugeben muss. In der ersten Zeit war ich überfürsorglich und kontrollierte ständig alles, ich kam viel zu häufig vorbei, um mich zu vergewissern, dass Pearl ordentlich versorgt wurde.
»Glenn war ein bisschen herrisch«, erzählte Naia Lee später, »aber ich habe ihn für seinen Einsatz bewundert. Manchmal kam er in die Küche, machte den Kühlschrank auf und fragte: ›Warum ist der nicht voll?‹ Und wenn ich nur eine Sorte Eiscreme in der Tiefkühltruhe hatte, wollte er zwei. Er wollte nur das Beste für Pearl. ›Geh mit ihr ins Kino, ins Restaurant, zum Friseur‹, bekam ich ständig zu hören. Glenn wollte, dass es Pearl an nichts fehlte.«
Doch schon nach wenigen Wochen war ich total überzeugt von Naia, obwohl Pearl ihre Hilfe noch immer ablehnte und sich entsprechend distanziert verhielt. Und nachdem sie eingesehen hatte, wie kundig Naia ihre medizinische Betreuung übernahm, fing sie an, sich über ihre Fähigkeiten im Haushalt und ihre Kochkünste zu beschweren.
»Diese Wohnung ist das reine Chaos, und sie kann nicht kochen«, schnaubte die Älteste. »Hast du den Eintopf probiert? Den würde man nicht mal im Gefängnis servieren!«
Ich fing an zu lachen und konnte gar nicht mehr aufhören.
Ein paar Abende später fing Pearl wieder an, nachdem sie die »ausländische Suppe« gekostet hatte, die Naia gekocht hatte. »Wie wär’s mit einer Matzeknödelsuppe?« Daraufhin legte Naia eine Liste mit Pearls Leibspeisen an.
»Ich esse gern Huhn, aber kräftig gewürzt«, erklärte Granny. Doch das schlug Naia ihr ab, denn der Arzt hatte erklärt, dass Pearl keine scharfen Sachen mehr essen durfte.
»Nein, Graaaany«, erklärte sie standhaft. Inzwischen hatte sie unsere Spitznamen aufgeschnappt und dehnte sie so wie wir. »Nicht zu viel Gewürz.«
»Kannst du backen?«, fragte Granny.
»Eigentlich nicht. Aber ich kann dir alles kaufen, was du möchtest.«
»Egal«, erwiderte Granny schulterzuckend, »Glenn wird sich darum kümmern.« Und schon war sie wieder im Schlafzimmer verschwunden und sah fern, während Naia zurückblieb und sich den Kopf über ihren schwierigen Schützling zerbrach.
22
Ein Pfirsich aus Georgien
A lles lief bestens.
Naia kümmerte sich um Pearls Haushalt und war die fürsorglichste, sorgfältigste Pflegerin, die man sich nur wünschen konnte. Ich vertraute ihr vorbehaltlos und war dankbar, dass sie auf alles genauestens achtete.
Es dauerte nicht lange, bis auch die Älteste Naia zu schätzen wusste. Sie ertrug sie nicht nur, sondern fing sogar an, sie aufrichtig zu mögen. Sie unternahmen mit Katie lange Spaziergänge auf der Esplanade und verbrachten viele Stunden in Pearls Schlafzimmer, wo sie Kleider und Schmuck anprobierten, fernsahen, sich über die Nachrichten des Tages oder Mode unterhielten oder auch alte Fotoalben betrachteten, während sich Pearl an ihre ersten Jahre mit Arthur erinnerte.
»Nach zwei bis drei Monaten habe ich ausgesprochen gern mit ihr gearbeitet«, meinte Naia. »Pearl hatte einen fantastischen Humor und war sehr einfühlsam. Manchmal stritt ich mich mit meinem Freund am Telefon und war danach sehr aufgebracht. Pearl wusste immer Bescheid – wahrscheinlich hat sie gelauscht – und versuchte, mich aufzuheitern.«
»Männer sind seltsam«, meinte Granny dann. »Reg dich nicht über Kleinigkeiten auf. Wenn einer treu und es wert ist, lass ihn zu dir zurückkommen wie einen Hund. Andernfalls lass ihn von der Leine.«
Im nächsten Moment kramte sie dann in der alten Blechschachtel, in der sie die hochgeschätzten Rezepte ihrer Mutter aufbewahrte. »Probieren wir doch den mal aus«, schlug sie vor, und schon buken sie einen Kuchen, während
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