Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
schüchtern zu tun und das Risiko einzugehen, uneindeutige Signale auszusenden.
»Gut, denn ich hätte es auch bedauert, wenn dieser Abend so schnell vorbei gewesen wäre. Ich würde dich gern besser kennen lernen.«
»Was möchtest du denn wissen?«, fragte ich und versuchte es mit einem Augenaufschlag, wobei ich nur hoffen konnte, dass es nicht aussah, als wäre mir etwas ins Auge geflogen.
»Es wäre schön zu wissen, was du gern machst. Dann könnte ich unsere Verabredungen in Zukunft besser planen.«
Ich versuchte nicht zu hyperventilieren. Er hatte tatsächlich von Verabredungen in der Zukunft gesprochen. Das hieß, dass er mich wiedersehen wollte und dass er mich nicht als seine kleine Schwester betrachtete. Die Dinge standen wirklich, wirklich gut.
Am Eingang des Restaurants entstand ein Tumult, aber ich versuchte, nicht darauf zu achten. Wahrscheinlich waren das bloß die Feen, die wieder einmal Faxen machten. Solange sie mich in Ruhe ließen, brauchte ich mir darüber ja keine Gedanken zu machen. Doch dann kam ein Mann in einem Smoking an unseren Tisch, drängte mir einen Strauß roter Rosen auf und sang plötzlich etwas, das mich von fern an eine Opernarie erinnerte. Doch er sang falsch und flocht zwischendurch immer wieder meinen Namen in den Text ein.
Es war Jeff, der nackte Froschmann. Er hätte keinen schlechteren Zeitpunkt wählen können. Am liebsten wäre ich unter den Tisch gekrochen. Und hätte geheult. Das war einfach schrecklich unfair. Ich riskierte einen Blick auf Keith, der Jeff schockiert anstarrte. Nach einer Weile wandte er sich an mich: »Ein Freund von dir?«
Ich hätte gerne die Coole gespielt und geschworen, ihn nie zuvor gesehen zu haben, doch mir war klar, dass ich damit nicht durchkam. »Nein, mein Stalker«, gestand ich. »Ich dachte eigentlich, ich wäre ihn inzwischen los.«
»Offensichtlich nicht.« Er hörte Jeff noch ein bisschen zu und sagte dann: »So, so, ein Stalker, also?« Er nahm die Sache ganz schön gelassen auf, und meine Hoffnung stieg wieder.
»Ja. Ich hab ihm mal einen Gefallen erwiesen, und er ist einfach extrem dankbar.«
»Was für ein Gefallen war das denn?« Seine Stimme hatte einen misstrauischen Unterton.
»Sie hat mich von einem bösen Zauber erlöst«, mischte Jeff sich ein. Ich fragte mich spontan, ob es nicht eine Möglichkeit gab, ihn wieder zurückzuverwandeln. Wenn er nur »quak« sagen konnte, konnte er nicht so viel Schaden anrichten. Und wenn er seine Kleider auszog, würde das Restaurant die Polizei rufen. »Ich war dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit als Frosch zu leben, bis sie mich durch einen Kuss erlöst hat.«
Keith wandte sich wieder mir zu. Er hatte eine Augenbraue hochgezogen und wartete offenbar auf eine Erklärung. »Er hatte sich im Park verirrt, und war, äh, nun ja, nackt. Und ich habe Hilfe geholt.« Im Wesentlichen stimmten Jeffs und meine Geschichte überein. Nur dass meine Version erheblich weniger verrückt klang, auch wenn seine die korrektere war.
»Tust du so etwas häufiger?«, erkundigte Keith sich.
»Nein, nur dieses eine Mal.« Jeff warf sich in eine neue Arie. Ich kannte sie aus einer Pasta-Reklame, wusste aber nicht, aus welcher Oper sie stammte. Was wohl all die italienischen Wörter bedeuteten, die er um meinen Namen gruppierte?
Ich schaute zu Aris Tisch hin und sah, dass sie alle zu uns hingafften – wie die anderen Gäste des Restaurants auch. Als ich einen Blick von Ari erhaschte, formte ich mit den Lippen das Wort »Hilfe«, aber sie guckte nur unschuldig, als wollte sie sagen: »Ich darf mich ja nicht einmischen.« Ich funkelte sie böse an, und nach einem lauten Seufzer wedelte sie mit der Hand durch die Luft. Die Arie brach mitten im Satz ab, und Jeff machte: »Quak.«
Hatte sie ihm wieder eine Frosch-Illusion angehext? Erneut wünschte ich mir, sehen zu können, was mein Tischpartner sah. Es war ja schon verrückt genug, wenn ein Unbekannter im Smoking Arien für die Frau sang, mit der man verabredet war. Wie seltsam musste es dann erst sein, wenn derselbe Mann dann plötzlich verschwand und ein Frosch an seiner Stelle erschien?
Der Restaurantmanager – diesmal der echte – kam an unseren Tisch und fragte: »Belästigt dieser Mann Sie, Miss?«
»Ja, ja, allerdings.« Der Manager und einer der Kellner nahmen Jeff in ihre Mitte und zerrten ihn weg. Das bedeutete wohl, dass sie ihn nicht für einen Frosch hielten, sonst hätten sie ihn sicher auf andere Weise aus dem Restaurant
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