Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
dafür zahlte, dass ich an etwas so Unglaublichem teilhaben durfte.
»Schönes Wochenende«, sagte er leise. Er schaute mir noch immer in die Augen und wurde überhaupt kein bisschen rot.
»Ihnen auch!«, rief ich und verfluchte mich dann sofort selbst. Denn es stand ja zu bezweifeln, dass er ein vergnügliches Wochenende haben würde. »Erholen Sie sich gut!«, fügte ich also rasch hinzu, dann drehte ich mich um und ging.
Das also dazu. Ich versuchte mir ein für alle Mal klarzumachen, dass Owen nur mit mir befreundet sein wollte und weiter nichts. Das war ja nicht das Ende der Welt. Jemanden wie ihn zum Freund zu haben würde mir schon auch gefallen, und wenigstens jagte er nicht jeder anderen Frau nach, die ihm über den Weg lief, ließ sich auf eine unglückliche Beziehung mit ihr ein und jammerte mir dann was von seiner Freundin vor. So hatten es viele Jungs in meinem Leben gemacht, die einfach nur mit mir befreundet sein wollten. Nach diesem Morgen war ich mir auch gar nicht mehr so sicher, ob ich selbst mehr wollte, als mit ihm befreundet zu sein. Er war ein umwerfender Typ, nett, höflich, ungeheuer klug und so was, aber nie im Leben konnte ich ihn an Thanksgiving mit zu meiner Familie nach Hause nehmen. Diese Macht, die er besaß, war beängstigend. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was er mit meinen Brüdern anstellen würde, wenn sie sich einfallen ließen, ihn zu ärgern, was quasi garantiert war.
Als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschloss, klingelte das Telefon. Ethan war dran. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass du gut nach Hause gekommen bist. Und Owen auch.«
»Ich hab ihn gerade zu Hause abgesetzt. Er schwört, dass er bald wieder auf der Höhe ist.«
»Das war ja mal ein Erlebnis heute Morgen, nicht wahr?«
»Ja, schon. Tut mir leid, dass du gleich so ins kalte Wasser geworfen wurdest. Ich hatte wenigstens die Chance, mich langsam an alles zu gewöhnen.«
»Ach, na ja. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich nicht durchgeknallt bin. Oder bin ich’s doch?«
»Das darfst du mich nicht fragen. Wenn du durchgeknallt bist, bin ich’s auch.«
Er lachte. »Schön zu wissen, dass ich in dem Punkt nicht allein bin. Ich wollte übrigens mal anfragen, ob du inzwischen wieder einen Versuch mit mir wagen willst. Ich verspreche auch, diesmal in deiner Gegenwart keine Zustände zu kriegen, wenn wir zusammen essen gehen. Aber wahrscheinlich passieren beim nächsten Mal auch nicht wieder ganz so viele seltsame Dinge auf einmal.«
»Da würde ich mich nicht drauf verlassen. Seit ich in diese Geschichte hineingeraten bin, scheint alles nur immer noch verrückter zu werden. Das gehört wohl einfach dazu. Aber jetzt weißt du ja wenigstens, was dich erwartet.« Dann dachte ich über seine Frage nach. Er war nicht Owen, aber ich hatte ja auch beschlossen, dass Owen nicht zur Debatte stand. Ethan war ja auch nicht übel. Er war ein süßer Typ, nett, lustig und schlau, und er hatte sehr viel mit mir gemeinsam. Es konnte doch schön sein, mit jemandem zusammen zu sein, der dieselben Dinge sah wie ich, bei dem man aber nicht befürchten musste, dass er plötzlich irgendetwas aus dem Nichts hervorzauberte. Ihn konnte ich ganz sicher mit nach Hause bringen, und Anwalt war eine Berufsbezeichnung, mit der meine Eltern erheblich mehr anfangen konnten als mit Zauberer. »Ja, und was das Essengehen angeht, bin ich gern dabei«, sagte ich schließlich. »Aber würde es dir etwas ausmachen, wenn wir das noch bis zum nächsten Wochenende aufschieben? Ich glaube, jetzt möchte ich nur noch im Bett liegen.«
»Wie wäre es denn mit nächsten Samstag?«
»Klingt gut.«
»Prima. Wir sehen uns sicher im Büro, dann können wir die Einzelheiten ja nächste Woche besprechen.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, genehmigte ich mir eine ausgiebige heiße Dusche. Es war schön, sich einmal keine Gedanken darüber machen zu müssen, dass es ja noch zwei Mitbewohnerinnen gab, die auch irgendwann mal ins Bad mussten. Danach föhnte ich mir die Haare und zog mir was über. Obwohl an diesem Tag schon so viel passiert war, war es doch erst früher Nachmittag, und ich war viel zu aufgedreht, um mich hinzulegen. Ich stieg wieder aus meiner Jeans, zog ein paar bürotaugliche Sachen an und lief zur U-Bahn, um zurück ins Büro zu fahren. Wenn ich zu Hause blieb, würde ich bloß die ganze Zeit nachdenken. Im Büro konnte ich ein bisschen Ordnung machen, damit der Start in die nächste Woche nicht mehr ganz so schlimm war.
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