Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
Anstrengung, waren alle rot im Gesicht und schwitzten.
Merlin zeigte mit der Hand auf einen der Gefolgsleute von Idris, der daraufhin mitten in der Bewegung erstarrte. Er kämpfte im Schweiße seines Angesichts gegen den Zauber an, hatte aber offenbar nicht mehr die Kraft sich zu befreien. Wieder einer weniger. Owen setzte einen anderen Typen auf die gleiche Weise fest. Jetzt kämpften sie nur noch zwei gegen zwei, also fast ein fairer Kampf – wenn man nur die offiziell Beteiligten mitzählte. Ich vermutete, dass die Gegner noch ein paar schmutzige Tricks auf Lager hatten, aber Ethan und ich waren ja auch noch da. Wenn es drauf ankam, würde ich meine Nahkampferfahrungen auch noch einbringen. Ich war schließlich mit zwei Brüdern aufgewachsen, also war ich auch dazu in der Lage, bei einer Prügelei meine Frau zu stehen.
Aber im Augenblick sah es so aus, als hätten Owen und Merlin die Situation mehr oder weniger unter Kontrolle. Ich bekam Gänsehaut von all der knisternden Spannung in der Luft. Ich hatte das Gefühl, mitten in einem elektrischen Gewitter gefangen zu sein. Mit sichtlichem Überdruss versetzte Merlin schließlich auch noch den dritten von Idris’ Begleitern in eine Starre. Zwischen Idris und Owen war es unterdessen offenbar zu einer Pattsituation gekommen. Sie standen ungefähr zwei Meter voneinander entfernt – Idris mit vorgestreckten Armen und Owen mit den Händen an der Hüfte. Ich war ganz sicher, die Kraft zwischen ihnen glühen sehen zu können. Owen schien ein wenig schwächer geworden zu sein, aber er schlug sich trotzdem immer noch besser als sein Gegner. Idris erinnerte inzwischen an einen dieser Marathonläufer, die mit letzter Kraft über die Ziellinie stolpern und dort sofort zusammenbrechen.
Jetzt kam es anscheinend nur noch darauf an, wer von ihnen länger durchhielt. Wer zuletzt umfiel, hatte den Kampf gewonnen, und ich hätte mein ganzes Geld auf Owens Sieg verwettet. Noch nie hatte ich einer so ausgiebigen Demonstration seines Könnens beigewohnt, und erst jetzt konnte ich ermessen, was in ihm steckte.
Er schien den Sieg schon mehr oder weniger in der Tasche zu haben. Idris verlor den Mut und wich immer weiter zurück. Aber er grinste, was in der Situation seltsam unangemessen wirkte. Ich wurde sofort nervös und suchte den Park mit den Augen nach einer lauernden Gefahr ab. Doch da war nichts.
Dann schaute ich hoch zum Himmel und sah etwas aus östlicher Richtung auf uns zufliegen. Es steuerte in so hohem Tempo auf Owen zu, dass ich es nur Sekundenbruchteile später schon klar erkennen konnte. Zuerst dachte ich, es wäre ein Gargoyle wie Sam. Doch es war eine andere geflügelte Kreatur. Wenn ich noch länger in diesem Job blieb, würde ich mir bald ein Lexikon der Mythologie und Fabelwesen anschaffen müssen.
»Owen! Achtung!«, schrie ich.
Als das fliegende Ding noch näher herankam, sah ich, dass es wie eine Kreuzung aus einem Pterodactylus und einer unglaublich hässlichen Frau aussah. Ob das eine Harpyie war? Eigentlich spielte das im Augenblick keine große Rolle, denn sie war jetzt direkt über Owen, und ich hatte es nicht geschafft, rechtzeitig zu schreien, damit er eine Chance hatte zu reagieren. Er kämpfte immer noch mit Idris. Weder er noch Merlin schienen dieses Biest zu sehen. Es schlug seine Krallen in Owens Schulter, was Idris eine Verschnaufpause verschaffte. Merlin übernahm Idris, doch dieses scheußliche Ding hatte Owen fest im Griff.
Was immer es war, es musste für meine Zauberer unsichtbar sein, denn Merlin schien nicht zu wissen, wie er dagegen vorgehen konnte. Er wedelte mit der Hand in seine Richtung, bewirkte jedoch nichts, da das Ding sich hin- und herwand und auf diese Weise allem, was Merlin aussandte, entging. Owens Schulter tat das bestimmt nicht gut. Dann musste Merlin sich wieder Idris zuwenden, um zu verhindern, dass er eine magische Attacke auf Owen abfeuerte. Owen kämpfte, und der Vogel bewegte sich ruckartig, als wäre er getroffen, aber er ließ Owen trotzdem nicht los. Wenn das so weiterging, würde dieses Monstrum Owen bei lebendigem Leib auffressen, so viel stand fest.
Anscheinend war ich diejenige, die ihn retten musste. Ich hatte zwar weder magische Kräfte noch einen Magisterabschluss noch einen Freund, aber ich konnte alles sehen, was ich vor meiner Nase hatte, und das verschaffte mir in diesem Fall einen klaren Vorteil. Außerdem hatte ich einen ziemlich starken rechten Arm. Ich krabbelte auf der Suche nach etwas, das
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