Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
würde.
Irgendwann versiegten die Tränen, und ich fing stattdessen an zu lachen. Ich war vielleicht bescheuert! Auch wenn das die blödste Woche meines Lebens war, angefangen bei der Tatsache, dass ich meine Immunität verloren hatte, bis zu den Ereignissen des heutigen Tages, hatte ich trotzdem eine ganze Menge zu bieten. Mir fiel zwar im Augenblick nicht allzu viel ein, aber ich war sicher, dass es so war.
Ich ging ins Bad, um mir das Gesicht zu waschen.
Auf dem Rückweg fiel mir auf, dass das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte. Ich drückte auf die Wiedergabetaste und hörte die Stimme meiner Mutter. »Äh, das ist eine Nachricht für Katie. Hier ist deine Mutter. Ich wollte dir nur schnell mitteilen, dass mir wieder eingefallen ist, wo Mavis war, um wieder trocken zu werden. Ich schicke dir eine Broschüre von dieser Klinik. Vielleicht kannst du die ja diesem Freund von dir geben, wenn er dich das nächste Mal belästigt.« Die Vorstellung, mir Phelan Idris zu schnappen und ihn ins Betty-Ford-Center einzuweisen, hatte mir noch zu meiner Heilung gefehlt.
Als ich fertig mit Lachen war, drehte ich das Radio an, stellte einen Sender ein, der jetzt schon Weihnachtslieder spielte, und ging in die Küche, um mir meine Plätzchen vorzunehmen. Beim Backen bekam ich immer gute Laune. Die Küche war ein einziges Chaos und ich von oben bis unten mit Mehl bestäubt, als meine Mitbewohnerinnen schließlich kamen, aber wenigstens weinte ich nicht mehr. Ich war dazu in der Lage, sie einigermaßen fröhlich zu begrüßen, und als Gemma fragte: »Wie lief denn dein Date mit Ethan? Ich will alles wissen«, schaffte ich es, die Augen zu verdrehen, anstatt gleich loszuheulen.
»Es war gar kein Date. Er hat das Ganze nur geplant, um sich von mir zu trennen.«
»Das ist doch nicht dein Ernst!«
»Ich hab ja gesagt, er ist ein Arsch«, grummelte Marcia. »Darf ich ein Plätzchen naschen, oder sind die für einen bestimmten Zweck gedacht?«
»Nimm eins von denen da hinten, die sind nicht so gut gelungen«, sagte ich und zeigte mit meinem glasurverschmierten Pfannenwender auf die Stelle.
»Und so übel war er gar nicht. Er wollte die Sache mit mir nur nicht weitertreiben, also hat er es mir gesagt. Ich kann ihm ja schlecht vorwerfen, dass er anderer Meinung ist als ich.«
»Am ersten Tag der Trennung?«, fragte Gemma und nahm sich ein Plätzchen. »Da darfst du ihm vorwerfen, was du willst. Erst wenn man das nächste Date gehabt hat oder so, sollte man langsam Vernunft annehmen.«
Ich rührte weiter in meiner Glasur. »Na ja, ich will ja schließlich nicht, dass er weiter mit mir zusammen ist, wenn er eigentlich gar keinen Bock mehr drauf hat. Und vor allem will ich nicht, dass er mit mir schläft, wenn er kein weitergehendes Interesse an mir hat. Schlimmer wäre es für mich gewesen, wenn er es mir gar nicht gesagt hätte. Wenn er mich einfach so hängen gelassen hätte, ohne mir was zu erklären, und sich immer nur mit Ausreden à la ›Ich hatte zu viel zu tun‹ rausgeredet hätte.«
»Mädel, du bist viel zu vernünftig!«, stellte Marcia fest. »Ich würde ihn trotzdem zur Hölle wünschen.«
»Er hat sich schließlich beim Mittagessen von dir getrennt und dir damit den ganzen Tag ruiniert!«, pflichtete Gemma ihr bei. »Gemessen an der Zahl der Plätzchen, die du gebacken hast, bist du heute früher nach Hause gekommen.«
»Meine Kollegin hat mir angeboten, mich zu vertreten«, erklärte ich. »Außerdem haben wir in der Firma eine Wichtelaktion eingeläutet, sodass ich mir ein paar Nettigkeiten für meinen Wichtelpartner ausdenken musste.«
Sie beäugte den Stapel Lebkuchen auf dem Tisch.
»Du musst deinen Wichtelpartner aber wirklich mögen. Sag mal, sind das die Einzelteile für ein Lebkuchenhaus?«
Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen. Vielleicht hatte ich ein wenig übertrieben. »Vielleicht ist es auch nicht für ihn. Wir könnten es doch auch für uns nehmen. Wenn wir einen Weihnachtsbaum aufstellen würden, müssten wir ja Miete von ihm verlangen.«
»So, so, es ist also ein Er«, kommentierte Marcia mit vollem Mund. »Jetzt wird die Sache langsam interessant. Haben wir eigentlich Milch da?«
Während sie im Kühlschrank herumkramte, führte Gemma die Befragung fort: »Aber es ist nicht zufällig dieser niedliche Typ, den du mal erwähnt hast, oder?«
»Vielleicht«, wand ich mich.
»Na, das ist aber ein interessanter Rot-Ton in deinem Gesicht!«, neckte sie mich. »Marcia, sieh dir das mal an!
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