Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
ihren Schreibtisch geflogen und packte mich bei den Schultern. »Du Ärmste!«, sagte sie und schob mich schnell in mein Büro. Dann schloss sie die Tür hinter uns, drückte mich auf meinen Schreibtischstuhl und zauberte eine Tasse Tee, eine Box mit Papiertüchern sowie eine Schachtel Pralinen herbei. »So, jetzt erzähl mir alles«, sagte sie und setzte sich in den Sessel neben meinem Schreibtisch. »Warum hat er denn Schluss gemacht? Es schien doch alles so gut zu laufen, sogar eben noch, als er hier war, um dich abzuholen.«
Ich versuchte die Achseln zu zucken, aber das war schwierig, weil sie ohnehin so doll zuckten. »Weil ich langweilig bin.« Ich riss ein Tuch aus der Box und putzte mir geräuschvoll die Nase.
»Hat er das wirklich gesagt?«
»Na ja, er hat gesagt, ich wäre zu ›normal‹, aber er meinte langweilig«, sagte ich und fuhr in einem spöttischen Ton fort: »Wie’s aussieht, möchte der Herr die neue Welt, die sich ihm gerade eröffnet hat, ausgiebig erkunden und austesten. Und er glaubt, weil ich gern ein normales Leben führen möchte, hätten wir völlig unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man es sich nett macht.« Ich biss in eine Praline und leckte mir die Karamellfüllung von den Lippen.
Ein Lämpchen an meinem Telefon zeigte an, dass auf Trix’ Leitung gerade ein Anruf einging. »Merk dir, was du gerade sagen wolltest«, sagte sie, beugte sich über meinen Schreibtisch und nahm ab. »Büro Mr. Mervyn«, sagte sie keck, und nach einer Pause: »Einen Augenblick, bitte. Ich verbinde.« Sie drückte ein paar Tasten, legte auf, nahm den Hörer dann wieder hoch und drückte noch ein paar Tasten. »Ari, Notfallmeeting in Katies Büro, jetzt sofort. Bring Isabel mit.«
Als sie auflegte und sich wieder setzte, fragte ich: »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
Sie wischte meine Bedenken mit einer Handbewegung weg. »Ich würde mir von ihr keinen Rat mehr geben lassen, solange ich mit jemandem zusammen bin, aber wenn du dir Luft machen willst, weil du sauer auf einen Typen bist, gibt es keine Bessere. Es sollte doch wohl kein Problem sein, ihn davon zu überzeugen, dass du nicht zu normal für ihn bist.«
»Aber er hat ja recht. Ich mag es, wenn alles normal läuft. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich mag die Leute aus der magischen Welt, aber um mich zu amüsieren, tu ich am liebsten ganz normale Dinge.
Wenn die Magie in mein Privatleben eindringt, geht immer alles furchtbar daneben.«
»Wenn er auf magische Abenteuer aus ist, wird er eine herbe Enttäuschung erleben. Die meisten von uns sind auch nicht scharf darauf, dauernd völlig verrücktes magisches Zeug zu machen. Die Magie ist ein Gebrauchsgegenstand, keine Lebensart, außer für gewisse Randgruppen.« Sie kicherte, was so klang, als würden kleine Glöckchen bimmeln. »Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er zu denen passt. Sie würden ihm einen Tritt in den Hintern geben, weil er ihnen viel zu normal wäre.«
Bei dieser Vorstellung musste ich unwillkürlich lachen. »Was für eine Ironie des Schicksals!«
Es klopfte an der Tür, und Trix rief: »Herein!«
Isabel und Ari traten ein.
»Was ist los?«, fragte Ari, nachdem sie mich eingehend gemustert hatte. »Jetzt sag nicht, er hat dich schon abserviert?«
Ich nickte traurig, während Trix sie auf den neuesten Stand brachte. »Es ist wirklich nicht zu fassen! Er hat sich mit ihr verabredet, sie zum Essen ausgeführt und sich dann im Restaurant von ihr getrennt. Er meinte, sie wolle immer, dass alles normal ist, während er so richtig in die magische Welt einsteigen will.«
Ari leckte sich mit einem durchtriebenen Blick über die Lippen. »Was genau war es denn, was er wollte und dir zu abgedreht war?«
Isabel gab ihr einen Klaps auf die Schulter. »Ari, bitte!«
»Nein, so war’s nicht«, erklärte ich matt. »Ich mag es einfach nicht, wenn abgedrehte Sachen passieren und sich dauernd magische Gestalten in mein Privatleben einmischen. Er findet aber genau das spannend.«
»Schade, dass du das nicht eher herausgefunden hast«, sagte Ari. »Das hättest du doch wunderbar nutzen können, um ihn zu verführen.«
»Ja, so was hatte ich am nächsten Wochenende eigentlich auch vor«, gab ich zu. »Allerdings nicht mit Hilfe von Magie. Ich hatte da eher an diese scharfen roten Schuhe gedacht.«
Trix klatschte begeistert in die Hände. »Du hast sie gekauft!«
Isabel legte mir ihren Arm um die Schulter und drückte mich, wobei sie mich fast erstickte.
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