Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
führte.
»Oh, gut, ich bin froh, dass du da bist, Owen, und Sie auch, Katie!«, sagte er.
Owen und ich wechselten einen Blick. »Ach ja?«, sagte Owen misstrauisch.
Nachdem ich mich in der Lobby umgesehen hatte, verstand ich warum. Sie war verwandelt und für einen dieser Teambildungskurse ausgerüstet worden, nur dass die Kletterseile statt von der Decke einfach so in der Luft hingen. »Ihr beide könnt es als Erste probieren«, schlug Rod vor.
Es sah ganz so aus, als wären die Aktivitäten zur Förderung der Teamarbeit bei MMI angelaufen.
Vielleicht waren Paranoia und Misstrauen ja doch gar nicht so schlecht, dachte ich mit Blick auf den Wald aus Kletterseilen.
»Nie im Leben!«, sagte Owen mit Nachdruck, und ich war froh, dass er ablehnte, bevor ich es tun musste.
Rods Miene verdüsterte sich, und einen Moment lang glaubte ich, etwas von seinem wahren Ich sehen zu können, das hinter der Illusion verborgen lag. »Und warum nicht?«
»Ich hab eine kaputte Schulter, weißt du das nicht mehr? Sie ist immer noch nicht komplett verheilt. Da gehe ich lieber kein Risiko ein.«
»Und ich hab heute einen Rock an, da ist es dann wohl nicht angesagt, da oben herumzuklettern«, fügte ich eilig hinzu. »Vielleicht sollten wir auch erst mal eine Nummer kleiner anlangen? Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, so viele Stricke hier herumliegen zu haben, wenn die Leute sich ohnehin dauernd gegenseitig an den Kragen wollen.«
Rod zuckte zusammen. »Da ist was dran. Aber keine Sorge, ich hab noch andere Ideen auf Lager.«
Er wedelte mit der Hand durch die Luft, und die Seile verschwanden. Owen sah sichtlich erleichtert aus.
Auch ich war froh, dieser Sache entronnen zu sein.
Sie weckte in mir unangenehme Erinnerungen an den Sportunterricht in der Schule. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht sonderlich scharf drauf war, von jemandem in Seile verheddert zu werden, den ich immer noch auf meiner Verdächtigenliste führte. Bevor Rod auf etwas Neues verfallen konnte, das Owen und ich dann austesten sollten, betonten wir rasch, wie viel Arbeit auf uns warte, und eilten davon.
Wie sich herausstellen sollte, sah mein Büro noch befremdlicher aus als die Lobby unten. Irgendjemand hatte es über Nacht sorgfältig dekoriert. In einer Ecke stand ein Weihnachtsbaum, auf den von oben zarte Schneeflocken herabrieselten. Bevor sie auf dem Boden auftrafen, lösten sie sich in Luft auf. Unter der Zimmerdecke funkelten Sterne, ohne dass man irgendwelche Fäden sah, an denen sie befestigt gewesen wären.
Als ich auf der Türschwelle stand und diesen Anblick bewunderte, erschien Trix hinter mir. »Gefällt es dir?«, fragte sie.
»Ja. Wer war das?«
Sie zwinkerte mir zu. »Das ist doch geheim. Wie geht’s dir heute?«
»Besser. Ich glaube, ich bin sogar schon fast wieder die Alte.«
»Das freut mich zu hören. Er ist es auch nicht wert, dass du ihm eine Träne nachweinst, wenn er dich nicht so zu schätzen weiß, wie du bist. Heißt das, dass du am Freitag mit uns ausgehst?«
»Ich glaub schon.«
»Dann bring die sexy roten Schuhe mit! Dann führen wir sie mal so richtig aus und haben unseren Spaß.«
Es wartete garantiert viel Arbeit auf mich, aber zuerst musste ich einen Weg finden, meine Plätzchen zu Owen zu schmuggeln, ohne dass es jemand mitbekam. Ich checkte Merlins Terminkalender und entdeckte, dass er am Nachmittag mit Owen verabredet war. Häufig wurde ich dazugebeten, wenn die beiden sich trafen, aber diesmal zu meiner großen Erleichterung nicht. Wenn, dann war ich in meiner Eigenschaft als Verifiziererin dabei, aber ohne meine Immunität war ich auf diesem Gebiet ja völlig nutzlos.
Während Owen in diesem Meeting saß, konnte ich die Plätzchen in sein Büro bringen.
Aber das Verifizieren betreffend war ich trotzdem nicht ganz aus dem Schneider. Irgendwann im Laufe des Vormittags bestellte Merlin mich in sein Büro.
»Tut mir leid, dass das so kurzfristig kommt, aber ich habe in ein paar Minuten ein Meeting mit der Verkaufsabteilung und einem neuen potenziellen Großkunden. Wir werden noch keinen Vertrag aufsetzen, aber ich hätte Sie für alle Fälle trotzdem gern dabei. Wenn ich einen regulären Verifizierer dazubäte, würden sie das vielleicht als Beleidigung betrachten, aber wenn Sie als meine Assistentin dabei sind und ich dazusage, dass Sie immun sind, wird sie das eventuell auch dazu animieren, sich erst gar nichts zuschulden kommen zu lassen.«
Der immer größer werdende Kloß in meinem Hals
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