Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
schon seit Jahren. Aber ich hab’s noch nie geschafft, ihn dazu zu bringen, mehr als zwei Wörter mit mir zu wechseln, die sich nicht um die Arbeit drehen.«
»Wir reden auch fast nur über die Arbeit«, beharrte ich. »Und wir fahren nur deshalb zusammen zur Firma, weil er sich für meinen Schutz verantwortlich fühlt. Wir haben höchstens zwei Mal über Dinge gesprochen, die zumindest halbwegs persönlich waren.«
»Das sind schon zwei Mal mehr, als es irgendwem sonst in der Firma gelungen ist«, grummelte Ari und verdrehte die Augen. »Dieser Typ ist ein hoffnungsloser Fall, sage ich euch. Er ist zwar attraktiv, reich und mächtig, aber ein absolut hoffnungsloser Fall.«
»Ich glaube auch nicht, dass es irgendwas zu sagen hat«, sagte ich achselzuckend. »Mir wird nachgesagt, eine unkomplizierte Gesprächspartnerin zu sein. Wahrscheinlich hat er deshalb am wenigsten Scheu vor mir. Aber glaubt mir, das ist bei einem Mann nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Normalerweise führt so was nämlich geradewegs in die Sackgasse, weil sie einen als eine Art kleine Schwester betrachten.«
Isabel nahm die Garnierung vom Rand ihres Glases und kaute darauf herum, dann sagte sie: »Wenn du glaubst, dass Owen kein Interesse hat, wüsste ich jemanden, der durchaus welches haben könnte.«
Die anderen kicherten, und ich wurde knallrot.
Wir mussten dringend zum Liebesleben von jemand anders übergehen.
»Wer könnte das wohl sein?«, witzelte Ari.
»Ich glaube, Rod hat sich ein bisschen in dich verguckt«, sagte Isabel zu mir.
»Das soll ja wohl ein Scherz sein.« Ich war nicht der Typ Frau, in den Männer sich verguckten. Ich lernte nur Männer kennen, wenn jemand ein Blind Date für mich arrangierte. Es war einfach undenkbar, dass zwei Männer gleichzeitig so viel Interesse an mir zeigten, dass es zum Thema des Flurfunks wurde. Aber wenn ich genauer darüber nachdachte: Rod hatte mir vorher schöne Augen gemacht, und er hatte mich vor Owen gewarnt, was möglicherweise ein Zeichen von Eifersucht war.
»Er trägt doch ein Trugbild, oder?«, fragte Ari.
»Du siehst ihn also komplett anders, als wir ihn sehen.«
»Oh, wie sieht er denn wirklich aus?«, erkundigte Isabel sich neugierig und lehnte sich quer über den Tisch. Trix rückte ebenfalls näher heran.
Jetzt, wo ich wusste, was für ein Unterschied zwischen Rods echtem Aussehen und seinem Trugbild bestand, verstand ich ihre Neugier umso besser.
Auch wenn die Illusion, die er erzeugte, unleugbar attraktiv war, zog ich die Realität dennoch vor. Einfach deshalb, weil sie real war. Wenn ich sein Trugbild sehen konnte, sah er für mich gar nicht mehr aus wie Rod. »Eigentlich sieht er gar nicht so übel aus«, sagte ich und hatte gleich ein schlechtes Gewissen, weil ich hinter seinem Rücken über ihn redete. »Er ist zwar nicht sonderlich hübsch, aber wenn er lächelt, hat er durchaus was.« Ich zuckte die Achseln.
»Ich mag solche Tricks eben nicht besonders.« Von ihren Blicken alarmiert, fügte ich sofort hinzu: »Und wagt es bloß nicht, ihm zu erzählen, was ich gesagt habe.«
»Aber vielleicht solltest du ihm das mal sagen«, meinte Trix. »Das ist bestimmt mal ganz gut für ihn.«
»Vielleicht irgendwann, wenn ich ihn besser kenne.«
Isabel schüttelte den Kopf. »Er wird niemals von dieser Illusion ablassen. Nach dem, was ich so höre, zieht er diese Nummer schon seit seiner Teenagerzeit durch. Wahrscheinlich wollte er damals mit Owen mithalten können, dabei es ist ja keineswegs so, als würde Owen ihm irgendwelche Konkurrenz machen.
Rod war schon immer derjenige, der die Mädchen abgegriffen hat.«
»Ja, weil man sie fragen muss, um sie bekommen«, sagte Ari. »Owen schafft es ja noch nicht mal, sich die zu nehmen, die sich ihm förmlich an den Hals werfen.«
»Klingt so, als wäre da jemand bitter enttäuscht«, sagte Isabel und zog eine Augenbraue hoch.
Ari wirkte peinlich berührt, vielleicht das erste Mal, seitdem ich sie kannte. Sie fing sich jedoch rasch wieder. »Hey, wollt ihr mir etwa vorwerfen, dass ich es versucht habe? Ich meine, seht ihn euch doch an! Ich kann wenigstens sagen, ich hab’s versucht, ganz im Gegensatz zu allen anderen.« Sie sah mich durchtrieben von der Seite an. »Naja, von Katie vielleicht mal abgesehen. Bleibt abzuwarten, wie weit sie mit ihrer süßen, unschuldigen ›Lass uns Freunde sein‹-Strategie kommt.«
»Das ist keine Strategie«, beharrte ich. Und um das Thema zu wechseln, nahm ich die Dessertkarte zur
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