Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
wir praktisch übereinander her.
An seinem Kuss war keine Spur von Vorsicht oder Sanftheit, sondern es war ein leidenschaftlicher Zungenkuss mit allem, was dazugehört, so als könnten wir nicht genug voneinander kriegen. Er stieß mich nach hinten, sodass ich auf dem Sofa zu liegen kam, mein Kopf auf der Armlehne und er über mir. Das wurde ziemlich schnell ziemlich ernst, und ich war gierig nach mehr.
Seine Finger glitten an meinem Hals hinab bis zum Schlüsselbein und folgten dann dem Ausschnitt meiner Bluse. Ich spürte, wie ein Knopf aufging, dann ein zweiter. Und dann kam ich wieder zur Besinnung. Was um Himmels willen tat ich da gerade?
Ich wich dem nächsten Kuss aus, indem ich mich von ihm abwandte und versuchte, mich unter ihm hervorzuschlängeln. Er reagierte mit Küssen auf meinen Hals und hielt mich nur noch fester. Also musste ich jetzt zu stärkeren Mitteln greifen. Ich legte meine Hände auf seine Brust und drückte mit aller Kraft. Als er daraufhin mit einer Hand meine Handgelenke packte und meine Arme zur Seite wegdrückte, bekam ich es mit der Angst zu tun. Das war kein Spaß mehr, ganz egal, was man unter diesem Begriff auch verstehen mochte. Das war der Ernstfall.
Ich musste mich zur Wehr setzen. Zuerst eine verbale Warnung. »Rod, nein, bitte. Lassen Sie uns aufhören«, keuchte ich, aber das bremste ihn kein bisschen. Also manövrierte ich mein Knie an eine gewisse sensible Stelle und stieß mit aller Kraft zu. Das lenkte ihn ab.
Während er seinen Griff lockerte, wand ich mich unter ihm heraus und landete auf dem Fußboden vor dem Sofa. Ich dankte innerlich meinem Bruder, der mir diesen Kunstgriff beigebracht hatte, als ich von einem seiner Freunde, der für seine krakenartige Armtechnik bekannt war, zu einem Date eingeladen worden war.
Als Rod sich von dem ersten Schock erholt hatte, sah er mich erschreckt und verstört an. »O Gott, Katie, es tut mir leid! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist«, stotterte er. Ich konnte sehen, dass er wirklich wie benommen war, denn sein Trugbild verschwand vollständig.
Schließlich war ich wieder klar genug im Kopf, um zu begreifen, was los war. »Es ist ein Zauber«, sagte ich. »Es muss ein Zauber sein. Irgendjemand zwingt Sie, etwas zu tun, das Sie sonst nie machen würden.«
Er schloss die Augen und stöhnte auf. »Das wäre eine Erklärung. «
»Ich muss hier raus«, kündigte ich an und rutschte von ihm weg. »Um unser beider willen.« Ich schnappte nach meiner Handtasche, kam wieder auf die Beine und rannte aus der Wohnung.
Am Aufzug angekommen, drückte ich immer wieder den Abwärts-Knopf und hoffte, dass er ausnahmsweise einmal nicht den Gesetzen der Logik folgen, sondern den Aufzug schneller herbeiholen würde. Kaum war ich eingestiegen, sah ich Rod aus seiner Wohnung hinter mir her laufen. Ich hörte ihn noch »Katie!« rufen, als ich den Knopf zum Türenschließen drückte.
»Alles in Ordnung!«, rief ich durch den Türspalt.
Erst als ich draußen war, fiel mir auf, dass ich meinen Mantel vergessen hatte. Aber es wäre für uns beide nicht sicher gewesen, wenn ich zurückgegangen wäre, Eisregen hin oder her. Wenigstens hatte ich meine Handtasche und damit auch die Schlüssel zu meiner Wohnung. Es war nicht allzu weit bis dorthin, und wenn ich rannte, blieb ich bestimmt warm. Die Tränen, die mir dabei in die Augen schossen, waren allerdings wenig hilfreich. Es war so kalt, dass ich Angst bekam, sie würden auf meinem Gesicht festfrieren. Mir wuchsen die Probleme allmählich über den Kopf, und es war ganz allein meine Schuld. Hätte ich doch irgendjemandem den Verlust meiner Immunität gestanden, dann hätten sie gewusst, wie angreifbar ich war.
Aber der Tiefpunkt des Abends war noch nicht erreicht. Ich spürte das Kribbeln, das mir den Einsatz magischer Kräfte in meiner unmittelbaren Nähe anzeigte, aber ich konnte natürlich nicht sehen, ob ich angegriffen wurde. Na super, hier stand ich ohne Mantel in der Eiseskälte, war verstört von einer durch Zauberei ausgelösten Verführungsszene, die beinahe zu weit gegangen wäre, und wurde vermutlich auch noch überfallen, während ich nicht einmal erkennen konnte, wann ich mich besser ducken oder zur Seite springen sollte.
Mir blieb nichts anderes übrig, als einfach immer die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen, wenn ich irgendwoher magische Energie kommen fühlte.
Vielleicht schaffte ich es so noch bis nach Hause. Ich zog den Kopf ein und rannte los, um dann
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