Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
deshalb mit, weil wir so viel Zeit miteinander verbringen. Ich habe mich damit noch nie besonders intensiv beschäftigt. Meine Vorahnungen erschienen mir immer zu unzuverlässig, um sie genauer zu untersuchen.« Er blickte auf. Seine Züge wurden ganz sanft. »Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Sie so unwiderstehlich sind«, fügte er im Flüsterton hinzu.
Mein Herz macht einen Satz, als er sich zu mir hinbeugte und seine Lippen sanft auf meine drückte.
Es war nicht so ein gieriger, besitzergreifender, aufs Ganze gehender Kuss wie zwischen mir und Rod, und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich vorher zwischen uns eine vergleichbare Spannung aufgebaut hätte. Dieser Kuss fühlte sich einfach richtig an, so als wäre er vorherbestimmt gewesen.
Es war der perfekte erste Kuss: Fest genug, um echt zu sein, aber trotzdem zart und liebevoll. Ich fühlte mich wie von einem warmen, sicheren Glühen umfangen, und zugleich wollte ich vor Begeisterung aufschreien. Da war ich die ganze Zeit in ihn verliebt gewesen, und jetzt stellte sich heraus, dass er das Gleiche für mich empfand. Dieser beeindruckende, wundervolle Mann der sich auch noch als äußerst talentierter Küsser herausstellte mochte mich auch!
Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
Dann, als ich gerade so richtig begeistert war, machte er sich mit einem Keuchen von mir los. Ein Ausdruck reinen Erschreckens kam über sein Gesicht. »O Gott!«, hauchte er. Ich wollte ihn packen und wieder an mich ziehen, doch er schüttelte den Kopf, so als ob er aus einer Trance zu erwachen versuchte.
»Was ist?«, presste ich schließlich hervor.
In tiefer Konzentration runzelte er die Stirn und schaute dann auf meine Füße herab. Er beugte sich nach vorn, wedelte mit der Hand über meine Füße, sah mich dann an und sagte: »Es sind Ihre Schuhe.«
»M-meine Schuhe?«, stammelte ich, von dem Kuss noch ganz benommen.
Er rutschte vom Sofa und kniete sich vor meine Füße. »Darf ich?«, fragte er.
Ich wusste ja, dass er nicht ganz normal war, aber für einen Schuhfetischisten hatte ich Owen dann doch nicht gehalten.
Obwohl – er wirkte weitaus mehr besorgt als erregt, was kein allzu gutes Licht auf meine Begabung zum Küssen warf. »Klar«, sagte ich, ohne eine Ahnung zu haben, wovon er eigentlich sprach.
Er streifte mir die Schuhe von den Füßen, hielt einen davon hoch und runzelte wieder die Stirn. Dann sah er mich an und stellte fest: »Hmmm, es scheint sich um einen Aschenputtel-Zauber zu handeln.«
»Wie bitte?«
Er schaltete auf professionell um und war plötzlich ganz gelassen, sprachgewandt und so, als ob er mich nicht gerade geküsst hätte. »Den findet man nicht häufig, aber er ist ein Klassiker. Es handelt sich um eine Formel, mit der man Fußbekleidung verzaubern kann, sodass der Träger oder die Trägerin unwiderstehlich und äußerst attraktiv auf andere wirkt. Der Zauber kann sich auch auf den Schuhträger selbst auswirken, zum Beispiel kann er der eigentliche Anlass dafür sein, dass man die Schuhe überhaupt kauft; er vermittelt ein künstlich gesteigertes Selbstbewusstsein. Selbstverständlich könnte Ihnen dieser Zauber nichts anhaben, aber auf jeden Fall wären alle Leute in Ihrer Umgebung davon betroffen.«
»Das erklärt einiges«, nickte ich. Tatsächlich erklärte es sogar mehr, als ihm klar war. Kein Wunder, dass ich so leichten Herzens meine Kreditkarte gezückt und die Schuhe gekauft hatte. Anscheinend hatte meine Immunität zu dem Zeitpunkt schon nachgelassen.
»Was denn genau?«, fragte er. Die Frage wirkte erst einmal unbefangen und naheliegend, so als wollte er die Situation gründlich analysieren, aber zwischen seinen Augen hatte sich eine Falte gebildet.
War er vielleicht eifersüchtig? Aber nein, er hatte mich ja nur wegen der Schuhe geküsst. Das war ja wieder typisch: Der beste Kuss meines Lebens, und ausgerechnet der hatte nichts zu bedeuten.
»Mir sind in letzter Zeit ein paar komische Sachen passiert. Voriges Wochenende zum Beispiel, als wir Mädels zusammen aus waren, war ich plötzlich beliebter als je zuvor. Den ganzen Abend wurden mir Drinks spendiert, und viele Männer haben mich zum Tanz aufgefordert.« Ich lachte bitter auf. »Hätte ich mir ja denken können, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.«
Das wäre jetzt sein Stichwort gewesen, um mich zu korrigieren und mir zu sagen, dass ich gar keine magischen Schuhe brauchte, um unwiderstehlich zu sein. Ich wollte nicht unbedingt ein
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