Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
unvermittelt einen Haken zu schlagen, als das verräterische Kribbeln begann. Ob wohl irgendwer auf dieses Blindekuh-Spiel eingehen und mir eine Warnung zurufen würde, wenn ich in eine gefährliche Richtung lief? Aber irgendwie bezweifelte ich dann doch, dass die Kinderstube meiner Angreifer gut genug gewesen war. Als das Kribbeln wieder stärker wurde, holte ich mit meiner Handtasche aus und drehte mich um meine eigene Achse. Ich nahm befriedigt wahr, dass die Tasche auf einen festen Körper traf. Dann rannte ich in die andere Richtung davon.
Für ein paar Augenblicke hatte ich mich befreit, doch dann spürte ich es wieder – und noch stärker als vorher. Ehe ich flüchten konnte, packte mich etwas, und ich fing an dagegen anzukämpfen, bis mir auffiel, dass jemand immer wieder meinen Namen wiederholte, so als wollte er ein verängstigtes Kind beruhigen. Ich blickte in Owens besorgte Augen.
»Katie, was ist los?«, fragte er. »Was machen Sie denn bei dem Wetter hier draußen ohne Mantel?«
Ich hatte jetzt gerade nicht die Zeit, das näher zu erläutern. »Ich glaube, ich werde verfolgt«, schluchzte ich, als er mich mit seinem Mantel umfing und mich fester an seine Brust drückte. In jeder anderen Situation hätte ich das genossen, aber im Augenblick hatte ich gerade ganz andere Probleme.
»Ich glaube, Sie haben recht. Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen«, meinte er. Dann sah er mich sehr ernst an. »Katie, vertrauen Sie mir?«
Beinahe hätte ich ihm eine gedankenlose Antwort gegeben, so wie man automatisch »gut« sagt, wenn man gefragt wird, wie es einem geht, egal ob es stimmt oder nicht. Aber ich hatte den Eindruck, dass Owen eine ehrliche Antwort wollte. »Ja, ich vertraue Ihnen«, sagte ich schließlich.
Er nickte. »Okay. Das könnte jetzt ein wenig beängstigend wirken. Ich glaube, ich kriege das hin, aber anschließend werde ich für den Rest des Abends in magischer Hinsicht nicht mehr zu gebrauchen sein. Halten Sie sich an mir fest.«
Wenn das ein Trick war, mit dem er mich in eine kompromittierende Lage bringen wollte, dann konnte ich ihn später immer noch umbringen, dachte ich.
Aber jetzt wollte ich raus aus der Kälte. Ich wollte an einen sicheren Ort. Ich schlang meine Arme um seine Hüfte und er hielt mich noch fester. Dann bekam ich so ein flaues Gefühl im Magen, wie bei der Abfährt auf einer Achterbahn. Ganz plötzlich war es warm, und kein kalter Regen prasselte mehr auf mich herab. Owen hielt mich noch für einen Augenblick, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, und ließ mich dann los.
»Das war gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte«, meinte er. Seine Stimme klang ein bisschen rau, so als wäre er wirklich nervös gewesen.
Widerstrebend löste ich meine feste Umklammerung, trat einen Schritt zurück, zwinkerte ein paar Mal und sah mich um. Ich beland mich in einem dunklen Zimmer, das von einem Fenster nur wenig erhellt wurde. Owen winkte mit der Hand und das Licht ging an. Noch ein Winken, und ein offener Kamin begann zu lodern. »So, ich glaube, jetzt habe ich mich für heute endgültig verausgabt«, stellte er fest, klang aber schon wieder gekräftigt.
Ich schaute mich um und stellte fest, dass der Raum, in dem ich mich aufhielt, eine Kombination aus Wohn- und Arbeitszimmer zu sein schien. Die Arbeitsecke war nahe am Fenster, unter dem ein großer hölzerner Schreibtisch stand. Die Wände auf beiden Seiten des Fensters waren mit Bücherregalen bedeckt. Direkt hinter mir stand ein Polstersofa mit einem dunklen, weich aussehenden Bezug. Gegenüber vom Sofa befand sich der offene Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Von seinem marmornen Sims baumelten Weihnachtssocken. An der hinteren Wand stand ein Fernseher und in der Ecke ein beleuchteter und vollständig dekorierter Weihnachtsbaum.
Das Zimmer hatte die prunkvolle Stuckdecke und geschnitzten Fenster- und Türrahmen eines Altbaus.
Auf dem gewachsten Parketthoden lagen Orientteppiche. In diesen Raum hätten feine Antiquitäten perfekt hineingepasst, aber die schwereren, bequemeren Möbel machten ihn gemütlich und einladend. Ich brauchte nicht zu fragen, ob das Owens Wohnung war. Sie sah genauso aus, wie ich es von ihm erwartet hatte.
Als ich genug gesehen hatte, wandte ich mich wieder Owen zu, der mich komisch ansah und gerade rot wurde. »Ahm, Katie, Ihre, äh …«, stotterte er und fummelte an seinem Kragen herum. Ich blickte an mir herunter und stellte fest, dass meine Bluse noch immer
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