Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
einem Bissen von dem Kuchen war ich froh, dass Owen mich überredet hatte, ihn zu probieren.
Trotzdem überließ ich ihm das meiste davon. Weniger der Kalorien wegen als aus Angst, dass mir ein Knopf von der Bluse abspringen könnte. Während er aß, nahm ich all meinen Mut für eine persönliche Frage zusammen. Ich fand es nämlich ganz schön schade, endlich mal etwas anderes mit ihm zu machen als zu arbeiten und dann die ganze Zeit nur über die Arbeit zu reden. Aber was fragte man einen Mann wie ihn? Haben Sie in der letzten Zeit irgendein gutes Buch gelesen? Das letzte Buch, das er gelesen hatte, war wahrscheinlich in antikem Transsilvanisch geschrieben.
»Wenn die Arbeit Sie so auffrisst und Ihr ganzes Leben bestimmt, was tun Sie dann, wenn Sie mal nicht arbeiten? Gewinnen Sie jemals wirklich Abstand vom Job?«
Er runzelte die Stirn, als dächte er ernsthaft über das Stück Käsekuchen nach, das er sich gerade in den Mund geschoben hatte, dann nippte er an seinem Kaffee. Schließlich sagte er: »Ich mache das, was alle anderen auch tun, schätze ich mal. Ich gebe zu, dass ich in meiner Freizeit auch Bücher lese, die mit der Arbeit zu tun haben, aber nur deshalb, weil es mir wirklich Spaß macht. Ansonsten schaue ich mir Baseballspiele an, höre Musik, gehe ins Kino. Meistens ruhige Dinge. Ich mag keinen Lärm und kein Gedränge, aber manchmal gehe ich mit Rod aus, wenn er ausnahmsweise mal kein Date hat. Oder zwei.«
Das sagte nicht allzu viel aus. Ich hatte noch nie jemanden kennen gelernt, der es einem so schwer machte, ihn kennen zu lernen.
»Und Sie?«, fragte er.
»Ungefähr das Gleiche wie Sie, nehme ich an.«
Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, aber die Liste der Dinge, die ich außerhalb meiner Wohnung tat, war auch nicht besonders lang und interessant. »Ich unternehme oft was mit meinen Mitbewohnerinnen.
Häufig beinhaltet das auch Blind Dates. Meistens würde ich dann lieber zu Hause bleiben, aber sie lassen mich nicht. Ich lese viel, wenn ich dazu komme – aber nichts Hochliterarisches oder Wertvolles, nur Sachen, die lustig sind. Manchmal gehe ich ins Kino, aber ich sehe mir lieber alte Filme an, die Sorte, die normalerweise in keinem Kino läuft. Und das war’s auch schon.«
»Wenn Ihre Arbeit genauso aufregend ist wie unsere, brauchen Sie vielleicht auch ein bisschen Zeit für sich, um sich auszuruhen.«
Die Kellnerin legte im Vorbeigehen die Rechnung auf unseren Tisch, und er griff danach, bevor ich eine Chance hatte, es zu tun. »Das geht auf mich«, sagte er.
»Nein, ich kann meinen Teil doch selbst bezahlen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin Ihnen noch was schuldig.«
»Wofür?«
»Na ja, wenn Sie nicht gelten lassen, dass Sie mir das Leben gerettet haben – was ich durchaus tue –, dann schulde ich Ihnen zumindest noch ein Frühstück.«
Ich hatte das Gefühl, dass ich heftiger protestieren sollte, aber andererseits den Eindruck, dass es ohnehin zu nichts führen würde. Also gab ich mich seufzend geschlagen. »Wenn Sie darauf bestehen.«
»Tue ich«, erwiderte er grinsend. »Sie müssten ja eigentlich wissen, dass man sich mir besser nicht widersetzt.«
»Als wenn Sie mir was antun könnten.«
»Ich bin sicher, dass mir dazu irgendwas einfallen würde.«
Ich lachte über seinen schelmischen Gesichtsausdruck. Irgendwas daran, wie ich mich in diesem Moment fühlte, kam mir vertraut vor. Es war nicht die Verknalltheit. Es war anders als alles, was ich im Zusammensein mit einem Mann bislang empfunden hatte. Dann fiel mir ein, dass es mich daran erinnerte, wie ich mit meinen Brüdern früher gefrotzelt hatte, nicht böse, sondern liebevoll und lustig. Na toll. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Noch ein großer Bruder.
Als er mich nach Hause begleitete, dachte ich, dass wenn es denn ein Date gewesen wäre, es das beste Date gewesen wäre, das ich je gehabt hatte, seit ich in New York war. Vielleicht sogar überhaupt. Ich konnte mich an keine Verabredung mit einem Mann erinnern, bei der ich mich so amüsiert hatte und bei der ich so entspannt mit meinem Gegenüber umgegangen war.
Aber es war ja kein Date gewesen, auch wenn er die Rechnung bezahlt hatte. Obwohl wir uns schon so viel besser kennen gelernt hatten, hatte er mich nie auch nur annäherungsweise berührt – weder seine Hand auf meine gelegt noch mich wie zufällig gestreift, während wir zusammen gingen. Aber war das wirklich wichtig? Ich amüsierte mich. Ich war gern mit ihm zusammen.
Als
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