Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
stürzen?«
Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass ich mit Owen ausgegangen wäre, und zur Abwechslung einmal nicht aus dem Grund, weil ich eine alberne Schwäche für ihn hegte. Er hätte diese Bande mit einer lässigen Drehung seines Handgelenks aus dem Weg räumen können. Andererseits hätten sie auch Mittel gegen ihn in der Hand gehabt, die bei mir nicht griffen.
Ich holte tief Luft, löste mich aus der Deckung der soliden deutschen Technik und machte einen Schritt auf sie zu. »Ihr könnt eurem Boss ausrichten, dass es ihm nicht sonderlich viel bringt, wenn er mich aus dem Weg räumt. Ich bin bloß eine bessere Sekretärin, das müsste er doch eigentlich wissen. Schließlich hat er seine Spione in unserer Firma. Oder ist es das, worum es geht? Komme ich der Wahrheit allmählich zu nahe?« Wenn das so war, konnte ich nur hoffen, dass sie mich auch in das Geheimnis einweihten, denn ich tappte immer noch völlig im Dunkeln.
Der Knochenmann formte einen weiteren Feuerball in seiner Hand und schleuderte ihn in meine Richtung. Es kostete mich all meine Selbstbeherrschung, ihm nicht auszuweichen. Vom Kopf her wusste ich ja, dass Magie mir nichts anhaben konnte, aber meine Instinkte sprachen eine andere Sprache; sie sahen eine Gefahr auf mich zukommen und wollten dringend, dass ich aus dem Weg sprang. Der Feuerball löste sich in Wohlgefallen auf, als er mich traf. Ich spürte dieses Kribbeln, wie immer, wenn magische Kräfte im Einsatz waren, aber ansonsten merkte ich absolut nichts.
»Netter Versuch«, sagte ich. »Aber ihr habt offenbar nicht allzu viel Erfahrung im Umgang mit Immunen.« Fast kam es mir vor, als hätte dieser Feuerball mir einen Kick gegeben. Auch wenn ich wusste, dass ich keineswegs unbesiegbar war, fühlte ich mich doch so. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Habt ihr noch was Besseres auf Lager, oder habt ihr euer Pulver schon verschossen? Ich werde nämlich noch woanders erwartet.«
Jetzt hätte eigentlich mal die Kavallerie angeritten kommen können, aber ich hatte keine Ahnung, ob einer meiner magischen Bodyguards mir bis aufs Land gefolgt war. Wäre eine Fee oder ein Gargoyle hinter uns hergeflogen, hätte mir das eigentlich auffallen müssen. Oder verfügten die vielleicht über ein Netzwerk, in dem wir während der Fahrt immer weitergereicht wurden?
Die Monster kamen wieder näher, und ich zog mich unwillkürlich Richtung Wagen zurück. Magie hin oder her, die Biester waren groß und sahen unheimlich aus. Ich versuchte bis zum Kofferraum zu kommen, wo Ethan stand. Genau in dem Moment, in dem ich dachte, sie würden sich auf mich stürzen, zischte es plötzlich laut, und weißer Schaum spritzte durch die Gegend, der die Monster zum Rückzug zwang. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Ethan mit einem Feuerlöscher auf die hässliche Truppe zielte.
»Du hast nicht zufällig auch was für mich dabei?«, fragte ich.
Er griff in den Kofferraum und kramte einen Kreuzschlüssel hervor. »Wie war’s damit?«
Ein Gerät mit einer größeren Reichweite wäre mir lieber gewesen, aber ich nahm ihn trotzdem. So ein Kreuzschlüssel war immer noch besser als nichts, außerdem sah er nach der Sorte Waffe aus, die auch Wonder Woman hätte benutzen können. Die Meute nahm einen neuen Anlauf, und ich schwang ihnen meinen Kreuzschlüssel entgegen, während Ethan sie noch mal kräftig einschäumte. Doch dann ging dem Feuerlöscher die Puste aus, und Ethan bewarf sie mit der Flasche, wodurch er sie kurzzeitig auseinander trieb. Dann reichte er mir eine Brechstange und sagte: »Halt sie mal kurz auf«, bevor er sich wieder dem Inhalt seines Kofferraums zuwandte.
Ich schwang die Brechstange durch die Luft wie ein Schwert und fuchtelte parallel mit dem Kreuzschlüssel herum, als wären beides exotische Kampfsportwaffen. Die Monster sahen aber nicht sonderlich beeindruckt aus. »Was hast du denn sonst noch so da drin?«, erkundigte ich mich bei Ethan.
»Ich suche nach etwas, das uns wirklich weiterbringt. Ah, da ist es.« Eine Sekunde später tat es einen lauten Knall, als hätte er einen Schuss abgegeben, dann zischte es, und über unseren Köpfen erschien ein rotglühendes Licht. Ethan – Gott segne seine übertriebene Vorsicht – musste neben dem Feuerlöscher, genügend Werkzeug, um den Wagen auseinander- und wieder zusammenzubauen, einer Decke, einem Erste-Hilfe-Kasten, der besser ausgerüstet war als manche Notaufnahme, und ausreichend Wasser für einen Treck durch die Sahara auch
Weitere Kostenlose Bücher