Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
bisschen. Aber sie hat ganz schön tiefgestapelt.«
Ari war meine Freundin, aber sie stand nicht gerade ganz oben auf der Liste derjenigen, denen ich begegnen wollte, wenn ich mit einem Mann verabredet war. Sie war schon bei meinem letzten, desaströsen Blind Date dabei gewesen, und auch wenn sie nicht direkt für das Desaster verantwortlich war, war ihre Gegenwart doch nicht eben hilfreich gewesen. Leider gab es keine Möglichkeit, einer Freundin höflich mitzuteilen, dass sie sich verziehen sollte. Ari hätte es vielleicht noch nicht einmal etwas ausgemacht, aber ich wollte vor Ethan nicht wie eine Zicke dastehen.
Doch ich hatte Glück. Denn bevor ich sie am Flügel packen und anflehen musste, uns in Ruhe zu lassen, zwinkerte sie Ethan zu und sagte: »Ich würde ja gern noch bleiben und mich mit Ihnen unterhalten, aber ich bin sicher, dass ich am Montagmorgen ohnehin noch alles haarklein erzählt bekomme. Ciaoieh!«
»Sie ist interessant«, meinte Ethan, als sie davonflatterte.
»Das kann man wohl sagen. Wie wär’s mit Nachtisch?« Ich brauchte dringend eine fette Portion Schokolade.
»Sicher.«
Kaum hatten wir uns erhoben, waren unsere Teller auch schon verschwunden. »Wie praktisch«, bemerkte ich.
»Ich frage mich ja, wie sie das machen.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich es wissen will. Je weniger ich darüber nachdenke, wie Magie funktioniert, desto weniger Kopfschmerzen bekomme ich.«
»Dann frag Owen nie irgendwas in dieser Richtung, wenn er einen Stift in der Hand und eine Wandtafel in der Nähe hat. Ich musste nachher ein Aspirin nehmen und mich hinlegen.«
Ich hätte ihn genauer über Owens Lehrstunde in Magie befragt, aber Trix, die verloren am Desserttisch stand und sich ein Stück Schokoladenkuchen nach dem anderen in den Mund schob, rettete mich davor, den Fauxpas zu begehen, während eines Dates zu viel über einen anderen Mann zu reden. »Trix?
Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu treffen«, sagte ich.
Sie seufzte herzzerreißend. »Ich hatte auch gar nicht vor zu kommen. Ich wollte eigentlich zu Pippin gehen und versuchen, mit ihm zu reden. Aber Ari wollte unbedingt, dass ich mitkomme. Sie meinte, es täte mir gut, mal rauszukommen.« Eine einzelne glänzende Träne lief ihre Wange hinab.
»Dann ist es ja sehr nett von ihr, dass sie dich hier allein rumstehen lässt, nachdem sie dich hergezerrt hat«, kommentierte ich Aris Verhalten.
Sie schniefte. »Ich hab ihr gesagt, sie soll sich amüsieren gehen. Es bringt ja nichts, wenn wir beide Trübsal blasen.«
Ethan reagierte wie alle Männer, wenn sie vor einer weinenden Frau stehen: Er schaute hilflos aus der Wäsche. Dann drückte er ihr unbeholfen die Schulter und warf mir einen »Und was jetzt?« – Blick zu.
Ich legte einen Arm um sie, wobei ich vorsichtig darauf achtete, ihre Flügel nicht zu berühren. »Hey, komm, Süße, wenn du weiter Kuchen isst, kannst du nachher nicht mehr fliegen.« Sie ließ sich von mir an den Tisch führen, an dem sie gesessen hatte. Erst als wir dort ankamen, fiel mir auf, dass ich es nicht geschafft hatte, mir selbst Schokolade zu besorgen. Seit die Anspannung wegen unserer beängstigenden Begegnung etwas nachgelassen hatte, verspürte ich weder das Bedürfnis noch die Lust, Alkohol zu trinken.
Ich hatte eher das Gefühl, dass es besser war, wenn ich bei klarem Verstand blieb. Aber Schokolade brauchte ich dringend.
Ethan erwies sich als der vollendete Gentleman. Er schaute mich kurz an und streckte Trix dann eine Hand hin. »Komm, lass uns tanzen. Dann fühlst du dich gleich besser.« Ich sah ihnen nach, während er sie sanft zur Tanzfläche führte, und ging dann schnurstracks zurück zum Büffet. Meine Tanzkünste waren nicht gut genug, als dass ich mich vor Leuten, die mich am Arbeitsplatz noch mit Respekt behandeln sollten, auf die Tanzfläche gewagt hätte.
Ethan und Trix schienen sich dort jedoch gut zu amüsieren. Sie lächelte und lachte sogar, und ihre Flügel standen keck aufrecht, anstatt traurig herabzuhängen, wie sie es die ganze Woche über getan hatten. Während ich sie – ein Mini-Brownie vertilgend – beobachtete, kam ich zu dem Schluss, dass ich einen ziemlich guten Mann gefunden hatte. Er war auf alles Mögliche und Unmögliche vorbereitet, man konnte sich in schwierigen Situationen auf ihn verlassen, er verstand sich mit meinen Freundinnen – Marcia mal ausgenommen – und war nett zu Leuten, die ein wenig Zuwendung gebrauchen konnten. Zum ersten Mal, seitdem ich ihn
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