Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
damit ich sie vom Flughafen abholen kann.«
»Ich kann doch fahren. Welcher Flughafen ist es denn?«
»Das musst du nicht machen.«
»Ach, komm schon, benutze ich den Wagen nicht, wenn man mal wirklich einen braucht, dann ergibt es gar keinen Sinn, dass ich in Manhattan ein Auto habe. Ich spiele gern für euch den Chauffeur.«
»Und es macht dir auch wirklich nichts aus?«
»Nein, überhaupt nicht.«
»Aber ich sollte dich wohl vorwarnen, was meine Eltern angeht.«
»Wieso? Sie hören doch wohl nicht gleich die Hochzeitsglocken läuten, wenn sie uns zusammen sehen, oder?«
»Möglich war’s. Aber kann sein, dass sie auch nur deshalb herkommen, um mich zurück nach Texas zu lotsen.«
»Und ich soll versuchen, sie davon abzuhalten, wenn sie es versuchen?«
»Ja, bitte!«
Wir bewegten uns im Schneckentempo auf den Tunnel zu. Bei der Geschwindigkeit waren wir wahrscheinlich erst um Mitternacht aus Manhattan raus.
Aber da Ethan dazu neigte, ebenso zwanghaft gut organisiert und vorbereitet zu sein wie ich, hatte er die Rushhour bestimmt in seinem Zeitplan berücksichtigt. Ich lehnte mich in dem Ledersitz zurück und machte mich auf eine lange Fahrt gefasst.
Ethan begegnete dem Verkehr in Manhattan mit derselben Ruhe und Gelassenheit wie allem anderen auch. Neben ihm wirkte selbst Owen leicht erregbar, obgleich ich annahm, dass es Owens Aura von absichtlich im Zaum gehaltener Kraft war, die ihn weniger ruhig erscheinen ließ als Ethan. Und warum dachte ich an Owen, wenn ich gerade mit einem anderen Mann unterwegs war?
»Wie war deine Woche?«, wandte ich mich ostentativ Ethan zu.
»Nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist, nicht annähernd so interessant wie deine. Wie kommst du denn mit den Ermittlungen voran?«
»Gar nicht. Ich habe einige Theorien, aber sie zu beweisen, könnte sich als schwierig herausstellen.
Ich hoffe, dass sich über die Feiertage die Paranoia ein bisschen legt. Im Augenblick sind wir ganz kurz vorm Teeren und Federn.«
»Klingt nach einer Hexenjagd wie in alten Zeiten.« Dann zuckte er zusammen. »Das war wahrscheinlich ein geschmackloser Vergleich, wenn man bedenkt, mit wem wir es zu tun haben.«
»Das früher waren ja gar keine echten Hexen, und die Art von Magie, mit der wir es jetzt zu tun haben, hat mit Hexenkunst nichts zu tun. Aber du hast recht, die Atmosphäre ist ähnlich.«
Schließlich gelangten wir in den Tunnel, und ich musste fast die ganze Zeit die Luft anhalten, bis wir auf der anderen Seite wieder herauskamen. Dunkle, geschlossene Räume waren so gar nicht mein Fall.
Außerdem hatte ich zu viele Filme mit Verfolgungsjagden gesehen, die in dunklen Tunneln stattfanden.
»Wo fahren wir denn eigentlich hin?«, fragte ich, während ich versuchte, mich von den Wassermassen abzulenken, die über unseren Köpfen flossen.
»Wir sind zu einer Party auf Long Island eingeladen.«
»Oh. Wie nett. Und wer gibt die Party?«
»Ein paar Leute, mit denen ich schon mal zusammengearbeitet habe.«
Es klang so, als drückte er sich extra vage aus, und ich fragte mich unwillkürlich, ob er Anwälte meinte oder Leute aus der magischen Welt. Ich war mir nicht sicher, was mir lieber war. »Bin ich dafür denn richtig angezogen?« Ich hatte mir elegantere Schuhe angezogen, aber ansonsten trug ich meine Arbeitsklamotten, Rock und Bluse.
»Du siehst gut aus, sehr hübsch. Ich werde von allen beneidet werden.«
Ich atmete erleichtert aus, als wir aus dem Tunnel herausfuhren, doch der Verkehr ließ nicht nennenswert nach. Ich sah auf die Uhr. Wir waren jetzt schon eine Stunde unterwegs. Wenn ich gewusst hätte, dass ich erst so spät am Abend wieder etwas zu essen bekommen würde, hätte ich mittags mehr zu mir genommen.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, fragte Ethan: »Möchtest du anhalten und eine Kleinigkeit essen? Die Fahrt dauert länger, als ich dachte.«
»Wie weit ist es denn noch?«
»Nach den Schildern zu urteilen, kann es nicht mehr allzu lange dauern.«
»Dann lass uns weiterfahren.«
Eine Stunde später fragte ich mich, was »nicht mehr allzu lange« wohl genau bedeutete. Wir befanden uns auf dem Long Island Expressway und somit offiziell außerhalb der Stadtgrenzen von New York City, aber es gab weit und breit nichts, was ich als Landschaft bezeichnet hätte – zumindest hatte ich das Gefühl, dass wir uns immer noch durch Vororte bewegten. Es war pechschwarz draußen, daher war es schwer zu sagen. Wenn ich nicht so großen Hunger gehabt hätte, wäre die
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