Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
checken, fragte ich mich, worum es wohl ging. Stellte das in der Geschäftswelt eine Art Auszeichnung dar, oder war ich in Schwierigkeiten? Mir lief ein ängstlicher Schauder über den Rücken, als mir einfiel, dass Merlin auf seine unheimliche Art bestimmt bereits wusste, dass ich meine Immunität verloren hatte. Ich sollte es ihm wohl sagen, nahm ich an, aber ich war nicht ganz sicher, was ich ihm jetzt schon sagen sollte. Nach dem zu urteilen, was Trix mir erzählt hatte, bewies die Tatsache, dass ich Sam gesehen hatte, noch gar nichts.
Mit Notizblock und Stift bewaffnet machte ich mich auf zu Merlins Büro und betete unterwegs leise dafür, dass er mir einfach etwas diktieren wollte.
»Bitte setzen Sie sich«, sagte er, als ich eintrat. Zumindest war sein Ton schon mal freundlich. Ich hatte ihn auch schon wütend erlebt, aber das war jetzt nicht der Fall.
Er kam mit zwei Tassen Tee zu mir herüber, reichte mir eine davon und setzte sich dann zu mir aufs Sofa. »Wie war denn Ihre Zeit mit Ihren Eltern?«, fragte er in einem absolut normalen Plauderton.
»Toll. Ich hab Trix gerade schon erzählt, dass sich herausgestellt hat, dass meine Mutter auch immun ist, was mich in interessante Situationen brachte.«
»Aber sie haben jetzt ein besseres Gefühl dabei, Sie hier zu wissen?« Er klang besorgt.
»Ja, davon gehe ich aus. Ich glaube, es hat ihnen hier sogar gut gefallen. Sie haben nicht einmal versucht, mich dazu zu animieren, mit nach Hause zu kommen.«
»Gut. Gut. Und jetzt möchte ich, dass Sie mich über den neuesten Stand Ihrer Ermittlungen informieren.«
»Von einem Stand kann leider nicht wirklich die Rede sein«, sagte ich mit einem tiefen Seufzer. »Ich glaube nicht, dass ich schon jemanden ganz von der Liste der Verdächtigen streichen kann. Es gibt ein paar neue Entwicklungen, die ich erst prüfen muss.«
Zum Beispiel, was Hertwick, der Zwerg aus der Verkaufsabteilung, an einem Werktag nachmittags im Central Park zu suchen hatte. Aber bevor ich nicht mit ihm gesprochen hatte, wollte ich ihn nicht anschwärzen. »Idris verfolgt mich neuerdings. Vielleicht hat das irgendetwas zu bedeuten, vielleicht aber auch nicht. Um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass unser Spion sich in dieser Woche etwas Neues zuschulden kommen lässt. Sonst habe ich nämlich nicht viel, worauf ich mich stützen kann. Ich bin auch eher davon überzeugt, dass das alles nur dazu dient, Misstrauen unter der Belegschaft zu säen. Möglicherweise ist es gar nicht das vorrangige Ziel des Spions, Informationen zu sammeln. Ich habe sogar den Eindruck, dass Idris eher versucht, mich zu verwirren, als mir etwas anzutun oder mich aus dem Weg zu räumen.«
Er nickte. »Das könnte eine kluge Vermutung sein. Mordred hat Camelot auch durch falsche Gerüchte und versteckte Anspielungen entzweit. Ich war nicht da, um dem Ganzen Einhalt zu gebieten, und ich darf nicht zulassen, dass sich so etwas hier wiederholt.«
»Tut mir leid, dass ich nicht mehr zu berichten habe.« Vielleicht verlor ich meinen Job ja auch nicht nur deshalb, weil ich nicht mehr immun war, schoss es mir durch den Kopf. Dass ich immer noch absolut nichts vorzuweisen hatte, konnte ja auch schon Grund genug sein, mich zu feuern oder zumindest herunterzustufen. Ich durchforstete verzweifelt mein Hirn nach einer Idee, nach irgendetwas, das mich weiterbringen konnte. Und plötzlich fiel mir etwas ein. »Wir wollen natürlich weiterhin diesen Spion ausfindig machen, aber wenn es das Ziel ist, uns zu entzweien, dann können wir dem vielleicht etwas entgegensetzen, indem wir Wege finden, die Firma wieder zu einen.«
Seine Miene hellte sich auf, und einen Augenblick lang sah er um Jahrhunderte jünger aus. »Das ist eine glänzende Idee! Ich hab gelesen, wie man das Betriebsklima und damit auch die Produktivität in einem Unternehmen verbessern kann. Da gab es so ein Buch über Spaß am Arbeitsplatz.« Er stand auf und ging zu seinem Schreibtisch, wo er zwischen Büchern und Zetteln herumwühlte. »Wo hab ich es denn bloß?« Er kam mit einem Arm voller Bücher über neueste Managementtrends zurück. Irgendjemand musste mal seinen Zugang zum Online-Shop von Barnes & Noble kappen.
»Dann wollen wir doch mal sehen. Dieses hier handelt davon, wie man die Produktivität steigern kann, indem man ein angenehmes Arbeitsklima schafft.« Er reichte mir das Buch. »Das hier ist über die Förderung von Teamgeist.« Er gab mir auch dieses, und bald hatte ich den Arm voller Bücher. »Haben
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