Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
nachdem du ihr den Laufpass gegeben hast. Mach es wenigstens am Ende des Tages, damit sie direkt nach Hause gehen und sich mit Süßigkeiten trösten kann, anstatt so tun zu müssen, als würde sie arbeiten.« Ich stand auf, rückte meinen Rock zurecht, nahm meinen Mantel und wandte mich zum Gehen.
»Katie!«, rief er mir nach. »Es tut mir leid. Daran hab ich gar nicht gedacht.«
Ich konnte mich nicht noch einmal umdrehen. Die Tränen liefen mir bereits übers Gesicht, und ich wollte nicht, dass er es sah. Also ignorierte ich ihn und ging weiter. Ich war nicht mal sicher, warum ich eigentlich weinte. Es war ja nicht so, dass ich wirklich in ihn verliebt gewesen wäre. Tief in meinem Innersten musste ich mir selbst eingestehen, dass er in gewisser Weise recht hatte. Ich wollte ein ganz konventionelles Leben, und zwar genauso sehr, wie ich es früher, als ich noch nicht bei MMI war, immer gehasst hatte, so unglaublich stinknormal zu sein. Ich verstand nicht, warum die normale Welt und die magische Welt sich unbedingt gegenseitig ausschließen sollten. Der Tag, an dem ich mit Owen essen gegangen war, blitzte in meinem Hirn auf. Das war so ein erfrischend normaler, total gewöhnlicher Abend gewesen, obwohl Owen so magiebegabt war wie nur was. Wem mein Herz in Wirklichkeit gehörte, hatte Ethan ebenfalls richtig erkannt. Was mir allerdings nicht über meinen Herzschmerz hinweghalf. Jetzt hatte ich nicht nur Owen nicht außer vielleicht als eine Art Freund, sondern auch Ethan nicht.
Ich hielt auf dem Gehsteig an, um ein Taschentuch aus meiner Handtasche zu holen und mir die Tränen wegzuwischen. Doch dann spürte ich dieses Kribbeln. Ich mochte ja vielleicht nicht dazu in der Lage sein, Gestalten zu sehen, die sich mit Hilfe von Magie vor mir versteckten, aber ich hatte gelernt zu erkennen, wann magische Kräfte im Einsatz waren.
Und das war jetzt der Fall, und zwar in meiner unmittelbaren Nähe. Aber ohne meine Immunität hatte ich keine Ahnung, was um mich her gerade passierte.
Ich war so gut wie blind und verletzlicher als je zuvor.
Leider zeigte mir das Kribbeln keine Richtung an. Ich spürte nur, dass die Härchen in meinem Nacken sich aufrichteten, aber nicht, wo genau magische Kräfte angewandt wurden. Das Einzige, was ich tun konnte, war ›heiß oder kalt‹ zu spielen, um zu sehen, ob das Kribbeln stärker wurde, wenn ich mich in eine bestimmte Richtung drehte. Aber mir war im Moment nicht nach solchen Spielchen zumute. Stattdessen blieb ich einfach stehen und guckte starr geradeaus, genau so wie ich es auch getan hätte, wenn ich hätte sehen können, welches magische Unheil im Anzug war. »Hör zu, ich weiß ja nicht, was du vorhast, aber jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür«, sagte ich zu niemand Bestimmtem.
»Ich bin müde, und ich bin gerade total schlecht gelaunt, also mach dich verdammt nochmal vom Acker und lass mich in Ruhe.«
Selbst magischen Wesen musste klar sein, dass man sich mit einer Frau, die gerade abserviert worden war, besser nicht anlegte, denn das Kribbeln ließ rasch wieder nach. Da ich kein Risiko eingehen wollte, beeilte ich mich, in die Sicherheit meines Büros zu gelangen, bevor mein unsichtbarer Stalker es sich noch einmal anders überlegte. Doch kurz vor der letzten Straßenecke blieb ich stehen und zog ein sauberes Papiertaschentuch aus der Handtasche. Ich betupfte meine Augen damit, putzte mir die Nase und überprüfte in meinem kleinen Handspiegel, wie ich aussah. Nicht gerade umwerfend, aber immerhin hatte sich meine Wimperntusche nicht im ganzen Gesicht verteilt, und die Röte um meine Augen konnte auch von der Kälte herrühren. Ich atmete tief durch und zwang mich, hoch erhobenen Hauptes und mit meinem selbstbewusstesten Gang auf die Tür zuzugehen.
Ich nickte dem wachhabenden Gargoyle – den ich Gott sei Dank nicht kannte – zu und ging zügig zu meinem Büro. Wegen der grassierenden Paranoia brauchte ich keine Angst zu haben, unterwegs könnte irgendjemand versuchen, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Nicht mal Blickkontakte hatte ich zu befürchten. Ich schaffte es, die Fassung zu wahren, bis ich in Merlins Bürotrakt kam und Trix mich, ohne von ihrem Computer aufzusehen, fröhlich fragte: »Und? Wie war dein heißes Date?«
In dem Moment gab es kein Halten mehr. Mir schossen erneut die Tränen in die Augen, und diesmal konnte ich sie nicht mehr aufhalten. »Er hat mit mir Schluss gemacht«, schluchzte ich.
Sie sprang sofort auf, kam über
Weitere Kostenlose Bücher