Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Explodieren zu bringen. Er hatte mich zum Lunch eingeladen und einen Tisch reserviert, er hatte mich in ein ziemlich schönes Restaurant geführt, das mit Sicherheit nicht billig war. Das alles ergab ein echtes Date und keine Gelegenheits-Verabredung nach dem Motto »Komm, lass uns schnell zusammen was essen gehen«.
Aber er benahm sich nicht so, als hätte er ein Date.
Er war nicht annähernd so herzlich und fröhlich, wie er es sonst war, wenn wir zusammen waren. Er hatte mich auch gar nicht geküsst, wie mir jetzt auffiel, nicht mal nachdem wir das Firmengebäude verlassen hatten. Und auf meine zarten Versuche, mit ihm zu flirten, hatte er auch nicht reagiert. Ich hätte genauso gut eine seiner Klientinnen sein können. Die Atmosphäre war so, als würde er jeden Augenblick seine Unterlagen hervorkramen, um mich um meine Unterschrift zu bitten. Vielleicht lag es genau daran. Er war in seinem Anwaltsmodus, und es fiel ihm schwer, ihn abzustreifen.
Da konnte ich ja vielleicht ein wenig nachhellen.
Ich glitt mit dem Fuß über die Innenseite seines Beins nach oben, vom Fußgelenk bis zum Knie. Seine Augen weiteten sich, und er zuckte zusammen.
Dann sah er mich erleichtert an. »Ach, du warst das!
Man hat nicht allzu viel Platz für die Beine unter diesem Tisch, nicht wahr?«
Welcher echte amerikanische Mann würde so reagieren, wenn eine Frau unter dem Tisch füßelt? Bei all den Katz-und-Maus-Spielen, mit denen ich in der Firma klarkommen musste, hatte ich weder Lust noch die Kraft, in meinem Privatleben auch noch Spielchen zu treiben. »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte ich.
Mit dem untrüglichen Gespür für Timing, das Kellnern antrainiert sein musste (und das sie auch dazu befähigte, immer genau dann zu kommen und zu fragen, ob alles in Ordnung sei, wenn man gerade den Mund voll hatte), brachte der Kellner in diesem Moment unsere Teller. »Siehst du, ich hab ja gesagt, die sind schnell hier«, sagte Ethan, ignorierte meine Frage komplett und fing an zu essen.
Da stimmte definitiv etwas nicht, aber er wollte nicht darüber reden, solange er am Essen war. Wenn er nach einem Wochenende ohne Date so scharf darauf gewesen wäre, mich zu sehen, dass er nicht bis zum nächsten Wochenende warten konnte, dann wäre unser Gespräch völlig anders verlaufen. Er hatte keinerlei Anzeichen von Schüchternheit oder Zögerlichkeit gezeigt, als es darum ging, sich mit mir zu verabreden. Also konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass er sich jetzt so verhielt, weil er Bammel hatte, mich fürs nächste Wochenende für einen Abend (und vielleicht einen Morgen) zu sich nach Hause einzuladen. Seine Anspannung passte eher zu jemandem, der sich innerlich darauf vorbereitet, um die Hand seiner Liebsten anzuhalten, aber von so etwas waren wir beide ja noch meilenweit entfernt.
Mir fiel ein, dass Gemma mal gesagt hatte, Männer neigten dazu, Trennungen in Restaurants auszusprechen. Ich hatte damals argumentiert, dass das doch immerhin stilvoller sei, als es übers Telefon zu tun. Marcia dagegen war der Meinung gewesen, sie täten es nur deshalb, weil sie so dramatische Szenen mit Heulen und dem Werfen von zerbrechlichen Gegenständen zu vermeiden hofften. Weil sie sich an einem öffentlichen Ort aufhielten, würden die Frauen sich gezwungen fühlen, ruhig zu reagieren und ihre Tränen herunterzuschlucken. Vielleicht brachen sie dann später zu Hause zusammen, aber das brauchte den betreffenden Mann dann ja nicht mehr zu interessieren.
»Schmeckt gut«, lobte ich mein Hähnchenbrustfilet, nachdem ich es probiert hatte. Ich war froh, dass es zusammen mit Kartoffelpüree serviert worden war, denn ich hatte so den Verdacht, dass ich kohlenhydrathaltige Kost noch gut würde gebrauchen können, um mich damit zu trösten.
»Ja, darum gehe ich hier so gern hin. Das Essen ist einfach, aber gut, und es schmeckt fast jedem.«
Wow, dieses Gespräch sprühte nur so vor Geist und Witz, oder? Ich versuchte abzuschätzen, wie hoch das Risiko war, bei einem Lunch mitten in der Woche abserviert zu werden. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass er so taktlos sein würde, beim Lunch Themen anzusprechen, die es mir schwer machen würden, ins Büro zurückzukehren.
Die Tatsache, dass wir Mitte der Woche hatten, konnte andererseits bedeuten, dass er sich den Weg frei machen wollte, um sich am Wochenende schon mit jemand anders treffen zu können.
Mir war der Appetit vergangen. Ich schob meinen Teller weg und fragte ihn noch einmal:
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