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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Sinn. Warum sollte der Mörder die Tüte mitgehen lassen? Es war doch sowieso klar, dass Erik Stein vergiftet worden war. Das ließ sich nicht mehr vertuschen. Wozu also der Aufwand? Es konnte nur eine Erklärung geben: Die Tüte oder ihr Inhalt mussten irgendeinen Hinweis auf die Identität des Täters bergen. Wie blöd, dass Manfred nicht hineingesehen hatte.
    Oder – Katrin stockte der Atem – oder die drei Todesfälle, Claudia Heinrichs Selbstmord, Andreas Schäfers Unfall und jetzt dieser Mord, hingen tatsächlich auf irgendeine rätselhafte Weise zusammen, und etwas in dieser Tüte belegte das. Katrin blieb wie gebannt stehen, als sie das dachte. War das nicht eine zu gewagte Gedankenspielerei? Dann seufzte sie. Was auch immer es war, sie hatte die Gelegenheit verpasst, es herauszufinden. Jetzt war es zu spät. Die Tüte war weg.
    Sie stieg weiter die Stufen hoch bis in den zweiten Stock und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, als sie auf dem letzten Stück Treppe vor ihrer Wohnung ankam. Ihre Freundin Roberta saß auf dem Boden, mit dem Rücken an die Wohnungstür gelehnt. Rechts und links von ihr lagen Tommy und Johanna, tief schlafend, den Kopf auf ihrem Schoß. David schlief eng zusammengerollt auf einer Decke daneben, einen abgewetzten Stoffteddy im Arm und den linken Daumen im Mund. Neben den vieren standen ein Koffer und eine Reisetasche, zwei Schultornister sowie eine riesige Tüte, aus der ein rotgelber Plastikbagger herausragte.
    Roberta sah Katrin an. Ihr Blick verriet Kummer und Erschöpfung, aber auch eine Spur Erleichterung.
    »Ich hatte schon befürchtet, du würdest die ganze Nacht wegbleiben. Ich habe bei Manfred angerufen, dein Handy, seins, ich habe keinen erreicht .«
    »Wir hatten die Handys ausgestellt«, erklärte Katrin knapp. Dann musterte sie ihre Freundin schweigend. Sie hockte sich neben sie auf den Boden.
    »Peter?«
    Roberta nickte nur. Katrin erhob sich wieder und schloss die Tür auf. Gemeinsam verfrachteten sie die drei schlafenden Kinder in Katrins Bett. Dann klappten sie die Wohnzimmercouch aus. Katrin kramte zusätzliche Decken und Kissen aus dem Schlafzimmerschrank, und Roberta kochte eine riesige Kanne Tee. Nebeneinander machten sie es sich auf der Schlafcouch bequem. Sie schlürften schweigend ihren Tee. Schließlich begann Roberta zu erklären.
    »Er ist vorgestern Nacht überhaupt nicht nach Hause gekommen. Erst morgens um kurz vor sieben, als ich gerade die Kinder wecken wollte, stand er plötzlich vor der Tür. Du kannst dir denken, wie ich mich gefühlt habe. Er sagte, dass es seinem Freund sehr schlecht ginge, dass er ihn nicht allein lassen wollte. Ich habe verlangt, dass er mir mehr erzählt. Ich habe mir schließlich Sorgen gemacht. Er bleibt einfach die ganze Nacht weg und ich habe keine Ahnung, wo er steckt oder ob vielleicht was passiert ist. Aber er hat nur gesagt, dass er diesem Freund sein Wort gegeben hat, nichts zu erzählen, und dass ich ihm vertrauen müsse. Ich bin wütend geworden. Da taucht so ein Kerl aus dem Nichts auf, ist plötzlich der beste Freund und wichtiger als die Familie. Das ist doch vollkommen absurd. Ich glaube ihm kein Wort .«
    Roberta machte eine wütende Bewegung mit dem Arm und der Tee schwappte über den Tassenrand. Dann fuhr sie sich mit den Fingern durch die kurzen, blonden Haare und starrte finster vor sich hin.
    Katrin musste plötzlich an ihren ersten Schultag auf dem Schiller-Gymnasium denken. Sie war die einzige Schülerin aus Niederkassel gewesen. Sie hatte niemanden in der neuen Klasse gekannt und sich sehr fremd gefühlt. Die anderen schienen sich alle schon seit ewigen Zeiten zu kennen, lachten und alberten herum. Sie mussten sich nacheinander vorstellen. Neben ihr saß ein schlaksiges, blondes Mädchen mit riesigen blauen Augen, die viel zu groß für das zarte, schmale Gesicht waren. Sie hieß Roberta, was Katrin ziemlich unpassend fand. Roberta passte zu einer dunkelhaarigen, temperamentvollen Italienerin, aber nicht zu diesem stillen, blonden Mädchen. Roberta schien sich ebenfalls nicht besonders wohl in ihrer Haut zu fühlen. Sie fixierte verlegen und mit hochroten Wangen die Stuhlreihe vor ihr, während sie ihren Namen nannte. Ein Junge mit weißem Poloshirt und dicker Brille stellte sich als Sebastian Schlecker vor und verkündete lautstark seine Vorfreude auf all das, was er an der neuen Schule lernen würde.
    »Kotzbrocken«, murmelte Roberta und lächelte Katrin an, und von dem Tag an waren sie

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