Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
überschlugen sich. Es gab da noch etwas, das sie bisher übersehen hatte. Wenn ihr doch nur einfiele, was es war! Sie spürte, dass sie den Schlüssel zu diesem Fall in der Hand hielt, dass sie nur noch herausfinden musste, wie er zu benutzen war.
Die anderen starrten sie immer noch wortlos an und warteten auf eine Erklärung.
Dann fiel es ihr ein...
»Katrin, du hast doch selber –«, begann Roberta.
»Ich habe mich geirrt«, unterbrach Katrin sie aufgeregt. »Der Mörder hat mich aufs Kreuz gelegt. Er hat uns alle auf Kreuz gelegt .« Sie zögerte einen Augenblick. Die anderen sahen sie erwartungsvoll an. Sie bemerkte, dass Hansis Gesichtsausdruck sich ein wenig entspannt hatte.
»Als ich gestern in Rutkowskis Werkstatt ankam, bin ich auf den Hof gefahren und aus dem Wagen gestiegen. Ich habe niemanden gesehen und nichts gehört, also bin ich um die Ecke zum Wohnhaus gegangen und habe mehrfach geklingelt. Niemand hat aufgemacht. Als ich zurück in den Hof kam, hörte ich das Motorengeräusch .«
»Ja und?« Roberta runzelte verständnislos die Stirn.
»Ich meine, ich hörte es laut und deutlich. Ich hätte es sofort beim Aussteigen hören müssen, wenn es da schon zu hören gewesen wäre, verstehst du ?«
»Du meinst, Rutkowski hat –«
»Den Anschlag auf sich nur vorgetäuscht. Genau. Er ist der Mörder, stimmt’s ?«
Katrin blickte jetzt fragend in Hansis Richtung. Doch der schüttelte den Kopf.
»Nein, das stimmt nicht, Katrin. Der Mörder bin ich .«
20
Sie hörten Schritte auf der Kellertreppe und verstummten ängstlich. Dann hörten sie eine zaghafte Stimme.
»Hallo? Seid ihr hier? Andy? Claudia?«
Andreas verdrehte die Augen und schnaubte, verärgert darüber, dass er sich so leicht hatte verschrecken lassen.
»Martin.«
Er sah die anderen bedeutungsvoll an. Hansi, der der Tür am nächsten stand, sah ihn als Erster. Martin war Kais jüngerer Bruder. Er war erst sieben. Ständig nervte er sie, weil er unbedingt mitspielen wollte.
»Und? Was willst du ?« Hansi verschränkte die Arme vor der Brust und reckte sich, damit er demonstrativ auf Martin hinuntergucken konnte.
Martin trat mit unsicheren Schritten in den kleinen Kellerraum, so als wollten seine dürren Beine ihm kaum gehorchen. Seine Augen wanderten verängstigt von einem zum anderen.
»Ich soll euch von Kai sagen, dass er heute nicht raus kann .«
»Wieso ?« , herrschte Andreas ihn mit unnötiger Schärfe an.
»Stubenarrest.«
»Wieso das?« Andreas stemmte die Arme in die Hüften und machte ein Gesicht, als verhöre er einen Terroristen.
»Weiß nicht«, sagte Martin gedehnt. »Papa und Mama haben rumgeschrien , aber ich hab kein Wort verstanden .«
»Gut, du kannst gehen .«
Aber Martin blieb stehen.
»Ist noch was ?«
»Kann ich nicht –«, er brach ab.
»Kann ich nicht was ?« , mischte Hansi sich jetzt ein. Claudia und Erik sagten kein Wort. Claudia fummelte an ihrer Taschenlampe herum, die mal wieder einen Wackelkontakt hatte, und Erik beschäftigte sich mit einer Tüte Brausebonbons, die er kurz zuvor am Büdchen gekauft hatte. Mit schmuddeligen Fingern wühlte er darin herum, um die Bonbons mit Colageschmack herauszufischen, bevor er den anderen notgedrungen welche anbieten musste.
»Ich dachte, ich könnte vielleicht heute statt Kai bei euch mitmachen. Letzte Woche durfte ich doch auch. Als ich euch die Stinkbomben besorgt hab .« Martin stieß die Worte so schnell hervor, als wolle er verhindern, dass Andreas ihm bereits mitten im Satz ins Wort fiel.
»Letzte Woche war ’ne Ausnahme. Was wir machen, ist ernst und gefährlich. Das ist nichts für kleine Kinder. Wir sind doch kein Kindergartenclub !« , schnauzte Andreas verächtlich, und Erik vergaß für einen Augenblick seine Brausebonbons und lachte höhnisch.
»Such dir ’ nen anderen Babysitter«, forderte er ihn auf.
»Ich bin nicht mehr im Kindergarten«, protestierte Martin, »ich bin im zweiten Schuljahr .«
Andreas versuchte es jetzt auf die väterliche Tour. »Wir tun gefährliche Dinge, Martin. Wir suchen Terroristen. Das sind diese Leute, die überall auf den Plakaten zu sehen sind. Und weißt du, was da noch dabei steht? Vorsicht! Schusswaffen! Das ist wirklich nichts für dich, Kleiner .«
»Aber ich könnte euch anders helfen«, schlug Martin eifrig vor. Andreas’ veränderter Tonfall hatte ihm Hoffnung eingeflößt. Jetzt blickte Claudia von ihrer Taschenlampe auf.
»Vielleicht könnte er Botengänge machen oder so ?«
Der
Weitere Kostenlose Bücher