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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Entführer tun, wenn sie ihren Irrtum bemerkten? Womöglich ging es aber auch gar nicht um Geld und sie war aus einem ganz anderen Grund eingesperrt worden. Möglicherweise war sie einem Verrückten in die Hände gefallen, irgendeinem irren Triebtäter, der seine Opfer fesselte, einsperrte und dann tagelang quälte.
    Wieder knarrte etwas. Diesmal war Katrin sicher, dass es Schritte auf hölzernen Bodendielen waren. Sie erstarrte.

    ***

    Manfred fand Gudrun in der Küche. Vor ihr stand ein Becher dampfender Tee. Als sie ihn sah, weiteten sich ihre Augen. »Ach, du Scheiße, wie siehst du denn aus?! Ich dachte, mir geht’s beschissen. Früher hast du aber mehr vertragen.« Sie grinste ihn an.
    Manfred setzte sich auf einen Stuhl neben sie. Er antwortete nicht sofort.
    »Auch ’nen Tee?«, fragte Gudrun. »Ist ein echtes Wundermittel, glaub mir. Besser als Aspirin.«
    »Katrin ist weg.«
    »Wie weg?«
    »Sie ist verschwunden. Und ihr Wagen ist auch weg. Aber sie hat sonst nichts mitgenommen. Keine Klamotten, keine Tasche, nichts. Nicht einmal um Rupert hat sie sich gekümmert.« Er erzählte Gudrun, was er mit Roberta den Vormittag über unternommen hatte um herauszufinden, wo Katrin steckte. Als er geendet hatte, senkte er den Kopf und musterte seine Schuhspitzen. Das Leder war feucht vom Schneematsch, und dort, wo es anfing zu trocknen, bildete sich ein halbmondförmiger, weißer Streifen. Gudrun nahm ihr Päckchen Tabak vom Tisch und fing an, sich eine Zigarette zu drehen. Sie zog ein paar Mal daran, bevor sie etwas sagte.
    »Da war eben was in den Nachrichten«, fing sie schließlich an. Manfred hob den Kopf und starrte sie an.
    »Das hat bestimmt nichts zu bedeuten«, fuhr Gudrun hastig fort. »Aber du solltest es vielleicht trotzdem wissen. Dieser Typ ist ausgebrochen.«
    »Was für ein Typ?« Manfred schrie sie beinahe an.
    »Ich weiß den Namen nicht, den haben sie nicht gesagt. Oder ich hab nicht so genau hingehört. Eigentlich interessiert mich sowas ja nicht. Irgendein Kerl, der in ’nerAnstalt war, weil er Frauen überfallen hat oder so. Hat eine Verletzung vorgetäuscht, und als sie ihn ins Krankenhaus bringen wollten, ist er vom Klinikgelände getürmt. Gestern Abend. Er wird gesucht. Aber es war nicht einmal in Düsseldorf. Viersen oder so, glaub ich.« Sie streifte die Asche an einer Untertasse ab.
    Manfred zog sein Handy aus der Tasche.
    »Wen rufst du an?«, wollte Gudrun wissen.
    »Die Redaktion.« Das Gespräch dauerte nur wenige Minuten. Manfred ging unruhig im Zimmer auf und ab, während er sprach. Danach starrte er eine Weile wortlos aus dem Fenster. Schließlich berichtete er Gudrun, was er erfahren hatte. »Es ist Brindi. Mario Brindi. Sie vermuten ihn in Düsseldorf. Er ist vor zwei Monaten schon mal entwischt. Da war er auch hier. Er ist in Düsseldorf aufgewachsen, hat sein ganzes Leben hier verbracht. Es ist der einzige Ort, an dem er sich auskennt.«
    »Und was ist das für einer?«
    »Hat acht Frauen entführt und eingesperrt. Hat sie tagelang gequält. Unvorstellbar, was er ihnen alles angetan hat. Allerdings hat er sie nicht umgebracht, sondern irgendwann wieder frei gelassen. Manche haben ihm das zugute gehalten. Ich glaube, es war purer Sadismus. Das I-Tüpfelchen auf seinem Folterritual. Er hat die Vorstellung genossen, dass sie für den Rest ihres Lebens mit der Erinnerung an das leben müssen, was er ihnen angetan hat; dass er sie sozusagen ein Leben lang weiterfoltert.«
    »Das ist ja abartig.« Gudrun drückte ihre Zigarette aus. »Und was passierte dann?«
    »Sein letztes Opfer hat es nicht ausgehalten und sich umgebracht. Sie hieß Carolin Maiwald. Ich habe damals darüber berichtet. Sie war erst neunzehn.«
    »Warum hat man ihn erst so spät gefasst, wenn er doch alle hat laufen lassen? Die Frauen konnten ihn doch identifizieren. Das verstehe ich nicht.«
    Manfred grinste bitter. »Ganz so blöd war er auch nicht. Er hat sie mitten in der Nacht an irgendwelchen einsamen Stellen abgesetzt. Im Wald, auf einem Feldweg. Bis sie in der Nähe einer menschlichen Behausung waren, war er längst über alle Berge. Seine Opfer haben zwar versucht, ihn zu beschreiben, aber er hatte so ein Allerweltsgesicht. Nett und sympathisch. Keine besonderen Kennzeichen. Außerdem standen die Frauen unter Schock, waren schwer verletzt. Körperlich und seelisch. Sie konnten sich kaum an Einzelheiten erinnern. Oder sie wollten nicht.«
    Gudrun starrte in ihre Teetasse. »Und so einer wird therapiert

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