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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Dafür werden Sie schließlich von uns bezahlt!« Es war nicht Maiwald, sondern ein kleiner, rundlicher Mann mit rotem Gesicht, der gesprochen hatte. Er hieß Ernst Heinemann und war Kraus’ rechte Hand. Ein unangenehmer Bursche. Er musterte Halverstett verächtlich. Der Kommissar beachtete ihn nicht und nahm Maiwald zur Seite.
    »Bitte bringen Sie die Leute zur Vernunft«, forderte er den Mann auf. »Mit dem, was Sie hier tun, ist keinem geholfen. Die Beamten, die hier mit Ihnen diskutieren, könnten stattdessen auch nach Brindi suchen. Überlegen Sie doch mal.«
    Maiwald starrte einen Moment lang zu Boden. Dann sah er Halverstett direkt in die Augen. »Wir wollen euch ein wenig Dampf machen, das ist alles. Sie und Ihre Leute hier, Sie haben schon einmal versagt. Hätten Sie den Kerl früher geschnappt, wäre meine Tochter noch am Leben. Wie viele unschuldige Mädchen sollen denn diesmal draufgehen, bevor Sie etwas unternehmen?«
    »Wir tun, was wir können«, versicherte Halverstett. Es hätte wenig Zweck gehabt, dem aufgebrachten Mann zu erklären, dass sie im Augenblick gar nicht viel tun konnten, dass ihnen in gewissem Sinn sogar die Hände gebunden waren, weil sie gar nicht zuständig waren; vor allem er, Halverstett, nicht. Aber das hätte Maiwald erst recht in Rage gebracht. Im Grunde hatte er sogar den Nagel auf den Kopf getroffen. Halverstett durfte erst handeln, wenn Brindi tatsächlich eine Frau töten sollte. Aber diese Sichtweise verzerrte natürlich die Realität. Es gab Dutzende von Kollegen, die sich rund um die Uhr mit der Sache befassten.
    »Noch ist nichts geschehen«, fuhr Halverstett fort, und es kostete ihn Mühe, ruhig zu sprechen, denn er musste plötzlich wieder an Katrin Sandmann denken. Aus irgendeinem Grund kam er sich daher fast wie ein Lügner vor. »Und wir werden dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Bitte lassen Sie uns also unsere Arbeit tun. Wir kriegen ihn.«
    »Wir haben nicht vor, Sie von Ihrer Arbeit abzuhalten«, gab Maiwald zurück. »Ganz im Gegenteil. Wir werden hier eine Mahnwache aufstellen. Damit Sie ständig daran erinnert werden, dass es etwas zu erledigen gibt.«
    Halverstett wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und ging auf seinen Wagen zu. Er spürte die Blicke der empörten Menge im Rücken, und mit einem Mal hatte er das Gefühl, die Last der Verantwortung könne ihn erdrücken. Er wollte nur noch schnell weg.
    Aber Maiwald war noch nicht fertig. »Ich würde Ihnen raten, sich zu beeilen!«, rief er dem Kommissar hinterher. »Wir suchen auch nach ihm. Und wenn
wir
ihn finden, dann sorgen wir dafür, dass er richtig bestraft wird, das schwöre ich Ihnen! Dann bekommt er das, was er verdient!«

    ***

    Mittlerweile war es stockdunkel. Dagmar trat vor die Haustür und atmete tief durch. Die Luft war eisig und roch nach etwas Vertrautem, nach Tanne und Zimt. In irgendeiner der benachbarten Wohnungen war jemand mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt. Sie kannte ihre Nachbarn nicht besonders gut und hatte keine Ahnung, woher der Duft kommen mochte. Trotzdem beruhigte es sie ein wenig, dass für andere Menschen die Welt vollkommen in Ordnung war und dass sie nichts Wichtigeres zu tun hatten als Plätzchen zu backen und Christbäume zu schmücken. Alles würde gut ausgehen, da war sie sicher. Morgen würde Jeanette kommen, und dann konnten sie gemeinsam überlegen, was zu tun war. Bis dahin musste sie einfach die Nerven behalten. Und weiterhin versuchen, ihn zu erreichen. Warum meldete er sich nicht?
    Dagmar schüttelte die unangenehmen Gedanken ab, die sich erneut in ihr breitmachten, und stapfte energisch Richtung Ulmenstraße. Sie war froh, dass sie beschlossen hatte, die Wohnung zu verlassen und ein paar Schritte zu gehen. Die Bewegung tat ihr gut. Schon bald erreichte sie die hell erleuchtete Münsterstraße. Hier war nicht viel übrig von der stillen, vorweihnachtlichen Beschaulichkeit. Es herrschte dichter Verkehr. Die weißen Flocken, die morgens vom Himmel auf die Straße gesegelt waren, hatten sich in schwarzen Matsch verwandelt. Ein Mann schob den Schnee auf dem Gehweg mit einem großen Besen vor sich her, ein kleiner Durchgang entstand. Sie schlängelte sich an ihm vorbei und marschierte mit langen Schritten die Münsterstraße hinunter Richtung Innenstadt. Schließlich bog sie in die Kaiserstraße ein und ging fast bis zum Hofgarten. Erst als sie die kahlen Äste der alten Bäume sah, die sich unter der weißen Last tief neigten, hielt sie

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