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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Oberhand. Und die Wut.
    »Ich habe den ganzen Mist in den letzten Stunden noch einmal gelesen«, erklärte Manfred jetzt. Seine Stimme war laut. Aufgebracht. Er brüllte sie beinahe an. »Jeden Artikel, jeden Bericht. Es gab massenhaft Indizien. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass man an einem Tatort Haare von ihm gefunden hat. Die Beweislage war eindeutig. Wenn man so viele Frauen überfällt, dann verwechselt man womöglich schon mal die eine oder andere Kleinigkeit. Vermutlich hat er so viel perverse Scheiße auf dem Gewissen, dass er die Einzelheiten in seinem Kopf nicht mehr sortiert gekriegt hat. Das beweist gar nichts. Ich bin vielleicht nicht so ein höflicher Schleimer, aber mit mir kannst du nachts durch den Park gehen, ohne Angst haben zu müssen. Verdammt, Dagmar, wie kannst du nur so naiv sein!«
    »Du weißt gar nichts, Manfred. Du glaubst blind, was man dir erzählt, und mich hältst du für ein naives Dummerchen! Aber ich kenne ihn, ich habe mit ihm geredet!«
    »Und? Hat er dir gesagt, dass er unschuldig ist? Dass er nur gestanden hat, weil er so furchtbar einsam ist und sich nach einer Frau wie dir gesehnt hat? Mal angenommen, du hast recht: Ist das nicht genauso abartig? Wie pervers muss man sein, um aus Einsamkeit zu gestehen, dass man acht Frauen eingesperrt und gequält hat; und das nur, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen?!«
    »Du bist echt ein unsensibles Arschloch, Kabritzky. Ich habe es immer gewusst.« Sie wandte sich ab und marschierte davon. Der Park war still und menschenleer, nur der Schnee knirschte unter ihren Schuhen.

9
    Gudrun legte gerade das Telefon weg, als Manfred, immer noch irritiert von dem Gespräch mit Dagmar, die Wohnungstür aufschloss.
    »Sie haben Katrins Wagen gefunden. In einem Wäldchen in Himmelgeist.«
    »Verdammt!« Manfred sah sie alarmiert an. »Wann?«
    »Irgendwann heute Nachmittag. Er wird jetzt erst mal kriminaltechnisch untersucht, haben sie gesagt. Und das ganze Gelände haben sie natürlich auch schon durchkämmt. Ohne Ergebnis bisher. Sie haben versprochen, Bescheid zu sagen, wenn sie einen Hinweis finden. Es tut mir so leid, Manfred. Ich habe die Sache bisher nicht besonders ernst genommen. Ich kenne Katrin ja kaum. Ich hatte insgeheim den Verdacht, dass sie ein bisschen sauer ist, weil du in den letzten Tagen so viel Zeit mit mir verbracht hast, und dir einfach eins auswischen wollte. Es sieht so aus, als hätte ich mich geirrt.«
    »Schon okay. Ich hab ja selbst die ganze Zeit gehofft, es würde für alles am Ende eine harmlose Erklärung geben.« Er schloss die Wohnungstür und lehnte sich dagegen. »Jetzt ist es also endgültig. Sie ist entweder entführt worden oder – «
    Er führte den Gedanken nicht zu Ende, sondern fragte: »Haben sie noch irgendwas gesagt? Wie sah der Wagen aus? Kaputt? Dreckig? Haben sie Spuren gefunden – ich meine im Wagen – Blutspuren vielleicht?« Die letzten beiden Wörter kamen so leise, dass Gudrun sie kaum verstehen konnte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie haben nichts weiter dazu gesagt. Ich habe natürlich auch gefragt. Aber entweder wollten sie mir nichts sagen, oder dem Wagen ist auf den ersten Blick tatsächlich nichts anzusehen.«
    Manfred atmete tief ein. »Also immer noch alles offen«, folgerte er. »Irgendwie jedenfalls.«
    Er starrte sekundenlang wortlos ins Leere. »Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle«, fügte er dann hinzu. »Das ist alles so total unwirklich. Tausendmal habe ich über solche Sachen in der Zeitung berichtet. Man schreibt das so hin, macht einen auf Betroffenheit, aber im Grunde ist es einem schnuppe, wie es den Leuten tatsächlich geht. Im Gegenteil, man freut sich sogar ein bisschen über die interessante Story, hofft, dass die Leser sich gut unterhalten. Aber wenn man plötzlich selbst mittendrin steckt, fühlt es sich vollkommen anders an.«
    Er streifte gedankenverloren die Schuhe ab und warf sie in die Ecke. Sie waren nass und malten schmutziggraue Kränze auf den hellen Teppich. »In den letzten achtundvierzig Stunden war ich wie unter Drogen, wie in einer Art Rausch. Du kannst dir das nicht vorstellen. Wie ’ne Achterbahn. Mal total wütend, weil sie so einen Scheiß macht, dann wie gelähmt vor Angst, und dann wieder voller Tatendrang, etwas zu unternehmen. Und irgendwie steht man die ganze Zeit neben sich und denkt: Das ist doch alles nur ein Film, ein Alptraum, der gleich vorbei ist.«
    Er fixierte die feuchten Flecken auf dem Teppich, während er

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