Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
eine bestimmte Masche, mit der er erreichte, dass die Frauen ihm vertrauten. Er sorgte dafür, dass sie sich kurz vorher irgendwo scheinbar zufällig begegneten. Irgendein harmloser Zwischenfall, der bewirkte, dass er beim nächsten Treffen kein Unbekannter mehr war. Eine Frau hat er zum Beispiel im Geschäft so angerempelt, ›aus Versehen‹ natürlich, dass sie einen Stapel mit Büchern umstieß. Sie hoben die Bücher gemeinsam auf, und als sie ihm dann zwei Stunden später im Parkhaus erneut begegnete, hatte sie beinahe das Gefühl, einen alten Freund zu treffen, und war überhaupt nicht misstrauisch. Einer anderen hat er übrigens das Portemonnaie aus der Handtasche entwendet, um es ihr dann wiederzugeben, so als hätte er es gefunden.«
    Peter zögerte, bevor er fortfuhr. Niemand sprach ein Wort.
    »Und diesmal war es vielleicht der Handschuh«, schloss er dann.

    ***

    Am Nachmittag hörte es auf zu schneien. Konrad und Elfriede Simons verließen gegen drei Uhr ihr Haus auf der Ickerswarder Straße, um einen Spaziergang zu machen. Sie trafen ein paar Nachbarn und Bekannte, denn viele nutzten das herrliche Winterwetter, um ein bisschen an die Luft zu gehen. Kinder tollten mit Schlitten umher, machten Schneeballschlachten und errichteten Wälle und Mauern aus dem vergänglichen weißen Baustoff. Hunde wühlten im Matsch und steckten ihre Schnauze aufgeregt schnüffelnd in jedes Loch.
    Konrad und Elfriede bogen in den Steinkaul ein und gingen dann quer durch den Park von Schloss Mickeln hinüber zum Kölner Weg. Von hier aus führte ein Feldweg in südlicher Richtung entlang der Weiden und Felder, die im Rheinknie von Himmelgeist lagen. Am Ende dieses Wegs lag ein kleines Wäldchen, das sich bis ans Rheinufer erstreckte.
    Die Simons beschlossen, sich nach rechts zu wenden und bis zum Wasser zu gehen. Danach würden sie in entgegengesetzter Richtung im Bogen den Heimweg antreten. Hier war seit letzter Nacht noch niemand entlanggelaufen und der Schnee war bis auf ein paar Hasenspuren frisch und unberührt. Kurz bevor der Wald endete und der Rhein in ihrem Blickfeld auftauchte, entdeckte Elfriede etwas, das sie stutzig machte. Sie blieb stehen und blickte konzentriert auf eine Stelle in dem kleinen Wäldchen rechts vom Weg. Konrad blieb ebenfalls stehen. »Was hast du denn? Kannst du nicht mehr? Sollen wir umkehren?« Er ergriff den Arm seiner Frau, um sie zu stützen. »Ganz schön anstrengend, durch den Schnee zu laufen.«
    Doch Elfriede deutete in den Wald. »Siehst du das auch?«
    Konrad starrte in die Richtung, in die Elfriedes Arm zeigte, aber er konnte nichts erkennen. Er hatte zwar seine Brille auf, aber selbst damit sah er nicht mehr sonderlich gut. Er hätte längst mal wieder zum Augenarzt gemusst, doch jede Fahrt in die Düsseldorfer Innenstadt empfand er als Belastung, die er vermied, wenn es irgendwie ging. »Ich sehe nichts«, antwortete er. »Was ist denn da?«
    »Natürlich siehst du nichts. Ich hab dir doch schon hundert Mal gesagt, dass du eine neue Brille brauchst.« Sie machte ein paar Schritte auf das dürre, laublose Unterholz zu. Konrad blieb ungeduldig auf dem Weg stehen. Dann drehte Elfriede sich um und winkte ihm aufgeregt.
    »Komm mal gucken!« Sie stapfte noch ein paar Schritte weiter durch den Schnee. Dann kam ein triumphierender Aufschrei. »Hab ich’s doch gewusst. Diese Ferkel! Wir müssen die Polizei anrufen!«
    Konrad war jetzt doch neugierig geworden und folgte seiner Frau in das Wäldchen. Er sah, wie sie in der Nähe eines dichten Brombeergestrüpps trockene Zweige von etwas herunterzerrte. Und dann begriff auch er, was es war. Ein Auto, ein älteres Modell. Ein leicht ramponiertes, rotes Golf Cabrio mit geflicktem Verdeck.

8
    Die Wintersonne, die gelegentlich zwischen den Wolken hervorlugte, verwandelte die Schneemassen in Gebirge aus funkelndem Kristall. Peter baute mit den Kindern im Garten ein Iglu. Er hatte versucht, Manfred zum Mitmachen zu überreden, aber der hatte zerstreut abgewinkt und surfte seit zwei Stunden an Peters Computer im Internet auf der Jagd nach weiteren Informationen. Und nach einem brauchbaren Foto. Gudrun und Roberta saßen in der Küche, rauchten eine Zigarette und unterhielten sich leise. Roberta hatte im Präsidium angerufen und die Episode vor dem Café geschildert. Der Kriminalbeamte am Telefon hatte freundlich zugehört, sich sogar die Beschreibung des auffällig gestreiften Handschuhs notiert, doch er hatte auch deutlich gemacht, dass er nicht

Weitere Kostenlose Bücher