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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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an einen Zusammenhang zwischen Katrins und Brindis Verschwinden glaubte. Draußen im Garten hörte man lautes Gekreische und glückliches Jauchzen, das Iglubauen war inzwischen in eine rasante Schneeballschlacht übergegangen. Drinnen im Haus drückte die Stimmung.
    Plötzlich rief Manfred: »Hey, Roberta, komm her! Ich hab endlich eins gefunden! Los mach schon!«
    Roberta drückte aufgeregt ihre Zigarette aus. Eigentlich rauchte sie längst nicht mehr. Aber in Situationen, in denen sie sich überfordert fühlte, beruhigte sie es, war es wie ein Ritual, das ihr ein paar Minuten lang ein wenig Entspannung und Sicherheit bot. Sie stürzte ins Wohnzimmer. Gudrun hastete hinterher.
    »Hast du was gefunden?« Roberta starrte auf den Bildschirm.
    Manfred drehte ihn ein Stück, sodass sie besser sehen konnte. Ein Mann blickte ihr entgegen. Ein Foto. Nicht ganz scharf, nicht sehr groß, doch gut zu erkennen.
    »Kennst du das Gesicht?«, wollte Manfred wissen. Er trommelte nervös mit den Fingern auf den Tisch und musterte Roberta erwartungsvoll. Sie studierte die flimmernden Gesichtszüge. »Ist das Mario Brindi ?«
    Manfred nickte ungeduldig. »Ja. War gar nicht so einfach. Auf den meisten Pressefotos hat er einen Balken vor den Augen. Ist das der Mann mit dem Handschuh?«
    Gudrun sah ebenfalls gespannt zu Roberta. Sie biss sich auf die Unterlippe.
    Roberta zögerte. Sie war verunsichert. Bisher hatte sie sich eingebildet, den Mann in guter Erinnerung zu haben. Aber das Gesicht in ihrem Gedächtnis war verwischt. Zu kurz war der Moment gewesen, zu unbedeutend der Anlass, in dem Augenblick zumindest. Sie war mehr damit beschäftigt gewesen, Katrins ungewöhnliche Reaktion zu studieren, als sich das Gesicht des Fremden einzuprägen. Wozu auch?
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie jetzt. »Er könnte es sein. Die Haarfarbe stimmt. Das Gesicht sah in etwa so aus. Er sieht ihm ähnlich. Das steht fest. Aber ich könnte nicht beschwören, dass er es ist.«

    ***

    Hauptkommissar Halverstett trat auf den Flur. Langsam trottete er die Stufen hinunter ins Foyer des Präsidiums. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. Fast eine Stunde lang hatte er jetzt die Fakten hin und her gewendet, aber herausgekommen war nichts. Und das am Sonntagnachmittag. Er hatte gar nichts auf dem Präsidium verloren. Er zog sich den Mantel über. Jetzt würde er erstmal nach Hause fahren und den Rest des Nachmittags in Ruhe mit seiner Frau verbringen. Sie hatten morgens gemeinsam im Gartencenter einen schönen Weihnachtsbaum ausgesucht und ihn gleich im Wohnzimmer aufgestellt. Das hatte Veronika besänftigt, die eigentlich sauer war, weil der Baumkauf bereits für gestern geplant gewesen war. Sie hatte sofort eifrig die Schuhkartons mit den Kugeln hervorgekramt und angefangen, ihn zu schmücken. Als Halverstett ihr mitteilte, dass er noch einmal ins Präsidium fahren wolle, hatte sie sich gut gelaunt von ihm verabschiedet. »Geh ruhig, beim Baumschmücken bist du sowieso nur im Weg.«
    Sie war die Künstlerin der Familie. Jahrelang hatte sie neben Haushalt und Kindererziehung nur zur Entspannung gemalt, aber mittlerweile war mehr daraus geworden. Ihre Bilder fanden Anklang, und einige davon hingen sogar in einer kleinen Düsseldorfer Galerie.
    Doch Halverstett hätte sich die Fahrt nach Düsseldorf sparen können. Es war nichts dabei herumgekommen. Darüber hätte er sich eigentlich von vornherein im Klaren sein müssen. Er wusste selbst nicht so genau, warum er sich in diesen Fall, der ihn eigentlich gar nichts anging, so reinhängte. Es war, als spüre er eine Katastrophe nahen. Er konnte nicht einfach tatenlos zusehen, ohne nicht wenigstens zu versuchen, sie aufzuhalten.
    Er hatte mit den Kollegen von der Fahndung gesprochen. Brindi hatte keine Verwandten oder Bekannten an einem anderen Ort in Deutschland, soviel hatte man in Erfahrung bringen können. Seine Mutter war lange tot, sein Vater zurück nach Italien gegangen, als er noch ein kleiner Junge war. Und seine Schwester lebte ebenfalls im Ausland. Soweit bekannt war, hatten die Geschwister zudem seit Jahren keinen Kontakt mehr. Düsseldorf war der einzige Ort, an dem er ein paar Bekannte hatte, bei denen er vielleicht Unterschlupf finden konnte.
    Und vor allem lebte in Düsseldorf auch diese Journalistin, Dagmar Ülzcin. Sie war die einzige Person außerhalb der Klinik, mit der Brindi Kontakt gehabt hatte. Möglicherweise war sie der Schlüssel zu seinem jetzigen Aufenthaltsort. Es war gut

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