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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Blick zu ihr aufsah.
    »Hey, Manfred«, rief sie dann. »Wir können Rupert hier nicht bei minus sechs Grad im Wagen sitzen lassen! Wie stellst du dir das vor?«
    Manfred blieb augenblicklich stehen. Er drehte sich um. Dann kam er langsam zurück.
    Er fixierte Jeanette mit herablassendem Blick. »Also gut«, gab er dann nach. »Gehen wir nach oben. Sie kriegen vermutlich immer, was Sie wollen, oder?« Er stapfte ohne ein weiteres Wort auf die Haustür zu und schloss auf.

    ***

    Halverstett warf einen Blick den Gang hinunter, auf dem ein Gewirr von Polizisten und durchgefrorenen Demonstranten herrschte. Der Geräuschpegel entsprach dem eines Schulkorridors während der Fünf-Minuten-Pause. Der penetrante Gestank nach feuchter Kleidung und Schweiß vermutlich auch. Eine junge Beamtin verteilte Becher mit Kaffee. Halverstett seufzte. »Das ist ja schlimmer als auf dem Arbeitsamt«, murmelte er und zog die Tür hinter sich zu. Er bot dem Mann, den er hereingebeten hatte, einen Stuhl an. Er hatte beschlossen, sich den Wortführer der Bürgerinitiative, Detlev Kraus, selbst vorzuknöpfen. Wenn die Gruppe etwas mit dem Mord zu tun hatte, wusste er es mit Sicherheit.
    »Kaffee? Da draußen friert man bestimmt ganz schön.«
    Der Mann antwortete nicht, sondern fixierte ihn provozierend, also stellte Halverstett ihm einfach eine Tasse hin. Er warf einen Blick auf seinen uniformierten Kollegen. »Können wir?«
    »Aber immer doch«, sagte er grinsend und schaltete das Aufnahmegerät ein.
    Halverstett musterte den Mann, der vor ihm auf dem Stuhl saß. Er trug eine pelzbesetzte Lederjacke, die eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hatte, schwere Stiefel und Jeans. Er war unrasiert, und eine blond gelockte Strähne seiner recht langen Haare hing ihm tief in die Stirn. Er sah verwegen aus, wie ein Fliegerpionier oder jemand, der irgendwo im ewigen Eis Schlittenhunderennen gewann, doch etwas daran war falsch. Detlev Kraus wollte offensichtlich, dass man ihn für einen harten Kerl hielt, doch seine Maskerade war zu perfekt, um echt zu wirken.
    Halverstett hatte absichtlich eine Weile geschwiegen. Die meisten Zeugen verrieten sehr viel, während sie warten mussten und dabei nervös mit ihren Fingern spielten oder gelangweilt aus dem Fenster starrten. Kraus erschien ihm sehr entspannt, zu entspannt für jemanden, der angeblich an einem Mord beteiligt war. Allerdings war er ein ehemaliger Kollege. Er wusste, wie solche Gespräche abliefen. Jetzt sah er dem Kommissar direkt in die Augen.
    »Finden Sie nicht, dass sie unser beider Zeit verschwenden? Ich habe noch jede Menge zu tun, ich leite eine Firma mit achtzehn Angestellten, und Sie müssten doch eigentlich auch beschäftigt sein. Sie haben wohl vergessen, dass da draußen ein Irrer frei rumläuft. Sie sollten mal endlich ihren Job tun.«
    »Es ist nicht mein Job, nach Vermissten zu fahnden. Ich bin für Gewaltdelikte zuständig. Ich ermittle in einem Mordfall.«
    Kraus riss ungläubig die Augen auf. »Mord?«
    »Eine gewisse Dagmar Ülzcin ist gestern Nacht ermordet worden. Ihre Leiche wurde heute früh im Grafenberger Wald gefunden. Kannten Sie die Frau?«
    Halverstett beobachtete, wie es in Kraus arbeitete. Er konnte förmlich sehen, wie der Mann die Optionen im Geist durchging. Schließlich schien er sich zu einer Entscheidung durchgerungen zu haben. »Sie war diese Journalistin, stimmt’s? Die Frau, die Brindi ständig besucht hat. Sie soll ihm bei der Flucht geholfen haben.«
    »Sie wollten Brindi doch auf eigene Faust aufspüren? Da hätten Sie doch bestimmt mit Ihrer Suche bei Frau Ülzcin angefangen?«
    »Wir haben das diskutiert. Aber wir haben es wieder verworfen. Wir haben ja gar nicht die Möglichkeiten, die ihr Bullen habt.«
    Halverstett zog die Augenbrauen hoch. Der andere Polizist, der bisher schweigend zugehört hatte, stieß einen Laut aus, sagte jedoch nichts.
    »Sie waren also nicht bei Frau Ülzcin, um herauszufinden, wo Brindi steckt?«
    »Nein.«
    »Einer von den anderen vielleicht?«
    »Nein. Nicht, dass ich wüsste.«
    »Wer hat alles über Dagmar Ülzcin Bescheid gewusst?«, wollte der Kommissar jetzt wissen.
    »Wir alle. Ich meine, alle von der ›Bürger für den Bürgerschutz‹-Initiative. Die anderen, die da mit uns Mahnwache halten, kenne ich nicht näher. Wer von denen was weiß, kann ich nicht sagen. Aber von uns wussten es alle.«
    Halverstett schob ihm ein Stück Papier und einen Kugelschreiber hin. »Würden Sie mir bitte die Namen

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