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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Stuhl zurück. Manfred sprach weiter. Seine Stimme war jetzt ein wenig ruhiger. »Ich war so glücklich, dass sie es nicht war«, wiederholte er. »Ich bin beinahe umgekippt. Kannst du dir das vorstellen? Die Anspannung, die Angst. Das ist die schlimmste Situation, die du dir denken kannst. WennHalverstett mich nicht festgehalten hätte, wäre ich vermutlich einfach auf sie gefallen.«
    Er verstummte. Roberta öffnete den Mund. Tausend Fragen wirbelten auf einmal durch ihren Kopf, aber sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Da war noch etwas, das Manfred gesagt hatte, das sie hatte aufhorchen lassen, aber sie kriegte es nicht mehr zusammen.
    Manfred wischte sich mit den Händen über das Gesicht. »Die tote Frau. Ich kannte sie. Sie ist – war eine Kollegin. Dagmar Ülzcin. Sie kannte Brindi. Sie war möglicherweise diejenige, die ihm zur Flucht verholfen hat. Sie hat ihn auf jeden Fall mehrfach in der Klinik besucht und war felsenfest davon überzeugt, dass er unschuldig ist. Und das ist nicht alles. In ihrer Jackentasche war Katrins Visitenkarte.«
    »Oh, mein Gott!« Roberta schlug die Hand vor den Mund. »Das heißt, dass er Katrin wirklich in seiner Gewalt hat.«
    »Das muss es nicht heißen. Aber es ist wohl kaum ein Zufall.« Manfred starrte in seinen Kaffeebecher.
    »Woher wusstest du überhaupt von dem Leichenfund im Wald? Hat die Polizei dich angerufen?«, wollte Roberta wissen.
    Ein schwaches Grinsen machte sich auf Manfreds Lippen breit. »Die Zeitung. Der ganz normale Wahnsinn einer Welt, in der sich alles darum dreht, möglichst alsErster möglichst viel zu wissen. Ein Kollege hat den Polizeifunk abgehört und mich angerufen. Er wusste das mit Katrin und dachte – na ja, ich sollte es besser wissen.«
    Roberta starrte gedankenverloren aus dem Fenster. »Und jetzt?«
    »Ich weiß auch nicht«, antwortete Manfred. »Keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat. Wenn ich nur wüsste, was mit Katrin passiert ist und wie ich ihr helfen kann.«
    Er schob seinen Kaffeebecher hin und her. »Und das ist immer noch nicht alles«, sagte er dann. »Es gibt da eine weitere Komplikation.«
    Roberta fuhr herum. Sie suchte seinen Blick.
    Er sah sie an. »Ich habe gestern Abend noch mit dieser Dagmar gesprochen. Ich bin womöglich der Letzte, der sie lebend gesehen hat. Abgesehen von ihrem Mörder natürlich. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei das rauskriegt. Und dann werden sie wahrscheinlich mich für den Mörder halten. Ein Motiv hatte ich schließlich, und auch die Gelegenheit.«

    ***

    »Sind Sie ganz sicher?« Staatsanwalt Fischer saugte an seiner Zigarette. Er stand mit Hauptkommissar Halverstett und der Gerichtmedizinerin Maren Lahnstein auf der Treppe vor dem Institut für Rechtsmedizin, das sich auf dem Gelände der Unikliniken befand. Trotz der Kälte froren sie nicht, sondern genossen die Wärme der bleichen nachmittäglichen Sonnenstrahlen, die die obere Schicht der geschlossenen Schneedecke antaute, sodass sie nass schimmerte.
    Halverstett blickte erwartungsvoll von Fischer zu der Ärztin. Auch er wollte es noch einmal genau wissen. Maren Lahnstein war heute nicht gerade gesprächig gewesen. Anfänglich zumindest. Nachdem Halverstett morgens im Wald so wortkarg gewesen war, hatte sie die Konversation ebenfalls auf ein Minimum beschränkt und sich auf ihre Arbeit konzentriert. Der Staatsanwalt hatte dafür umso mehr geredet. Vermutlich half es ihm, den Anblick der aufgeschnittenen Leiche zu ertragen. Außerdem konnte er die Ärztin so mit seinem Fachwissen beeindrucken. Das zumindest schien seine Absicht gewesen zu sein. Halverstett war sich allerdings nicht so sicher, ob das auf Frau Lahnstein den gewünschten Eindruck machte. Sie schien die Bemühungen des Staatsanwalts um ihre Aufmerksamkeit entweder nicht zu bemerken, oder sie ignorierte sie bewusst. Auf jeden Fall wirkte sie heute unnahbarer als je zuvor. Fischer gegenüber zumindest.
    Sobald sich die Gelegenheit ergeben hatte, hatte Halverstett ihr rasch erklärt, warum er im Wald so einsilbig gewesen war. Danach hatte sich ihre Stimmung verändert und sie war merklich aufgetaut. Dem Kommissar fiel auf, dass sie sich zumeist an ihn wandte, wenn sie sprach, und den Staatsanwalt weitestgehend ignorierte. Er wusste nicht, wie er dieses Verhalten deuten sollte. Vielleicht wollte sie den Mann zusätzlich anstacheln, herausfinden, wie er damit umging. Doch auf der anderen Seite war Halverstett sich gar nicht sicher, ob seine

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